Deutsche Tageszeitung - Bericht: TotalEnergies an Treibstoffbelieferung russischer Bomber beteiligt

Bericht: TotalEnergies an Treibstoffbelieferung russischer Bomber beteiligt


Bericht: TotalEnergies an Treibstoffbelieferung russischer Bomber beteiligt
Bericht: TotalEnergies an Treibstoffbelieferung russischer Bomber beteiligt / Foto: © AFP/Archiv

Ein teils in französischer Hand befindliches Gasfeld in Russland wird einem Bericht zufolge zur Treibstoff-Produktion für in der Ukraine eingesetzte russische Kampfflugzeuge genutzt. Wie die französische Zeitung "Le Monde" am Mittwoch berichtete, besitzt das französische Energieunternehmen TotalEnergies wesentliche Anteile an dem Unternehmen Terneftgaz, das auf dem Feld Termokarstowoje in Sibirien arbeitet. Der Konzern erklärte, er stelle kein Kerosin für die russische Armee her.

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Sie habe die Lieferkette von Termokarstowoje aus zu zwei Luftwaffenstützpunkten mit je einer Staffel von Mehrzweckkampfflugzeugen zurückverfolgt, berichtete die Zeitung. Diesen Staffeln würden Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine vorgeworfen, so etwa die Bombardierung des Theaters in der Hafenstadt Mariupol, hieß es weiter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte den Luftangriff als Kriegsverbrechen bezeichnet.

Das Feld Termokarstowoje wird laut Daten der Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness, auf die sich "Le Monde" in ihrem Bericht bezieht, von Terneftgaz betrieben. Nach Angaben aus dem Jahresbericht des Unternehmens von 2021 besitzt TotalEnergies (früher Total) 49 Prozent an Terneftegaz. Die anderen 51 Prozent gehören dem russischen Unternehmen Nowatek, an dem TotalEnergies wiederum auch einen Anteil von 19,4 Prozent hält.

Aus Termokarstwoje wurde den "Le Monde"-Recherchen zufolge per Eisenbahn Gaskondensat an eine Raffinerie nahe der sibirischen Stadt Omsk geliefert, wo daraus Treibstoff hergestellt worden sei. Damit seien bis mindestens Juli russische Flugzeuge versorgt worden.

Über mehrere Stationen seien seit Februar 2022 "hunderte Treibstofflieferungen" aus der Raffinerie in Omsk an Luftwaffenstützpunkte nahe der ukrainischen Grenze erfolgt, zeichnete "Le Monde" mithilfe von Zahlen des Finanzdatendienstleisters Refinitiv nach. Solche Lieferungen habe es davor zuletzt im Jahr 2017 gegeben. Insgesamt handle es sich um 42.700 Tonnen Flugkerosin für die Stützpunkte Morosowsk und Woronesch, genug für 3400 Tankfüllungen für Suchoi-Su-34-Kampfjets.

TotalEnergies erklärte auf Anfrage der Tageszeitung, dass es das betroffene Gasfeld nicht selbst betreibe und keine Rolle bei den Entscheidungen spiele, wie das Produkt genutzt werde. Nowatek, an dem TotalEnergies Anteile hält, sei ein "unabhängiges Privatunternehmen". TotalEnergies habe weder Informationen über die Verkäufe durch Nowatek - noch kontrolliere es diese Verkäufe.

Der Konzern räumte jedoch ein, dass seine Anteile an der Firma Terneftegaz ihm Mitspracherecht bei manchen Entscheidungen gäben. Nowatek sei aber für den Betrieb der Einrichtungen im Eigentum von Terneftgaz zuständig. TotalEnergies erhalte zudem seit Februar 2022 keine Dividenden mehr.

"Nein, TotalEnergies stellt kein Kerosin für die russische Armee her", erklärte TotalEnergies am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter nach Veröffentlichung des Berichts. Das Unternehmen weise "alle unbegründeten Vorwürfe" im Artikel zurück. Dieser enthalte "Fehler, Verkürzungen und Unwahrheiten". TotalEnergies drohte zudem mit rechtlichen Schritten. Das Unternehmen werde auf den Artikel "Punkt für Punkt antworten" und behalte sich das Recht zu "angemessenen rechtlichen Schritten zum Schutz seiner Interessen und seines Ansehens" vor.

Louis Goddard, der bei der NGO Global Witness für Datenrecherche zuständig ist, erklärte, die Behauptung von TotalEnergies, dass seine Produktion nichts mit russischen Militäroperationen zu tun habe, sei "nicht stichhaltig". TotalEnergies müsse "mit offenen Karten spielen".

Nach der russischen Invasion der Ukraine hatte TotalEnergies angekündigt, dass es nicht mehr in neue Projekte in Russland investieren werde. Das Unternehmen bleibt - im Gegensatz zu vielen anderen internationalen Energiekonzernen - aber weiter im Land aktiv, insbesondere im Zusammenhang mit durch das internationale Gemeinschaftsunternehmen Yamal LNG gewonnenem Flüssiggas.

(P.Hansen--DTZ)

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