Deutsche Tageszeitung - Erfolg von chinesischer KI-App Deepseek löst Kurstürze an der Wall Street aus

Erfolg von chinesischer KI-App Deepseek löst Kurstürze an der Wall Street aus


Erfolg von chinesischer KI-App Deepseek löst Kurstürze an der Wall Street aus
Erfolg von chinesischer KI-App Deepseek löst Kurstürze an der Wall Street aus / Foto: © AFP

Der Erfolg der KI-App der chinesischen Firma Deepseek hat die Kurse von US-Tech-Unternehmen abstürzen lassen. Am härtesten traf es den Chiphersteller Nvidia: Der Kurs brach bis Montagabend um 17 Prozent ein - fast 600 Milliarden Dollar Börsenwert gingen verloren. US-Präsident Donald Trump sprach von einem "Weckruf" für das Silicon Valley. Die australische Regierung riet wegen Datenschutzbedenken zur Vorsicht bei der Nutzung.

Textgröße ändern:

Der Chatbot von Deepseek, R1, hat in den vergangenen Tagen die weltweit führende KI-Anwendung ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI bei der Zahl der Downloads im US-App-Store von Apple überholt. Experten zufolge ist das Modell in seiner Leistungsfähigkeit mit der KI-Software der US-Konkurrenzunternehmen auf gleicher Höhe. So nannte der Chef des KI-Pioniers OpenAI, Sam Altman, die Deepseek-App im Onlinedienst X ein "beeindruckendes Modell".

Für die Kursstürze sorgten Angaben der 2023 im chinesischen Hangzhou gegründeten Firma, sie habe lediglich 5,6 Millionen Dollar (5,4 Millionen Euro) für die Entwicklung ihres Chatbots benötigt - ein Bruchteil der Milliardeninvestitionen von US-Technologieriesen wie OpenAI, Meta oder Alphabet in diesem Bereich. Viel Geld zahlten diese Firmen an Nvidia, der leistungsstarke Chips für das Trainieren der Künstlichen Intelligenz (KI) liefert. Nvidia stieg damit zum zeitweise wertvollsten Unternehmen der Welt auf.

Am Montag brach der Kurs von Nvidia an der Wall Street in New York um fast 17 Prozent ein, rund 589 Milliarden Dollar (563 Milliarden Euro) an Marktwert wurden damit vernichtet. Auch die Aktien des Google-Mutterkonzerns Alphabet sowie von Microsoft und Amazon rutschten ab, wenn auch weniger deutlich stark. Der US-Technologieindex Nasdaq fiel um mehr als drei Prozent.

Deepseek war seit Anfang 2022 vom Nachschub von Nvidia-Chips abgeschnitten; damals verhängten die USA Sanktionen, die den Export von Halbleitern nach China stark einschränken. Der Gründer von Deepseek, Liang Wenfeng, sagte im vergangenen Jahr, dieses Problem habe er bei der Entwicklung des Chatbots überwinden müssen.

Die Exportbeschränkungen hätten chinesische Startups dazu veranlasst, Innovationen "mit Schwerpunkt auf Effizienz, Ressourcenbündelung und Zusammenarbeit" voranzutreiben, erklärte das Magazin "MIT Technology Review". Eine Nvidia-Sprecherin sagte AFP, die Arbeit von Deepseek veranschauliche, wie neue KI-Modelle mithilfe unterschiedlicher Techniken geschaffen werden könnten, "indem man sich auf weithin verfügbare Modelle und Chips stützt, die den Exportbestimmungen vollständig entsprechen".

Der US-Tech-Milliardär Elon Musk verdächtigte Deepseek, heimlich Zugriff auf Nvidias hochentwickelte Chips zu haben. Das seien Anschuldigungen eines "Teams von reichen Kindern", das "von einem Team von armen Kindern hintergangen" worden sei, erklärte der in Hongkong ansässige Investor Jen Zhu Scott dazu auf X.

"Wenn China die USA im Rennen um die KI schnell einholt, wird die KI-Wirtschaft auf den Kopf gestellt", erklärte Kathleen Brooks von der Handelsplattform XTB. US-Präsident Trump sagte, die Veröffentlichung von DeepSeek sei hoffentlich "ein Weckruf für unsere Industrien, dass wir im Wettbewerb hochkonzentriert sein müssen, um zu gewinnen". Der Schock könne aber auch positive Auswirkungen auf die Tech-Unternehmen im Silicon Valley haben, da sie gezwungen seien, mit weniger hohen Ausgaben zu Innovationen zu kommen.

Kurz nach seinem Amtsantritt vor einer Woche hatte Trump ein gigantisches KI-Infrastrukturprojekt angekündigt, das nach seinen Angaben in den kommenden Jahren Investitionen von "mindestens 500 Milliarden Dollar" in den USA nach sich ziehen soll. Zugleich hob er ein Dekret seines Vorgängers Joe Biden zur Regulierung von KI auf.

Der Erfolg von Deepseek rechtfertige diese Entscheidung, erklärte Trumps KI-Berater, der Tech-Investor David Sacks. Die Regulierungen hätten "amerikanische KI-Unternehmen gelähmt."

Der australische Minister für Wissenschaft und Industrie, Ed Husic, warnte vor Deepseek. "Es gibt viele Fragen, die zu Qualität, Verbraucherpräferenzen, Datenmanagement und Privatsphäre beantwortet werden müssen", sagte er am Dienstag dem Fernsehsender ABC. Er verwies auf unterschiedliche Datenschutzstandards. "Sobald Sie Ihre Produkte in Märkte exportieren, in denen die Verbraucher andere Erwartungen an den Schutz der Privatsphäre und den Umgang mit Daten haben, stellt sich die Frage, ob diese Produkte entsprechend angepasst werden."

Deepseek ist allerdings quelloffen. Jede und jeder kann auf den Code der Anwendung zugreifen, um zu sehen, wie sie funktioniert, und kann sie selbst verändern.

(Y.Leyard--DTZ)

Empfohlen

Fälle von Kindeswohlgefährdung im Jahr 2024 mit neuem Höchststand

Die Zahl der gemeldeten Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Montag stellten die Jugendämter 2024 bei rund 72.800 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Die Zahl solcher Fälle stieg damit binnen fünf Jahren um fast ein Drittel (31 Prozent) oder 17.300.

Französischer EPR-Atomreaktor Flamanville erreicht erstmals volle Kapazität

Der vor rund einem Jahr ans Netz gegangene moderne EPR-Atomreaktor im nordwestfranzösischen Flamanville hat am Sonntag erstmals seine volle Kapazität erreicht. "Der 14. Dezember 2025 markiert einen wichtigen Meilenstein: Der Reaktor von Flamanville 3 erreichte um 11.37 Uhr 100 Prozent seiner Nuklearleistung und erzeugte 1669 MW Bruttostromleistung", hieß es in einer Erklärung des Stromkonzerns und Reaktorbetreibers EDF am Sonntag.

Trump räumt mögliche Niederlage der Republikaner bei Zwischenwahlen 2026 ein

US-Präsident Donald Trump hat eine mögliche Niederlage seiner regierenden Republikaner bei den Zwischenwahlen im kommenden Jahr eingeräumt. Er habe als Präsident zwar für "die beste Wirtschaft der Geschichte" gesorgt, sagte Trump in einem am Samstag (Ortszeit) veröffentlichten Interview mit dem "Wall Street Journal" mit Blick auf die Wachstumszahlen. "Aber es könnte sein, dass die Menschen eine Weile brauchen, um das zu verstehen", fügte er hinzu.

Verdi-Umfrage: Jobcenter-Beschäftigte klagen über zu hohe Belastung

Viele Beschäftigte in Deutschlands Jobcentern erleben ihre Arbeitssituation als äußerst angespannt. Das zeigt eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi, aus der die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Sonntag zitierten. Danach gaben 70 Prozent der befragten Beschäftigten an, bereits gesundheitliche Auswirkungen zu spüren, knapp 41 Prozent berichten von häufiger Erschöpfung und hohem Stress. Nahezu jeder Zehnte (9,9 Prozent) war deswegen bereits krankgeschrieben.

Textgröße ändern: