Deutsche Tageszeitung - Unionspolitiker stellen Corona-Politik der Regierung infrage

Unionspolitiker stellen Corona-Politik der Regierung infrage


Unionspolitiker stellen Corona-Politik der Regierung infrage
Unionspolitiker stellen Corona-Politik der Regierung infrage / Foto: ©

Mehrere Unionspolitiker rücken von der Politik der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie ab. "Ich habe es nicht für klug gehalten, wie die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin vergangene Woche agiert haben", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU im Bundestag, Joachim Pfeiffer, der "Augsburger Allgemeinen" vom Mittwoch mit Blick auf die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Verlängerung der geltenden Lockdown-Maßnahmen.

Textgröße ändern:

"Eine Öffnungsstrategie ist überfällig - sowohl in der Sache und auch psychologisch gesehen", forderte Pfeiffer. Eine Absage erteilte er der Festlegung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten auf einen Inzidenzwert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen als Messlatte für eine weitere Aufhebung von Einschränkungen. Dazu war zuvor auch bereits CDU-Chef Armin Laschet auf Distanz gegangen, der allerdings zuvor selbst die Beschlüsse als NRW-Ministerpräsident mitgetragen hatte.

"Die Einzelhändler könnten heute schon öffnen, zum Beispiel mit Einzelterminen und guten Hygienekonzepten", wandte sich Pfeiffer gegen ein Fortgelten des Lockdowns in diesem Bereich. "Es geht ja nicht darum, alles komplett wieder aufzumachen, aber mit Hygienekonzepten sind Handel und Gastronomie nicht die Treiber der Pandemie", sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker weiter.

Kritik an Verzögerungen bei der Auszahlung von Wirtschaftshilfen übte der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung (MIT) der Union, Carsten Linnemann. Wenn beispielsweise den Friseuren quasi ein Berufsausübungsverbot auferlegt werde, "dann müssen auch die Zahlungen laufen", hob Linnemann im WDR hervor. Mit Blick auf das Spitzentreffen mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vom Dienstag äußerte sich Linnemann erfreut, dass es jetzt "eine Öffnungsperspektive" geben solle.

Altmaier hatte am Dienstagabend in der ARD die Verzögerungen bei der Auszahlung der Corona-Hilfen eingeräumt und zugleich rasche Abhilfe in Aussicht gestellt. "Die Probleme sind jetzt gelöst und die Abschlagszahlungen kommen schnell", sagte der Minister. Er wisse, dass Unternehmen "schwere Einbußen verkraften müssen", hob er hervor. Deswegen seien auch unter anderem zusätzliche Hilfen für Solo-Selbständige beschlossen worden. Gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden solle nun eine Öffnungsperspektive für Unternehmen entwickelt werden.

Positiv zu den Ergebnissen des Wirtschaftsgipfels äußerte sich der Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow. Anders als vorherige Veranstaltungen "war es dieses Mal keine Alibi-Veranstaltung", sagte Michow dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wenn es nun auch gelinge, dass "ein nach örtlichen Gegebenheiten differenziertes Öffnungskonzept" umgesetzt werde, "wären wir dem Ziel eines Neustarts ein gigantisches Stück näher gekommen".

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Nur 22 Prozent der Jugendlichen glauben an bessere Zukunft

Nur eine Minderheit der Jugendlichen in Deutschland sieht das Land auf einem guten Weg. Laut einer am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Umfrage für die Liz-Mohn-Stiftung glauben nur 22 Prozent oder etwas mehr als ein Fünftel der befragten Zwölf- bis 18-Jährigen, dass die Zukunft hierzulande in drei Jahren besser sein wird als heute. Mit dem eigenen Leben ist eine knappe Mehrheit von 52 Prozent demnach aber zufrieden.

China kündigt "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU an

Im Handelskonflikt mit der Europäischen Union hat China angekündigt, ab Mittwoch "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU zu erheben. Die Zölle auf Schweinefleisch und dessen Nebenprodukte sollen für einen Zeitraum von fünf Jahren 4,9 bis 19,8 Prozent betragen, wie das Handelsministerium in Peking am Dienstag mitteilte. Grund dafür sei, dass Schweinefleischerzeugnisse aus der EU "gedumpt" worden seien, was der chinesischen Industrie "erheblichen Schaden" zugefügt habe.

US-Autobauer Ford will weniger E-Autos bauen und schreibt 19,5 Milliarden Dollar ab

Der US-Autobauer Ford hat seine Pläne für den Bau insbesondere größerer E-Autos deutlich zurückgeschraubt. Die Nachfrage nach diesen Autos sei deutlich geringer als erwartet, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ford werde sich stattdessen auf den Bau von Hybriden und Benziner konzentrieren. Der Strategiewechsel kostet den Konzern demnach 19,5 Milliarden Dollar.

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Textgröße ändern: