Deutsche Tageszeitung - Weltklimarat IPCC fordert Emissions-Trendwende zum Erhalt von "lebenswerter" Erde

Weltklimarat IPCC fordert Emissions-Trendwende zum Erhalt von "lebenswerter" Erde


Weltklimarat IPCC fordert Emissions-Trendwende zum Erhalt von "lebenswerter" Erde
Weltklimarat IPCC fordert Emissions-Trendwende zum Erhalt von "lebenswerter" Erde

Zur Verhinderung einer globalen Klimakatastrophe bleiben der Menschheit laut einem neuen Bericht des Weltklimarats IPCC nur noch wenige Jahre. Der weltweite Treibhausgasausstoß müsse vor 2025 seinen Höhepunkt erreichen, heißt es im IPCC-Sachstandsbericht zu Maßnahmen gegen die Erderwärmung, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde. UN-Generalsekretär António Guterres und Umweltaktivisten warf Regierungen und Unternehmen vor, über das Ausmaß der von ihnen verursachten Klimaschäden schlicht zu "lügen".

Textgröße ändern:

Selbst wenn die globalen Treibhausgasemissionen vor 2025 ihren Höhepunkt erreichten und "sofortige Maßnahmen" ergriffen würden, sei eine Erderwärmung um zwei Grad zu befürchten, heißt es in dem rund 2800 Seiten langen Bericht. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, um verheerende Folgen wie steigende Meeresspiegel und zunehmende Hitzewellen möglichst gering zu halten.

Bleibe es bei den aktuellen globalen Klimaschutzzusagen, gerate das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens allerdings "außer Reichweite", warnen die Berichtsautoren. "Wir sind an einer Wegscheide", erklärte IPCC-Chef Hoesung Lee. "Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern."

Mit der Förderung eines klimafreundlichen Konsums bei Energie und anderen Gütern und Dienstleistungen könnten die Regierungen den Treibhausgasausstoß bis 2050 um 40 bis 70 Prozent verringern. Dies sei ein "bedeutendes ungenutztes Potenzial", erklärte der Co-Vorsitzende der zuständigen IPCC-Arbeitsgruppe, Priyadarshi Shukla.

Besonders stark in der Pflicht sieht der Weltklimarat hier die reichsten zehn Prozent der Haushalte, die für 36 bis 45 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich seien. Als entscheidenden Faktor für den Klimawandel nennen die Berichtsautoren die Nutzung fossiler Brennstoffe. Bis 2050 müsse die Nutzung von Kohle vollständig eingestellt werden und die von Erdöl und Erdgas um 60 beziehungsweise 70 Prozent im Vergleich zu 2019 verringert werden, mahnen die IPCC-Experten.

Bei den nun veröffentlichten Befunden handelt es sich um die Ergebnisse der Arbeitsgruppe III des IPCC, die sich mit Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung befasst. Um die Formulierungen in der Zusammenfassung des dritten Berichtsteils für politische Entscheidungsträger hatten die 195 Mitgliedstaaten des IPCC seit dem 21. März hart gerungen. Deswegen dauerten die virtuellen Beratungen mehr als 48 Stunden länger als ursprünglich geplant, die Vorstellung des Berichts musste um mehrere Stunden verschoben werden.

UN-Generalsekretär Guterres warf den großen Treibhausgasemittenten vor, bislang einen "Katalog der leeren Versprechungen" vorgelegt zu haben. "Einige Regierungen und Verantwortliche von Unternehmen sagen das eine und tun das andere", erklärte Guterres in New York. "Um es einfach auszudrücken: Sie lügen."

"Die Kosten des Nicht-Handelns sind viel höher als schnelle und effektive Maßnahmen gegen die Erderhitzung und gegen die fossile Abhängigkeit", mahnte der WWF. Die Klima-Allianz Deutschland aus rund 140 deutschen Organisationen forderte einen "Sprint beim Abschied von Kohle, Öl und Gas". Die Bundesregierung müsse ihre G7-Präsidentschaft nutzen für eine Verpflichtung der führenden Industriestaaten zu einem Kohleausstieg bis 2030 und einer Abkehr von Öl und Gas bis 2035.

Die Klimabeauftragte im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, räumte eine "besondere Verantwortung" der Industriestaaten ein und versprach, sich für eine ehrgeizigere Klimapolitik der G7-Staaten einzusetzen. Der Vize-Präsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, räumte mit Blick auf die Entwicklung der Treibhausgasemissionen ein, "dass wir umkehren müssen, und das schnell".

Viele Umweltaktivisten hoben den Zusammenhang zwischen der globalen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und dem Krieg in der Ukraine hervor. "Das Geld, bei dem wir gebettelt haben, es nicht in schmutzige Energie zu investieren, fliegt jetzt in Form von Bomben über unseren Köpfen", erklärte etwa die Ukraine-Koordinatorin vom Climate Action Network (CAN), Olha Boiko.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Fast 3000 Jahre alte Maya-Stadt in Guatemala entdeckt

In Guatemala sind die Überreste einer fast 3000 Jahre alten Maya-Stadt entdeckt worden. Der spektakuläre Fund wurde im Norden des mittelamerikanischen Landes in der Nähe der Grenze zu Mexiko gemacht, wie das Kulturministerium am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Pyramiden und andere Monumente sowie Observatorien deuteten darauf hin, dass die Stadt ein wichtiger zeremonieller Ort gewesen sei. Die Ruinen seien über 2800 Jahre alt.

Frühjahr in Deutschland eines der trockensten seit Messbeginn vor mehr als 140 Jahren

Deutschland hat eines der drei trockensten Frühjahre seit dem Beginn der Messungen vor mehr als 140 Jahren erlebt. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag in Offenbach mitteilte, fielen von März bis Mai bundesweit im Schnitt nur etwa 96 Liter Niederschlag je Quadratmeter. Nur in den Frühjahren 1893 mit etwa 85,3 Litern und 2011 mit 89,5 Litern war es in Deutschland demnach noch trockener gewesen.

Facebook-Mutter Meta arbeitet mit Rüstungs-Start-up an KI-Geräten für US-Soldaten

Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat verkündet, in einer Partnerschaft mit dem Rüstungs-Start-up Anduril an mit Künstlicher Intelligenz (KI) versehenen Technologien für die Ausrüstung von Soldaten zu arbeiten. Meta habe das vergangene Jahrzehnt damit verbracht, KI und die sogenannte Augmented Reality (AR) weiterzuentwickeln, erklärte Meta-Chef Mark Zuckerberg am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. "Wir sind stolz darauf, mit Anduril zusammenzuarbeiten, um diese Technologien den amerikanischen Soldaten zur Verfügung zu stellen, die unsere Interessen zuhause und im Ausland schützen."

Milliardengewinne für US-Chiphersteller Nvidia trotz US-Ausfuhrbeschränkungen

Der US-Chipentwickler Nvidia hat im ersten Quartal trotz Einbußen durch US-Ausfuhrbeschränkungen nach China Milliardengewinne erzielt: Das Unternehmen meldete am Mittwoch (Ortszeit) einen Gewinn von 18,8 Milliarden Dollar (16,7 Milliarden Euro), was die Markterwartungen übertraf. Im April hatte die US-Regierung Beschränkungen bei Lieferungen nach China angekündigt - doch die daraus resultierenden Gewinneinbußen fielen mit 4,5 Milliarden Dollar geringer aus als die zunächst angekündigten 5,5 Milliarden Dollar.

Textgröße ändern: