Deutsche Tageszeitung - Bundestag berät erstmals über Heizungsgesetz - Habeck verteidigt Änderungen

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Bundestag berät erstmals über Heizungsgesetz - Habeck verteidigt Änderungen


Bundestag berät erstmals über Heizungsgesetz - Habeck verteidigt Änderungen
Bundestag berät erstmals über Heizungsgesetz - Habeck verteidigt Änderungen / Foto: © AFP/Archiv

Die Ampel-Koalition hat die neuen Vorgaben für Heizungen auf den parlamentarischen Weg gebracht. Im Bundestag verteidigte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag das Gesetzesvorhaben einschließlich der kurzfristig vereinbarten Änderungen. Die Koalition habe von der Vorgängerregierung eine enorme Klimaschutzlücke geerbt; daher müssten nun "mit Entschiedenheit Gesetze vorangebracht" werden. Die Opposition kritisierte sowohl die kurzfristig angesetzte erste Lesung im Bundestag als auch das eigentliche Heizungsgesetz.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Die Ampel-Koalition hatte erst am Dienstag ihren monatelangen Streit über die Ausgestaltung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) beigelegt und den Weg für die Parlamentsberatungen frei gemacht. Damit könnte das Gesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet werden.

Die von der Koalition als "Leitplanken" vorgestellten Änderungen sehen vor, dass neue Vorschriften für Bestandsbauten erst gelten, wenn kommunale Wärmeplanungen vorliegen. Gasheizungen dürfen auch in Neubauten weiterhin eingebaut werden, wenn sie auf Wasserstoff umgerüstet werden können und diese Gebäude nicht in Neubaugebieten entstehen. Die Änderungen waren in dem der ersten Lesung im Bundestag zugrunde liegenden Gesetzentwurf noch nicht enthalten, was von der Opposition scharf kritisiert wurde.

Dadurch, dass die kommunale Wärmeplanung mit dem GEG verzahnt werde, gebe es nun einen gestuften Einstieg bei den Vorgaben für Heizungen, sagte Habeck. Er betonte zugleich, der Kern des Gesetzes, dass keine neuen Öl- und Gasheizungen eingebaut werden sollten, bleibe erhalten. Die kurzfristigen Änderungen begründete der Minister damit, dass die über den Jahreswechsel drohende Gasmangellage "handhabbar gemacht worden" sei.

Habeck sprach angesichts des heftigen Widerstands gegen die ursprüngliche Fassung des Gesetzes von einem "Spannungsfeld zwischen der politischen Notwendigkeit und der gesellschaftlichen Realität". Auch räumte er mit Blick auf die anfangs holprige Vermittlung der Pläne ein, dies sei eine "Kür mit Abstrichen" gewesen.

SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch sagte, die Koalition habe sich "eine Herkulesaufgabe vorgenommen". Er fügte hinzu: "Abstrakt sind alle immer für Klimaschutz, aber wenn es konkret wird, sind die gesellschaftlichen Herausforderungen mannigfach." Ein solches Vorhaben können nur gestemmt werden, "wenn wir die ökologische Frage mit der sozialen und wirtschaftlichen verbinden".

FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler sagte, es sei Aufgabe des Bundestags, den Entwurf nun zu diskutieren und zu verbessern. Durch die geplante Verzahnung mit der kommunalen Wärmeplanung sei eine entscheidende Verbesserung erreicht worden.

Darauf verwies auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Es sei in Deutschland "viel zu lange" nicht über Heizungen diskutiert worden. Die Zeit dränge erheblich, sagte die Ministerin mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Es stehe ein gewaltiger Transformationsprozesses bevor.

Scharfe Kritik kam von Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU). "Bei den Leitplanken ist ja nichts klar", sagte er. Auch Habeck habe eingeräumt, dass darin "sehr viele ungenaue Formulierungen" enthalten seien. Damit seien weiterhin viele Fragen offen.

Der Linken-Abgeordnete Ralph Lenkert warf der Ampel-Koalition vor, mit "halbgaren Ideen" die Akzeptanz in der Bevölkerung zu verspielen. Er fordert eine Abschaffung der Modernisierungsumlage und eine ausreichende und nach Einkommen gestaffelte Förderung beim Heizungstausch.

Der AfD-Abgeordnete Karsten Hilse sagte, die Hälfte der Deutschen interessiere sich nicht für Klimaneutralität. Die AfD werde "als zukünftige Regierungspartei" das Gesetz wieder rückgängig machen.

Die erste Lesung des Gesetzes war erst am Donnerstagmorgen mit den Stimmen der Ampel-Koalition auf die Tagesordnung gesetzt worden. Bereits in der vorangegangenen Geschäftsordnungsdebatte attackierte die Opposition die Regierungskoalition scharf.

Unionsfraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) sprach angesichts der kurzfristigen Aufsetzung des Themas von "Respektlosigkeit" gegenüber der Opposition. AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann sagte mit Blick auf die noch nicht eingearbeiteten Änderungen, die Regierung wolle einen "Blanko-Scheck" für ihr Gesetz.

Nach der ersten Lesung im Bundestag dürfte es in der kommenden Woche Ausschussberatungen sowie eine Expertenanhörung geben, in der Woche ab dem 3. Juli dann die Schlussabstimmung. Der Termin für die abschließende Bundesratsbefassung ist noch offen, allerdings ist das Gesetz dort nicht zustimmungspflichtig.

(P.Hansen--DTZ)

Empfohlen

Wegen Legionellen: Wasser-Shows bei Expo in Osaka ausgesetzt

Wegen zu hoher Bakterien-Werte im Wasser sind die täglichen Wasser-Shows bei der Weltausstellung in Japan vorerst ausgesetzt worden. Zudem dürfe ein flacher Pool nicht mehr von Kindern zum Spielen genutzt werden, teilten die Veranstalter in Osaka mit. In dem Wasser seien zu hohe Legionellen-Werte gemessen worden.

Autoindustrie fordert erneut Abkehr vom Verbrenner-Aus

Die deutsche Autoindustrie hat erneut eine Abkehr vom Verbrenner-Aus in der Europäischen Union gefordert. Die Autobauer verlangen unter anderem, nach dem Stichtag 2035 weiter neue Plug-in-Hybride zuzulassen, wie aus einem Zehn-Punkte-Plan des Verbands der Automobilindustrie (VDA) vom Freitag hervorgeht. Das EU-Ziel für ein Ende der Neuzulassungen für Verbrenner-Pkw sei "so nicht zu erfüllen", heißt es darin.

Studie: Akzeptanz für internationale CO2-Abgabe für Klimaschutz größer als vermutet

Eine internationale CO2-Abgabe zur Bekämpfung des Klimawandels scheint auf der politischen Agenda nach hinten gerückt zu sein, laut einer Studie gibt es weltweit aber breiten Rückhalt dafür. Es gebe starke und ernsthafte Unterstützung für internationale CO2-Bepreisung, die Pro-Kopf-Rückverteilung der Einnahmen und damit Umverteilung hin zu ärmeren Ländern, erläuterte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Donnerstag das Ergebnis einer von ihm mitverfassten Studie im Fachblatt "Nature Human Behaviour".

EU-Emissionshandel: Deutlich höhere Kosten für Mieter und Vermieter ab 2027

Die Ausweitung des EU-Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr und Gebäude ab 2027 bringt einer Untersuchung zufolge "erhebliche finanzielle Risiken" für Vermieter und Mieter mit sich, die ihre Wohnungen und Häuser mit Erdgas oder Öl heizen. Wie das Unternehmen Purpose Green am Mittwoch mitteilte, könnten allein die CO2-Kosten in Durchschnittsimmobilien in Hamburg von derzeit 431 Euro auf 784 Euro pro Jahr steigen - in extremen Fällen sogar auf 3135 Euro.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild