Bayern erobern Tottenham, Bayer verliert erneut
Furioser Sieg für Bayern München, nächste Pleite für Bayer Leverkusen: Auch am zweiten Spieltag der Champions League haben die beiden Bundesligisten zwei völlig verschiedene Gesichter gezeigt. Während die Bayern bei Tottenham Hotspur nach Rückstand zu einem 7:2 (2:1) stürmten und Kurs auf das Achtelfinale nahmen, verlor die Werkself durch ein 0:3 (0:1) bei Juventus Turin bereits den Anschluss.
Die Bayern zeigten vor 60.127 Zuschauern in London zeitweise eine Gala-Vorstellung. Gegen den Finalisten der vergangenen Saison drehte das Team von Trainer Niko Kovac nach dem 0:1 durch Heung-Min Son (12.) auf und zog durch Tore von Joshua Kimmich (15.), Robert Lewandowski (45., 87.) und dem überragenden Serge Gnabry (53., 55., 83., 88.) davon. Das zwischenzeitliche 2:4 durch Harry Kane (60., Foulelfmeter) konnte Münchens zweiten Sieg im zweiten Spiel nicht mehr verhindern.
Nach einem überzeugenden Sieg hatte es zunächst nicht ausgesehen - auch wegen Corentin Tolisso, den Trainer Niko Kovac überraschend anstelle von Thiago aufgeboten hatte. Der Franzose war neben seinem Landsmann Benjamin Pavard zunächst eine Schwachstelle im Defensivverbund der Münchner - und auch Ausgangspunkt beim Führungstreffer durch Son. Der Südkoreaner hatte schon in den Minuten zuvor nach chirurgisch präzisen Pässen zwei Großchancen besessen, Manuel Neuer konnte jedoch beide Male hervorragend parieren (6./10.).
Nach einer halben Stunde nahmen die Spurs allerdings ein wenig den Fuß vom Gas. Prompt kamen die Münchner besser ins Spiel, waren passsicherer und stärker in den Zweikämpfen. Eine Augenweide war der erste Treffer von Lewandowski, der seinen Gegenspieler Jan Vertonghen zunächst an der Torauslinie austrickste und Sekunden später beim Schuss aus 16 Metern erneut. Ähnlich stark war das Solo von Gnabry zum 3:1, der kurz darauf nicht minder abgezockt ein weiteres Mal traf.
Auch Kovac griff noch einmal entscheidend ins Spiel ein. Nach der Pause brachte er Thiago für David Alaba, schickte auf dessen Position Pavard und zog Kimmich nach rechts hinten zurück. Eine gute Idee: Neben dem ballsicheren Thiago fing sich auch Tolisso, beruhigt zurücklehnen durften sich die Bayern aber trotz der souveränen Führung nicht. Nach dem Anschlusstreffer durch Kane drehten die Spurs nochmal auf - Javi Martinez musste zudem für den verletzten Jerome Boateng einspringen. Die Bayern aber behielten nun die Nerven - und bescherten den Spurs ein Debakel.
In Turin kassierte Leverkusen derweil die zweite Pleite im zweiten Spiel. Die Mannschaft von Trainer Peter Bosz, die sich zum Auftakt der Königsklasse beim 1:2 gegen den vermeintlich schwächsten Vorrundengegner Lokomotive Moskau blamiert hatte, belegt in der Gruppe D punktlos den letzten Rang. Der argentinische Ausnahmestürmer Gonzalo Higuain (17.), Federico Bernardeschi (62.) und Ronaldo (89.) machten den ersten Sieg des Titel-Mitfavoriten perfekt.
Vor 34.525 Zuschauern stand der Bundesliga-Sechste nach einer ordentlichen Viertelstunde mit zwei Abschlüssen von Lucas Alario und Kerem Demirbay die meiste Zeit auf verlorenem Posten. Obwohl von CR7 nicht allzu viel zu sehen war, stellte das Starensemble der Alten Dame, das im ersten Gruppenspiel ein 2:2 bei Atletico erzielt hatte, die oftmals überforderte Bayer-Defensive ein ums andere Mal vor große Probleme.
Beim Führungstreffer der Bianconeri leistete Nationalspieler Jonathan Tah, der zuletzt eine Verschnaufpause erhalten hatte, zudem mit einer verunglückten Kopfballabwehr unfreiwillig Schützenhilfe. Higuain zeigte anschließend seine ganze Klasse und ließ bei seinem ersten Treffer im laufenden Wettbewerb Bayer-Torwart Lukas Hradecky keine Chance.
Bayer zeigte großen Einsatz und versuchte sich mit aller Macht aus der Umklammerung zu befreien, verlor aber zu viele entscheidende Duelle im Mittelfeld, sodass Juve mit weitaus weniger Ballbesitz dennoch den Ton angab. Hradecky verhinderte mit einer weiteren Glanztat gegen Ronaldo in der 57. Minute den vorzeitigen K.o. seiner Mannschaft. Gegen Bernardeschi, dessen Treffer erst nach Videobeweis anerkannt wurde, war er dann aber machtlos. Ronaldo machte schließlich alles klar.
(Y.Leyard--DTZ)