Deutsche Tageszeitung - Sport: Kronzeuge Rodtschenkow attackiert Russland, IOC und WADA

Sport: Kronzeuge Rodtschenkow attackiert Russland, IOC und WADA


Sport: Kronzeuge Rodtschenkow attackiert Russland, IOC und WADA
Sport: Kronzeuge Rodtschenkow attackiert Russland, IOC und WADA / Foto: ©

Der Doping-Kronzeuge Grigorij Rodtschenkow hat Russland, das IOC und die WADA hart attackiert. In einem Gastbeitrag für die New York Times (Freitagausgabe) bekannte der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Zentrums und Kopf des russischen Doping-Programms, dass er mittlerweile an Sinn und Zweck seiner spektakulären Beichte zweifle.

Textgröße ändern:

"Die Erwartung, die ich einmal hatte, dass es eine sinnvolle Reform geben könnte, beginnt zu verblassen", schrieb Rodtschenkow, der im November 2015 in die USA geflüchtet war und dort nach seiner Aussage unter Zeugenschutz steht. Alles deute darauf hin, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA versuche, "einen Weg zu finden, vor den Ergebnissen davonzulaufen, die ihr eigener unabhängiger Experte ermittelt hat", schrieb Rodschenkow mit Blick auf die von Richard McLaren vorgelegten Beweise.

Die beiden Berichte des kanadischen Rechtsprofessors, die erwiesen haben, dass mehr als 1000 russische Athleten von dem staatlich orchestrierten Dopingsystem profitiert haben, fußen zu weiten Teilen auf den Aussagen Rodschenkows.

"Niemand von der WADA oder den Verbänden hat jemals versucht, mich zu befragen, obwohl ich verfügbar und bereit für eine Aussage war", schrieb er. Von den beiden Kommissionen des Internationalen Olympischen Komitees IOC, die die russischen Dopingsünden derzeit untersuchen, habe sich bislang erst eine bei ihm gemeldet, und dies auch erst vor zwei Wochen.

Rodtschenkow warf dem russischen Vize-Premier Witali Mutko, der während des Skandals um die Winterspiele in Sotschi Sportminister war, erneut Mitwisserschaft vor. Mithilfe des Geheimdienstes FSB waren damals russische Dopingproben ausgetauscht und manipuliert worden. "Lassen Sie mich deutlich sein: Herr Mutko wusste vom russischen Doping-Programm und war entscheidend für dessen Erfolg", schrieb er.

Rodtschenkow erinnerte zudem an den Fall des ehemaligen Vorsitzenden der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, Nikita Kamajew, der im Februar 2016 im Alter von nur 52 Jahren starb, angeblich an einem Herzinfarkt. Kamajew habe es "auf die harte Tour" erfahren: "Ein gesunder Mann in der Blüte seines Lebens hat einen verhängnisvolle ’Herzattacke’ - Russlands bevorzugter Weg, Feinde zu beseitigen -, nachdem der Kreml erfahren hatte, dass er ein Buch über das Doping-Programm schrieb." Zwei Tage vor seiner Flucht habe ihn ein Freund aus der Regierung gewarnt, dass "Russland meinen ’Selbstmord’ plane".

Rodschenkow forderte das IOC auf, russische Athleten bei den Winterspielen in Pyeongchang als "Strafe für die Verstöße Russlands" nur unter neutraler Flagge starten zu lassen. Er hoffe, dass IOC und WADA "Russlands Missetaten" nicht "unter den Teppich kehren" werden: "Die Welt - und viele Tausend saubere Athleten - werden es verfolgen."

(Y.Leyard--DTZ)

Empfohlen

Neymar verlängert beim FC Santos

Der brasilianische Fußballstar Neymar hat seinen Vertrag beim FC Santos bis zum Jahresende verlängert. Das gab der Klub am Dienstag bekannt. Neymar (33) war im Januar von Al-Hilal in Saudi-Arabien zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, auch wegen einiger Verletzungen kam er bislang aber nicht in Form.

Zwangsabstieg: Lyon legt Einspruch ein

Paukenschlag in der französischen Ligue 1: Der frühere Fußball-Serienmeister Olympique Lyon wurde von der Nationalen Kontroll- und Verwaltungsdirektion (DNCG) wegen Verstößen gegen die Finanzauflagen in die Ligue 2 zurückgestuft. Das gab die Profifußballliga (LFP) am Dienstagabend bekannt. Lyon kündigte umgehend an, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen.

Gruselkick im Glutofen: Bayern verspielen Gruppensieg

Mit einem wahren Gruselkick im Glutofen von Charlotte hat Bayern München den wertvollen Gruppensieg bei der Klub-WM noch verspielt. Der eine Halbzeit lang viel zu behäbige Rekordmeister unterlag bei geradezu unmenschlichen Temperaturen gegen Benfica Lissabon 0:1 (0:1) und zieht nur als Zweiter der Staffel C ins Achtelfinale ein.

Entscheidung vertagt: Bayern besiegt Ulm

Bayern München hat den ersten Meister-Matchball abgewehrt und sich ein entscheidendes fünftes Finalspiel in der Basketball Bundesliga (BBL) erkämpft. Der Titelverteidiger gewann das vierte Duell der Best-of-Five-Serie gegen ratiopharm Ulm mit 67:53 (32:32). Vor heimischem Publikum am Donnerstag (20.00 Uhr/Dyn) haben die Bayern nun die Chance, doch noch einen Titel in dieser Saison zu gewinnen.

Textgröße ändern: