Deutsche Tageszeitung - Koalition ringt weiter um Etat 2024 - Lindner zieht rote Linien

Koalition ringt weiter um Etat 2024 - Lindner zieht rote Linien


Koalition ringt weiter um Etat 2024 - Lindner zieht rote Linien
Koalition ringt weiter um Etat 2024 - Lindner zieht rote Linien / Foto: © AFP/Archiv

Im Ringen der Koalitionsspitzen um den Bundeshaushalt 2024 hat eine Einigung auch am Mittwoch auf sich warten lassen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit berichtete von "sehr intensiven" Gesprächen in der Koalition, die "sehr bald" zu einem Ergebnis führen dürften - wann genau, ließ er offen. Er gehe aber "sicher" davon aus, dass das Bundeskabinett noch in diesem Jahr einen Beschluss über den Etat 2024 fassen könnte.

Textgröße ändern:

Die Beratungen werden seit Tagen im kleinen Kreis um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geführt. Sie müssen unterschiedliche Positionen der Koalitionspartner in der Frage, wie die Lücke im Etat 2024 gefüllt werden kann, überbrücken. SPD und Grüne wollen abermals die Schuldenbremse aussetzen, um mehr Kredite aufnehmen zu können. Die FDP drängt hingegen auf Einsparungen.

Lindner bekräftigte seine Sparforderung gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio. Er kritisierte den "Appetit" nach immer mehr Geld: "Wir haben genug Geld. Wir müssen mit dem Geld, das wir haben, nur besser umgehen." Forderungen nach Steuererhöhungen und nach einer Änderung der Regeln für die Schuldenbremse wies er zurück.

"Man kann die Notlage nicht zur Normalität erklären", sagte er zur Frage nach einer Aufweichung der Schuldenbremsen-Regel. Was eine abermalige Aussetzung der Schuldenbremse für den Haushalt 2024 angeht, zeigte sich Lindner skeptisch: "Ich kenne noch keine Argumente, die mich überzeugen würden."

Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte, sie erwarte, dass die Koalition "sehr, sehr bald" eine Entscheidung über den Haushalt treffe. Es gehe darum, eine "Staatskrise" zu verhindern und zu zeigen: "Wir schaffen das gemeinsam und halten als Regierung zusammen".

Die Grünen-Vorsitzende forderte die Regierungspartner zu Kompromissbereitschaft auf: "Jetzt gerade geht es nicht darum, wer am Ende sagen kann, das ist ein grüner Punkt, das ist ein gelber Punkt oder ein roter Punkt." Wichtig sei, dass es gerecht zugehe, sagte Lang im Sender Bayern 2.

Die Debatte um die Erhöhung des Bürgergelds zum Jahreswechsel ging unterdessen weiter. Lindner kritisierte sie erneut - wobei allerdings eine Änderung der bereits rechtskräftig verabschiedeten Erhöhung ausgeschlossen scheint. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) teilte mit, ein kurzfristiger Verzicht auf die Erhöhung wäre technisch nicht mehr möglich. "Die Auszahlungsprozesse laufen bereits", sagte ein Sprecher der Arbeitsagentur den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Berechnungsgrundlagen für die Anhebung des Bürgergelds sind gesetzlich festgelegt, die genaue Erhöhung wird jedes Jahr bis Ende Oktober vom Bundessozialministerium festgesetzt. Wegen der Haushaltskrise kamen aus der CDU und der FDP zuletzt Forderungen, das Bürgergeld nicht wie geplant zum Januar um zwölf Prozent zu erhöhen.

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, forderte angesichts der Bürgergeld-Erhöhung 2024 eine Nullrunde für das Jahr darauf. "Alles andere wäre ein falsches Signal", sagte er der "Bild" vom Mittwoch. Dürr forderte, "dass wir innerhalb der Koalition grundsätzlich über die Berechnungsmethode des Bürgergelds sprechen".

Die Union forderte die Koalition auf, das Bürgergeld kurzfristig "dringend" zu überarbeiten. "Die Kosten für die Sozialleistungen schießen durch die Decke", sagte der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), der "Rheinischen Post". "Knapp 45 Prozent des Bundeshaushalts werden für soziale Leistungen aufgewendet." Das Bürgergeld wirke "allein schon wegen seiner Höhe für manche Bezieher wie eine Stilllegungsprämie".

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Merz will Steuererleichterungen für Unternehmen noch vor Sommerpause

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will bereits in den kommenden Wochen die geplanten Steuererleichterungen für Unternehmen auf den Weg bringen. "Wenn wir es hinbekommen, wollen wir noch vor den Sommerferien steuerpolitische Entscheidungen treffen", sagte Merz am Samstag in einer Rede auf dem Landesparteitag der baden-württembergischen CDU in Stuttgart. Sein Ziel sei, hier "so schnell wie möglich" voranzukommen - die Details müssten aber noch in der Koalition besprochen werden.

US-Regierung erwägt Teilnahme an Reality-TV-Show zu Staatsbürgerschaft

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump erwägt eine Beteiligung an einer Reality-TV-Show, bei der sich Teilnehmer einen Wettkampf um die US-Staatsbürgerschaft liefern. Das US-Heimatschutzministerium erklärte am Freitag auf Anfrage, der Vorschlag werde "sorgfältig" geprüft und sei bislang weder angenommen noch abgelehnt worden.

US-Notenbank Fed will jede zehnte Stelle streichen

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will in den kommenden Jahren etwa jede zehnte Stelle streichen. Fed-Chef Jerome Powell informierte die Mitarbeiter darüber am Freitag, wie aus einem Memo hervorgeht. Die Notenbank setzt demnach auf Anreize für das freiwillige Ausscheiden von Mitarbeitern.

Bundesnetzagentur: Immer weniger Telefonate über Festnetz und Mobilfunk

In Deutschland werden immer weniger Telefonate über das Festnetz und über den Mobilfunk geführt. Das Gesprächsvolumen über Festnetzanschlüsse ging im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 57 Milliarden Minuten zurück, wie die Bundesnetzagentur in Bonn am Freitag mitteilte. Über die Mobilfunknetze wurden demnach 148 Milliarden Gesprächsminuten abgewickelt - ein Rückgang um vier Prozent.

Textgröße ändern: