Deutsche Tageszeitung - Ifo-Berechnung: Akw-Laufzeitverlängerung würde Strompreis 2023 etwas senken

Ifo-Berechnung: Akw-Laufzeitverlängerung würde Strompreis 2023 etwas senken


Ifo-Berechnung: Akw-Laufzeitverlängerung würde Strompreis 2023 etwas senken
Ifo-Berechnung: Akw-Laufzeitverlängerung würde Strompreis 2023 etwas senken / Foto: © AFP/Archiv

Wenn alle drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland noch bis 2030 laufen würden, dürfte dies einer Studie zufolge im kommenden Jahr den Strompreis etwas senken. Der Preis würde 2023 um vier Prozent niedriger ausfallen und ab 2024 um etwa 1,2 Prozent, erklärte das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch. Die längeren Laufzeiten sparten allerdings "nur geringe Mengen an Erdgas ein und behindern im Gegenzug mittelfristig den Ausbau der erneuerbaren Energien".

Textgröße ändern:

In der Studie hatte der Ifo-Stromexperte Mathias Mier mehrere Szenarien durchgespielt. Um den Effekt der Akw-Laufzeitverlängerung auf den Strommix und die Preisentwicklung zu berechnen, nahm er an, dass die drei Meiler mit neuen Brennstäben versorgt werden und "mehr oder weniger ohne größere Unterbrechung bis Ende 2030 weiter in Betrieb sind".

Die Akw würden dabei 25 bis 33 Terawattstunden Strom im Jahr liefern, heißt es in der Studie weiter. Das entspreche etwa vier Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms. Der Stromerzeugungsanteil von Erdgas würde demnach allerdings nur von 8,3 Prozent auf 7,6 Prozent im Jahr 2023 und auf 7,2 Prozent im Jahr 2024 sinken. "Denn Atomkraft ersetzt Erdgas nicht 1:1, sondern kurzfristig vor allem auch Kohle", erklärte Mier. Gleichzeitig würden die Investitionen in Photovoltaik und Wind geringer ausfallen als ohne Laufzeitverlängerung.

Eine klare Empfehlung in Bezug auf die innerhalb der Ampel-Koalition hoch umstrittene Akw-Laufzeitverlängerung gab das Ifo-Institut nicht ab. "Nicht alle Determinanten des künftigen Stromverbrauchs und insbesondere der Erdgasverfügbarkeit im Winter" seien heute bereits bekannt, erklärte es. Deswegen könne es sinnvoll sein, "sich die Option Atomstrom auch über eine krisenbedingte, kurzfristige Laufzeitverlängerung im kommenden Jahr hinaus offen zu halten".

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will als Konsequenz aus einem kürzlich abgeschlossenen Stresstest der Stromversorgung zwei der drei Atomkraftwerke bis Mitte April 2023 in Reserve halten. Dagegen fordert die FDP - ebenso wie CDU und CSU - einen Weiterbetrieb über mehrere Jahre hinweg. Nach aktueller Rechtslage werden im Zuge des Atomausstiegs die verbliebenen Meiler zum Jahresende abgeschaltet.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Französisches Endlager kommt Umsetzung näher - Sicherheitsfragen bleiben

Das in Frankreich geplante Endlager für radioaktiven Atommüll ist seiner Umsetzung einen Schritt näher gekommen. Die französische Atomaufsicht beurteilte die Sicherheitsvorkehrungen für das unterirdische Lager im lothringischen Bure nahe der deutschen Grenze in einem am Donnerstag vorgestellten Bericht als "zufriedenstellend". Sie verwies aber zugleich auf zahlreiche Risiken, die weiter geprüft werden müssten. "Es ist eine wichtige Etappe, aber noch nicht das Ende der Geschichte", sagte der Vize-Generladirektor der Atomaufsicht (ASN), Pierre Bois, der Nachrichtenagentur AFP.

"Grüner Betrug": Trump lockert Emissionsregeln für Autos

US-Präsident Donald Trump hat gelockerte Emissionsregeln für Autohersteller angekündigt. Trump sagte am Mittwoch im Weißen Haus, er mache Auflagen seines Vorgängers Joe Biden rückgängig. Dadurch würden Autos erschwinglicher und Arbeitsplätze in der US-Autoindustrie geschützt, sagte Trump im Beisein von Managern der Konzerne Ford, General Motors und Stellantis.

EU-Kommission stellt Pläne für Beschaffung Seltener Erden vor

Die EU-Kommission stellt am Mittwoch ihre Pläne für eine zuverlässigere Beschaffung Seltener Erden für die europäische Industrie vor. EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné will die EU damit unabhängiger von China machen, das einen Großteil der weltweiten Produkten und Verarbeitung Seltener Erden kontrolliert. Er hatte Peking in der vergangenen Woche "Erpressung" in diesem Zusammenhang vorgeworfen.

Autos gerammt und in Höfen verschanzt: Wildschweinrotte raste durch Ortschaft

Eine Wildschweinrotte hat die Bewohner einer Ortschaft in Rheinland-Pfalz in Angst und Schrecken versetzt. Die rund zehn Tiere hatten sich offenbar verlaufen und rannten am Montagnachmittag aggressiv durch die Gemeinde, wie die Polizei am Abend in Landau mitteilte. Dabei streiften die Schweine parkende Fahrzeuge, einige Tiere "verschanzten sich in Privathöfen", wie es hieß.

Textgröße ändern: