Lagarde: EZB darf angesichts steigender Inflationsraten nicht "überreagieren"
Die Europäische Zentralbank (EZB) darf laut EZB-Ratspräsidentin Christine Lagarde angesichts steigender Inflationsraten nicht überreagieren. "Die zentrale Herausforderung ist es, dass wir nicht auf temporäre Angebotseinbrüche überreagieren", sagte Lagarde am Dienstag in Frankfurt am Main. Lieferengpässe und steigende Energiepreise hatten zuletzt zu steigenden Produktionspreisen geführt und die ohnehin stark angestiegen Inflationsrate weiter nach oben getrieben. Diese Faktoren hätten jedoch auf mittlere Sicht "keine Auswirkungen", sagte Lagarde weiter.
Die EZB solle sich deshalb darauf konzentrieren, mehr Nachfrage zu schaffen. Dies könnte dazu beitragen, die Inflation langfristig auf das von der EZB vorgegebene Ziel von zwei Prozent zu senken. Seit Jahren nutzt die EZB niedrige und sogar negative Zinsen, billige Kredite und Anleiheankaufprogramme, um die Ausgaben und Investitionen in der Eurozone anzukurbeln.
In ihrer aktuellsten Prognose rechnet die EZB im Jahr 2021 mit einer Inflation von 2,2 Prozent. Für die Jahre 2022 und 2023 geht die Zentralbank von einer deutlich geringeren Inflation von 1,7 beziehungsweise 1,5 Prozent aus.
Auch die Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Schnabel, Mitglied im Rat der EZB, hatte Mitte September in einer Rede betont, dass keine langfristige Inflation zu erwarten sei. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass "sich die Inflation im Euroraum, und auch in Deutschland, voraussichtlich im kommenden Jahr wieder spürbar abschwächen" werde.
(P.Vasilyevsky--DTZ)