Deutsche Tageszeitung - Bundesagentur fordert harten Lockdown zum Schutz des Arbeitsmarkts

Bundesagentur fordert harten Lockdown zum Schutz des Arbeitsmarkts


Bundesagentur fordert harten Lockdown zum Schutz des Arbeitsmarkts
Bundesagentur fordert harten Lockdown zum Schutz des Arbeitsmarkts / Foto: ©

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat einen baldigen harten Lockdown als Schutzmaßnahme für den Arbeitsmarkt gefordert. BA-Chef Detlef Scheele sagte am Mittwoch bei der Vorlage des Arbeitsmarktberichts in Nürnberg, damit ließen sich negative Folgen für das für den deutschen Arbeitsmarkt so wichtige verarbeitende Gewerbe verhindern. Im März trotzte der Arbeitsmarkt der dritten Corona-Welle - dank einer kräftigen Frühjahrsbelebung sank die Zahl der Jobsuchenden um 77.000 auf 2,827 Millionen.

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Scheele sagte zu seinen Forderungen nach einem Lockdown, "zum Schutz der Arbeitsplätze und zum Schutz des Arbeitsmarktes" sollten nun Ausgangsbeschränkungen und Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit beschlossen werden. Dies könne helfen, "größeren Schaden für den Arbeitsmarkt in Folge wirtschaftlicher Schäden für das verarbeitende Gewerbe zu verhindern."

Derzeit sei die Produktion der Industrie noch nicht von Einschränkungen betroffen - dies müsse so bleiben. Scheele verwies dabei auf die jüngst vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für das zweite Quartal prognostizierte Erholung des Arbeitsmarkts. Diese optimistische Prognose hänge daran, dass das verarbeitende Gewerbe produzieren könne. Scheele forderte schnelle Entscheidungen der Politik.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit von Februar auf März fiel etwas stärker aus als üblich. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent. Verglichen mit dem März vergangenen Jahres waren allerdings 492.000 Menschen mehr arbeitslos, die Arbeitslosenquote lag vor einem Jahr noch vor Beginn der Coronakrise in Deutschland bei 5,1 Prozent.

Scheele sagte, trotz der Frühjahrsbelebung zeige der deutsche Arbeitsmarkt weiter "sehr deutliche Spuren" der nun seit einem Jahr andauernden Krise. Dies macht sich etwa bei der Kurzarbeit bemerkbar. Nach den jüngsten vorliegenden Daten der Bundesagentur wurde im Januar für 2,85 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld ausgezahlt. Der Höchststand mit sechs Millionen Kurzarbeitern war im April vergangenen Jahres erreicht worden - nach einem sukzessiven Rückgang steigt die Zahl der Bezieher seit November wieder an. Allerdings gingen die Anzeigen für Kurzarbeit im März laut Scheele "deutlich" zurück.

Ein wachsendes Problem wird laut Scheele die Langzeitarbeitslosigkeit. "Das entwickelt sich nicht gut." Besonders Menschen mit einem geringen Ausbildungsniveau und fehlenden Deutschkenntnissen seien betroffen. Es baue sich hier ein höherer Sockel an Langzeitarbeitslosigkeit auf.

Zusätzliche Sorgen bereiten den Arbeitsagenturen derzeit auch die Auszubildenden, wie der BA-Chef sagte. "Es kann sein, dass der Ausbildungsjahrgang sehr stark leidet." Momentan hätten die Arbeitsagenturen zu 20 Prozent der Jugendlichen in den Abschlussklassen keinen Kontakt. "Uns fehlen die Jugendlichen." Denn die Angebote an Ausbildungsplätze seien stabil, die Schulabsolventen müssten in Ausbildung gebracht werden. Scheele sagte, "nach der Krise wird der Fachkräftemangel genauso sein wie vorher" - deshalb müssten jetzt Facharbeiter ausgebildet werden. Die Bundesagentur gehe aber weiter nicht von einer "Generation Corona" aus.

(N.Loginovsky--DTZ)

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