Deutsche Tageszeitung - Deutsche Delegation sieht ehrgeizige Klima-Beschlüsse in Dubai greifbar nah

Deutsche Delegation sieht ehrgeizige Klima-Beschlüsse in Dubai greifbar nah


Deutsche Delegation sieht ehrgeizige Klima-Beschlüsse in Dubai greifbar nah
Deutsche Delegation sieht ehrgeizige Klima-Beschlüsse in Dubai greifbar nah / Foto: © AFP

Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) hat sich die deutsche Delegation vorsichtig optimistisch über die Aussichten für ehrgeizige Beschlüsse bis zum Konferenzende geäußert. "Ein gutes Ergebnis ist möglich, aber es wird nicht einfach", sagte die deutsche Klima-Beauftragte und Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, am Mittwoch. Pessimistischere Töne schlug der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell, an: Er kritisierte "Wunschlisten und viel Pose". In Berlin verabschiedete das Bundeskabinett derweil eine eigene Klimaaußenpolitik-Strategie.

Textgröße ändern:

Dass der neue Fonds für Klimaschäden gleich zu Beginn der Konferenz arbeitsfähig gemacht und mit Geld gefüllt worden sei, habe eine "positive Dynamik gleich zu Beginn der COP" in die Verhandlungen insgesamt gebracht, sagte Morgan.

Deutschland und das Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate hatten zum Konferenzbeginn am 30. November jeweils 100 Millionen Dollar (92 Millionen Euro) als Startkapital für den Fonds zugesagt. Inzwischen gibt es Zusagen von mehr als 650 Millionen Dollar.

Auch die Verhandlungen über Hilfsgelder für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern gingen "in die richtige Richtung", sagte Morgan. Die Weltgemeinschaft müsse in Dubai aber ein "ambitioniertes Gesamtpaket" aushandeln, das auch umfassende Maßnahmen zur Verringerung des globalen Treibhausgasausstoßes enthält.

Die Beschlüsse der Weltklimakonferenz müssen im Konsens gefällt werden. Ein großer Streitpunkt ist ein grundsätzliches Bekenntnis zum globalen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Hier gebe es "große Unterschiede zwischen einzelnen Staaten", sagte Morgan.

Unterdessen verabschiedete das Bundeskabinett in Berlin eine Klimaaußenpolitik-Strategie. Das Papier bündele die klimapolitischen Ziele und Maßnahmen der Ressorts, definiere Prioritäten und schaffe einen Fahrplan für "kohärentes Regierungshandeln in der Klimaaußenpolitik", erklärte das Auswärtige Amt. Es sei "auch ein Zeichen an die Welt, dass Deutschland im internationalen Klimaschutz vorangeht und ein verlässlicher und solidarischer Partner ist".

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte den Schritt. Sie warnte jedoch: "Die neue Klimaaußenpolitik verliert jedoch jede Wirkung, sollte die aktuelle Haushaltskrise der Ampel in ein Kaputtsparen des internationalen und nationalen Klimaschutzes münden."

Durch die Haushaltskrise daheim gebe es keine Einschränkungen von Deutschlands Handlungsspielraum in Dubai, versicherte Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth, der zur deutschen Delegation gehört. Flasbarth sagte, es gebe nach der ersten Verhandlungswoche in Dubai "allen Grund, guten Mutes zu sein".

Anders klang das aus dem Munde des UN-Klimasekretariats-Chef Stiell. "Wir haben einen Anfangstext auf dem Tisch, aber es ist eine Wundertüte von (...) Wunschlisten und viel Pose", sagte er am Mittwoch und forderte die Staaten zu einem ehrgeizigen Abkommen auf.

Der jüngste in Dubai vorgelegte Verhandlungstext beinhaltet einen Satz, in der zu einem "geordneten und fairen" Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen aufgerufen wird. Es gibt in dem Entwurf aber auch die Variante, die vom Weltklimarat IPCC als dringend notwendig eingestufte Abkehr von Öl, Kohle und Gas gar nicht zu erwähnen. Einen neuen Entwurf könnte es laut mit den Verhandlungen vertrauten Quellen noch am Mittwoch geben.

Das 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris geschlossene Abkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, vorzugsweise auf 1,5 Grad. Seit der Industrialisierung hat sich die Erde bereits um fast 1,2 Grad erwärmt. 2023 wird nach Angaben des EU-Klimawandeldienstes Copernicus als heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen.

Einem aktuellen Forschungsbericht zufolge droht der Welt in den kommenden Jahren das Überschreiten von acht für das Weltklima bedeutenden sogenannten Kipppunkten. Davon sprechen Klimaforscher, wenn bestimmte Klima-Phänomene Schwellen überschreiten, ab denen sie sich nicht mehr umkehren lassen. Zu den derzeit bereits bedrohten Kippsystemen zählen die Autoren der von der britischen Universität Exeter geleiteten Arbeit unter anderem den Eisschild auf Grönland und die subpolare Wirbelzirkulation im Norden des Atlantischen Ozeans.

(B.Izyumov--DTZ)

Empfohlen

Französisches Endlager kommt Umsetzung näher - Sicherheitsfragen bleiben

Das in Frankreich geplante Endlager für radioaktiven Atommüll ist seiner Umsetzung einen Schritt näher gekommen. Die französische Atomaufsicht beurteilte die Sicherheitsvorkehrungen für das unterirdische Lager im lothringischen Bure nahe der deutschen Grenze in einem am Donnerstag vorgestellten Bericht als "zufriedenstellend". Sie verwies aber zugleich auf zahlreiche Risiken, die weiter geprüft werden müssten. "Es ist eine wichtige Etappe, aber noch nicht das Ende der Geschichte", sagte der Vize-Generladirektor der Atomaufsicht (ASN), Pierre Bois, der Nachrichtenagentur AFP.

"Grüner Betrug": Trump lockert Emissionsregeln für Autos

US-Präsident Donald Trump hat gelockerte Emissionsregeln für Autohersteller angekündigt. Trump sagte am Mittwoch im Weißen Haus, er mache Auflagen seines Vorgängers Joe Biden rückgängig. Dadurch würden Autos erschwinglicher und Arbeitsplätze in der US-Autoindustrie geschützt, sagte Trump im Beisein von Managern der Konzerne Ford, General Motors und Stellantis.

EU-Kommission stellt Pläne für Beschaffung Seltener Erden vor

Die EU-Kommission stellt am Mittwoch ihre Pläne für eine zuverlässigere Beschaffung Seltener Erden für die europäische Industrie vor. EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné will die EU damit unabhängiger von China machen, das einen Großteil der weltweiten Produkten und Verarbeitung Seltener Erden kontrolliert. Er hatte Peking in der vergangenen Woche "Erpressung" in diesem Zusammenhang vorgeworfen.

Autos gerammt und in Höfen verschanzt: Wildschweinrotte raste durch Ortschaft

Eine Wildschweinrotte hat die Bewohner einer Ortschaft in Rheinland-Pfalz in Angst und Schrecken versetzt. Die rund zehn Tiere hatten sich offenbar verlaufen und rannten am Montagnachmittag aggressiv durch die Gemeinde, wie die Polizei am Abend in Landau mitteilte. Dabei streiften die Schweine parkende Fahrzeuge, einige Tiere "verschanzten sich in Privathöfen", wie es hieß.

Textgröße ändern: