Deutsche Tageszeitung - Frankreichs Rechnungshof rät zum Aufschub des geplanten Baus neuer Atomreaktoren

Frankreichs Rechnungshof rät zum Aufschub des geplanten Baus neuer Atomreaktoren


Frankreichs Rechnungshof rät zum Aufschub des geplanten Baus neuer Atomreaktoren
Frankreichs Rechnungshof rät zum Aufschub des geplanten Baus neuer Atomreaktoren / Foto: © AFP/Archiv

Der französische Rechnungshof hat den von Präsident Emmanuel Macron angekündigten Neubau von Atomreaktoren massiv kritisiert und zu einem Aufschub geraten. Die endgültige Entscheidung über den Neubau von sechs Atomreaktoren solle verschoben werden, "bis die Finanzierung gesichert ist und detaillierte Konzeptstudien vorliegen", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Rechnungshofs.

Textgröße ändern:

"Die Anhäufung von Risiken und Zwängen könnte zum Scheitern des EPR2-Programms führen", heißt es mit Blick auf die Reaktoren vom Typ EPR2. Dies sollen vereinfachte Versionen des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) sein. Es müssten noch "erhebliche Unsicherheiten" ausgeräumt werden, damit das Vorhaben glaubwürdig sei. Der Kraftwerkbetreiber EDF habe sich bislang "absichtlich und beharrlich geweigert", detaillierte Zahlen zur Rentabilität und zu den Produktionskosten vorzulegen.

Ende 2023 hatte EDF die Kosten für den Neubau von sechs Atomreaktoren auf 67,4 Milliarden Euro geschätzt, 30 Prozent mehr als eine frühere Schätzung. Die französische Atomindustrie sei "alles andere als bereit, die Schwierigkeiten zu überwinden, von denen einige Besorgnis erregen", urteilen die Autoren des Berichts.

Der Rechnungshof aktualisierte auch seine Kostenschätzung des ersten französischen EPR-Reaktors, der mit zwölf Jahren Verspätung im Dezember in Flamanville ans Netz angeschlossen wurde. Insgesamt habe er 23,7 Milliarden Euro gekostet, hieß es, also etwa sieben Mal so viel wie die 3,3 Milliarden, die er ursprünglich hätte kosten sollen. Vor vier Jahren hatte der Rechnungshof die Gesamtkosten noch auf gut 19 Milliarden geschätzt.

Die Steigerung der Kosten erkläre sich unter anderem durch Rücklagen für den Rückbau und die Lagerung des Atommülls. Die gestiegenen Kosten bedeuteten letztlich eine "mittelmäßige Rentabilität" für den EPR-Reaktor in Flamanville, urteilte der Rechnungshof.

Der seit 2007 im Bau befindliche Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Flamanville hätte ursprünglich 2012 ans Netz gehen sollen. Im kommenden Jahr soll er bereits wieder heruntergefahren werden: Die französische Atomaufsicht hat EDF verpflichtet, 2026 den Deckel des Reaktors auszutauschen, bei dem Schwachstellen im Stahl entdeckt worden waren.

Frankreich verfügt derzeit insgesamt über 56 Atomreaktoren und plant den Bau von 14 weiteren, nach einem vereinfachten Modell des EPR-Reaktors. Außerhalb Frankreichs sind bislang drei EPR-Reaktoren in Betrieb, einer in Finnland und zwei in China.

Macron hatte vor zwei Jahren den Bau von zunächst sechs und bis zu 14 neuen Atomreaktoren angekündigt. Die ersten sechs sollen paarweise an bereits bestehenden Kraftwerken in Penly, Gravelines und Bugey gebaut werden.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Vor Silvester: Warnungen vor Risiken durch illegale Böller

Zum Start des Verkaufs von Silvesterfeuerwerk haben Behörden und Ärzte erneut vor Verletzungsrisiken durch illegales Feuerwerk gewarnt. "Nicht zugelassenes Feuerwerk kann zu einer ernsthaften Gefahr werden und schwere, teils sogar bleibende Verletzungen verursachen", sagte der Präsident der Generalzolldirektion, Armin Rolfink, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vom Montag. Laut einer AOK-Analyse werden rund um Silvester in Deutschlands Krankenhäusern deutlich mehr Verletzungen behandelt.

Gewinn deutscher Top-Unternehmen 2025 deutlich gesunken - Tausende Jobs gestrichen

Der Gewinn großer deutscher Unternehmen ist in diesem Jahr deutlich gesunken. Die 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen verzeichneten in den ersten neun Monaten des Jahres ein Plus von 102 Milliarden Euro - 15 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Beratungsfirma EY am Montag mitteilte. Zugleich gingen in den Konzernen 17.500 Arbeitsplätze verloren. Besonders steil bergab ging es in der Auto- und Chemieindustrie.

Krokodilfleisch und Königskobra-Balsam: Zoll deckt illegalen Wildtierhandel auf

Der Zoll am Frankfurter Flughafen hat mehrere Dutzend Fälle von illegalem Wildtierhandel aufgedeckt. Vornehmlich in Frachtsendungen, aber auch in Reisegepäck wurden unter anderem Krokodilfleisch, Balsam mit Extrakt der Königskobra, ein Geldbeutel aus Pythonleder, Schädel und Fell eines Pavians, fünf tote Milchhaie sowie eine Handtasche aus Krokodilleder gefunden, wie das Hauptzollamt Frankfurt am Main am Montag mitteilte.

Preisunterschied zwischen E-Auto und Verbrenner weiter gesunken

Neue Autos mit Verbrennermotor kosten mittlerweile annähernd so viel wie neue E-Autos. Im Dezember lag der Preisabstand nach Untersuchungen des Center Automotive Research (CAR) aus Bochum noch bei lediglich 1340 Euro. Im Gesamtjahr 2024 waren neue E-Autos im Schnitt noch mehr als 7300 Euro teurer gewesen als Verbrenner.

Textgröße ändern: