Deutsche Tageszeitung - Schiffskollision in der Nordsee: Ein Toter befürchtet und Bangen wegen Umweltfolgen

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Schiffskollision in der Nordsee: Ein Toter befürchtet und Bangen wegen Umweltfolgen


Schiffskollision in der Nordsee: Ein Toter befürchtet und Bangen wegen Umweltfolgen

Nach der Kollision eines Öltankers und eines Frachtschiffs vor der britischen Nordseeküste ist das Ausmaß des Unglücks weiter unklar. Wie die britischen Behörden mitteilten, wurde die Suche nach einem vermissten Besatzungsmitglied des von der deutschen Reederei Ernst Russ betriebenen Frachtschiffs "Solong" eingestellt, der Mann sei wahrscheinlich tot. Unklar waren am Dienstag weiterhin die Auswirkungen der Kollision für die Umwelt, der Löscheinsatz an beiden Schiffen dauerte an.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Das Frachtschiff "Solong" war am Montagmorgen aus unbekannten Gründen gegen den 183 Meter langen Öltanker "Stena Immaculate" gefahren, der etwa 15 Kilometer vor der nordostenglischen Hafenstadt Hull ankerte. Auf Bildern des britischen Senders BBC war zu sehen, dass auf einer Seite der "Stena Immaculate" ein Loch klaffte.

Der von dem US-Schifffahrtsunternehmen Crowley betriebene Öltanker war vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden. Das Kommando nutzt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium übernehmen. Das niederländische Unternehmen Boskalis teilte der niederländischen Nachrichtenagentur ANP mit, dass es mit der Bergung des Öltankers beauftragt worden sei und vier Löschschiffe entsandt habe.

Nach der Kollision hatte es laut dem US-Betreiber Crowley "zahlreiche Explosionen" gegeben, auf beiden Schiffen brach Feuer aus. Den Angaben zufolge barst durch den Aufprall ein mit Kerosin gefüllter Tank an Bord, zudem gab es Meldungen über austretendes Öl.

Die britische Küstenwache leitete nach der Kollision einen Großeinsatz ein. Am Dienstag teilte sie mit, der Brand auf dem Öltanker "Stena Immaculate" sei "stark eingedämmt" worden. Die "Solong", die sich von dem Tanker gelöst habe und südwärts drifte, stehe weiter in Flammen.

Während nach Angaben des "Stena Immaculate"-Besitzers, der schwedischen Reederei Stena Bulk, deren gesamte Besatzung überlebte, wurde von der "Solong"-Crew ein Besatzungsmitglied vermisst. Die Suche nach dem Mann wurde nach Angaben der Küstenwache am Montagabend eingestellt. Die britische Regierung geht davon aus, dass der Mann tot ist, wie Verkehrsstaatssekretär Mike Kane am Dienstag in London sagte. Die Hamburger Reederei Ernst Russ erklärte, die Familie des vermissten Crewmitglieds erhalte "alle nötige Unterstützung".

Die Untersuchung der Unglücksursache wurde vorerst dadurch erschwert, dass die Brände an Bord der Schiffe noch nicht gelöscht waren. Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer sagte, derzeit gebe es keine Hinweise, dass das Unglück böswillig herbeigeführt worden sei.

Ein Besatzungsmitglied der "Stena Immaculate" sagte der BBC, die unter portugiesischer Flagge fahrende, 140 Meter lange "Solong" sei "aus dem Nichts aufgetaucht". Der britische Staatssekretär Matthew Pennycook sagte dem Sender Times Radio, für die Aufklärung der Unglücksursache seien die Behörden der USA und Portugals zuständig, da die Schiffe unter deren Flaggen führen. Allerdings leitete auch die britische Behörde für Schiffsunglücke Ermittlungen ein.

An dem Großeinsatz an der Unglücksstelle beteiligte sich auch das deutsche Havariekommando. Am Dienstagvormittag traf das Mehrzweckschiff "Mellum" ein. Es ist mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl ausgestattet und kann dank eines Schutzsystems zeitlich begrenzt auch in explosiver und toxischer Umgebung eingesetzt werden. Wie das Havariekommando weiter mitteilte, startete später auch ein Überwachungsflugzeug vom niedersächsischen Marinefliegerstützpunkt Nordholz zu der Unglücksstelle. Es kann Chemikalien an der Wasseroberfläche finden.

Die Umweltorganisation Greenpeace hatte sich am Montag "extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren" durch das Schiffsunglück geäußert. Auch die britische Küstenwache stellte sich auf die Eindämmung von Umweltgefahren ein. Staatssekretär Kane sagte am Dienstag allerdings vor dem britischen Parlament, derzeit gebe es "keine Anzeichen für eine Verschmutzung" der Nordsee durch die beiden Schiffe.

Ivan Vince von der auf Beratung zu Umweltrisiken spezialisierten Firma ASK Consultants sagte, die "gute Nachricht" sei, dass das auslaufende Kerosin das Meer nicht dauerhaft verschmutze wie Erdöl, sondern größtenteils schnell verdunste. Dennoch werde der Flugkraftstoff Fische und andere Lebewesen töten.

Die Reederei Ernst Russ stellte am Dienstag klar, dass kein leicht entflammbares Natriumzyanid an Bord der "Solong" sei, sondern lediglich vier Container, die früher Natriumzyanid enthalten hätten. Die auf Seetransporte spezialisierte Website "Lloyd's List Intelligence" hatte zuvor berichtet, die "Solong" habe unter anderem 15 Container Natriumcyanid geladen.

(Y.Leyard--DTZ)

Empfohlen

Illegal Fahrradstreifen auf Straße gemalt: Bremer Polizei nimmt zwei Männer fest

Einen 200 Meter langen Fahrradstreifen haben mutmaßliche Klimaaktivisten in Bremen mit weißer Wandfarbe unerlaubt auf eine Straße gemalt. Wie die Polizei in der Hansestadt mitteilte, nahmen Einsatzkräfte nach Zeugenhinweisen während der laufenden Aktion in der Nacht zum Dienstag zwei Verdächtige im Alter von 27 und 57 Jahren vorläufig fest. Die Männer bezeichneten sich demnach als Mitglieder des sogenannten Widerstands-Kollektivs, dessen Symbol auch auf die Fahrbahn gemalt wurde.

Zählung von Naturschützern: Zahl der Gartenvögel in Deutschland weiter gesunken

Die Zahl der Gartenvögel in Deutschland ist einer Zählung des Naturschutzbunds (Nabu) zufolge weiter gesunken. Bei der vom Nabu organisierten Bestandserhebung am zweiten Maiwochenende wurden in diesem Jahr im Schnitt nur noch 28,45 Vögel pro Garten beobachtet, wie dieser am Montag in Berlin mitteilte. Im Vorjahr 2024 waren es knapp 30 und vor zehn Jahren noch 36 Vögel je Garten gewesen.

Schiffsunglück vor indischer Küste: Küstenwache kämpft gegen Ölverschmutzung

Nach dem Untergang eines Containerschiffs vor der Küste Indiens bemüht sich die Küstenwache, eine Ölpest zu verhindern. Die Küstenwache versuche mit zwei Schiffen, "die Ausbreitung von Öl zu verhindern", teilte die Regierung des indischen Bundesstaats Kerala im Süden des Landes mit. Ein Flugzeug streue zudem Stoffe aus, um das Öl zu zersetzen.

Tausende Menschen nach Überschwemmungen in Australien weiter ohne Strom

Nach den schweren Überschwemmungen im Südosten Australiens sind tausende Menschen weiter von der Stromversorgung abgeschnitten. Bis zu 10.000 Gebäude wurden im Bundesstaat New South Wales durch die Überschwemmungen beschädigt, wie die Behörden am Samstag mitteilten. Zahlreiche Gemeinden mit insgesamt rund 50.000 Einwohnern waren demnach weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. "Wir werden diejenigen, die isoliert sind, über Land, Wasser und die Luft versorgen", sagte ein Leiter der Rettungskräfte.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild