Deutsche Tageszeitung - RUSADA-Chef Ganus: "Putin muss eingreifen"

RUSADA-Chef Ganus: "Putin muss eingreifen"


RUSADA-Chef Ganus: "Putin muss eingreifen"
RUSADA-Chef Ganus: "Putin muss eingreifen" / Foto: ©

Angesichts der drohenden Vier-Jahres-Sperre für Russland für alle sportlichen Wettbewerbe fordert Anti-Doping-Chef Juri Ganus Staatspräsident Wladimir Putin zum Handeln auf. "Präsident Putin muss eingreifen. Ehrlicherweise warte ich darauf", sagte der Generaldirektor der nationalen Anti-Doping-Agentur RUSADA der französischen Nachrichtenagentur AFP.

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Das zuständige Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte die Empfehlung für Sanktionen gegen Russland "wegen extrem ernster Verstöße" in der Affäre um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor ausgesprochen. Ganus sieht damit seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. "Wir stürzen in eine neue Phase von Russlands Dopingkrise. Das ist die Realität", sagte der RUSADA-Chef.

Russland soll laut der Empfehlung der WADA-Kommission für vier Jahre aus dem Weltsport ausgeschlossen werden. Damit droht dem Land bei einer konsequenten Umsetzung das Olympia-Aus sowohl für die Sommerspiele 2020 in Tokio als auch für die Winterspiele 2022 in Peking. Auch Russlands Beteiligung an der Fußball-EM im kommenden Sommer mit seiner Mannschaft und auch als einer der zwölf Gastgeber in St. Petersburg steht infrage. Die UEFA wollte das am Dienstagvormittag auf SID-Anfrage "nicht kommentieren".

Darüber hinaus dürfte das Land keine internationalen Wettbewerbe ausrichten, und seine Funktionärsriege wäre von Großereignissen ausgeschlossen. Die RUSADA würde suspendiert. Einzelsportler könnten international nur nach eingehender Prüfung als neutrale Athleten starten.

2016 hatte WADA-Sonderermittler Richard McLaren ein organisiertes Dopingsystem in Russland offengelegt. In der Folge konnten russische Aktive 2016 bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro nur nach Überprüfung durch ihre Fachverbände und zwei Jahre später bei den Winterspielen in Pyeongchang lediglich als neutrale Athleten antreten. Unmittelbar nach Ende der Olympia-Wettbewerbe in Südkorea hob das Internationale Olympische Komitee (IOC) seinen Bann gegen Russlands Athleten in einer umstrittenen Entscheidung auf.

Eine Entscheidung über das Strafmaß fällt am 9. Dezember bei der Sitzung der WADA-Exekutive in Paris. Im Falle einer Strafe kann Russland beim internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch gegen die Sanktionen einlegen.

(Y.Leyard--DTZ)