Deutsche Tageszeitung - Benkos Signa Holding ist pleite

Benkos Signa Holding ist pleite


Benkos Signa Holding ist pleite
Benkos Signa Holding ist pleite / Foto: © AFP

Die Signa Holding des österreichischen Unternehmers René Benko ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen kündigte am Mittwoch an, beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag zu stellen: Es brauche ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, um die "Fortführung des Geschäftsbetriebs" sicherzustellen. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge droht Benko eine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung.

Textgröße ändern:

Die Investitionen im Bereich Einzelhandel "haben nicht den erwarteten Erfolg gebracht", erklärte Signa. Grund seien vor allem "externe Faktoren in Europa". Zu dem Konzern gehören in Deutschland unter anderem das Kaufhaus des Westens (Kadewe) in Berlin und die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

"Auch im Immobilienbereich haben sich in den letzten Monaten externe Faktoren negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt", erklärte der Konzern weiter. Der Baubranche machen die höheren Kreditkosten und steigenden Materialpreise zu schaffen. Mehrere Signa-Projekte, darunter der Elbtower in Hamburg, liegen auf Eis.

"Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", erklärte Signa. Nun sollten ein Sanierungsverwalter bestellt und ein Sanierungsplan aufgestellt werden. Ziel sei die "nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens".

Der heute 46-jährige Benko hatte die Signa Holding im Jahr 2000 gegründet und sie zu einem internationalen Konzern ausgebaut. Mit Niederlassungen in Österreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und der Schweiz verfügt Signa nach eigenen Angaben über Beteiligungen im Wert von 27 Milliarden Euro sowie über Projekte in der Entwicklung im Wert von 25 Milliarden Euro. Mehrere Sparten vor allem im Immobilienbereich waren zuletzt aber in Schwierigkeiten geraten.

Anfang November gab Benko nach Unternehmensangaben deshalb den Führungsposten ab und übergab den Vorsitz des Beirats der Signa Holding an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz. Das Magazin "Business Insider" berichtete allerdings am Mittwoch unter Verweis auf Insider, dass Geiwitz nie den Vorsitz des Beirats übernommen habe. Der Sanierungsexperte habe lediglich ein Beratermandat und sei bereit den Beirat zu übernehmen, falls die Sanierung des Konzerns anlaufe.

Für die Sanierung fehlte Benko aber das Geld, die Suche nach Investoren gestaltete sich schwierig. Bisherige Geldgeber könnten für Benko zudem ebenfalls zum Problem werden: Die ersten von ihnen erwägen Strafanzeigen wegen Insolvenzverschleppung, wie der "Spiegel" am Mittwoch berichtete. Es sei "nicht verständlich, was passiert ist", sagte demnach ein Investor. Die desolate Lage sei schon länger erkennbar gewesen.

Das Tochterunternehmen Galeria hatte in der Corona-Pandemie einen Insolvenzantrag gestellt. Nun steigt bei der Warenhauskette die Nervosität, weil der Mutterkonzern im Rahmen des Sanierungsverfahrens 200 Millionen Dollar zugesagt hatte. "Es zeichnet sich ab, dass Signa die zugesagte und notwendige finanzielle Unterstützung für Galeria nicht aufbringen wird", sagte Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein der "Wirtschaftswoche".

Die Gewerkschaft Verdi hofft auf einen Eigentümerwechsel. "Ein neuer Eigentümer, der endlich auch Handelskompetenz mitbringt, wäre womöglich die beste Lösung", sagte die Gewerkschafterin Corinna Groß.

Am vergangenen Freitag stellte eine weitere der deutschen Tochtergesellschaften, die Signa Real Estate Management Germany, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg. Zu Anfang dieses Monats übernahm die thailändische Central Group die britische Kaufhauskette Selfridges. Der Online-Händler Signa Sports United hat ebenfalls ein Insolvenzverfahren für mehrere Tochtergesellschaften eingeleitet und die Notierung an der New Yorker Börse aufgegeben.

Benko ist einer der reichsten Menschen Österreichs. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen haben laut "Forbes" jedoch dazu geführt, dass der geschätzte Wert seines Vermögen von sechs Milliarden Dollar auf 2,8 Milliarden Dollar gesunken ist.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Gesetzesvorhaben: Neuer Gebäudetyp E soll Bauen vereinfachen

Die Bundesregierung will mit einer Gesetzesreform das Bauen deutlich vereinfachen, Innovation fördern und so die Baukonjunktur wieder ankurbeln. Mit dem geplanten sogenannten Gebäudetyp E sollen Bauunternehmen einfacher von technischen Normen abweichen können, wie es am Freitag aus dem Bundesjustizministerium hieß. Eine entsprechende Gesetzesänderung im Bürgerlichen Gesetzbuch in Absprache mit dem Bundesbauministerium soll bald vorgelegt werden.

Automobilzulieferer ZF will bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer, das Friedrichshafener Unternehmen ZF, will in den kommenden Jahren tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte ZF am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Weiter stark steigende Preise: Russische Zentalbank hebt Leitzinsen

Die russische Zentralbank hat im Kampf gegen die weiter stark steigenden Preise im Land ihre Leitzinsen erneut erhöht. Der zentrale Zinssatz steigt von 16 auf 18 Prozent, wie die Moskauer Notenbank am Freitag mitteilte. "Die Inflation hat sich beschleunigt und liegt deutlich über der April-Prognose", erklärte sie dazu. Es ist bereits die sechste Zinsanhebung in gut einem Jahr.

Automobilzulieferer ZF will bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Der Automobilzulieferer ZF in Friedrichshafen will tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte das Unternehmen am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Textgröße ändern: