Deutsche Tageszeitung - Stiftung Warentest: Viele Tarife privater Krankenversicherer nicht empfehlenswert

Stiftung Warentest: Viele Tarife privater Krankenversicherer nicht empfehlenswert


Stiftung Warentest: Viele Tarife privater Krankenversicherer nicht empfehlenswert
Stiftung Warentest: Viele Tarife privater Krankenversicherer nicht empfehlenswert / Foto: © AFP

Die Mehrheit fällt durch: Die Stiftung Warentest hat die private Krankenversicherung (PKV) einem Test unterzogen und zwei Drittel der Tarife als nicht empfehlenswert eingestuft. 861 der 1245 Tarifkombinationen sähen entweder einen zu hohen Selbstbehalt vor oder hätten auffällige Lücken bei den Leistungen, erklärte die Stiftung am Mittwoch. "Viele leisten sogar weniger als gesetzliche Krankenkassen", sagte Stiftungs-Chefin Julia Bönisch. Die Tester warnten eindringlich davor, die steigenden Beiträge im Alter zu unterschätzen.

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Solche Lücken bei den durchgefallenen Tarifen gibt es den Angaben nach beispielsweise oft im Bereich der Psychotherapie, der Palliativpflege, bei der Kieferorthopädie nach einem Unfall und bei digitalen Leistungen wie Ernährungs-Apps. Es lohne sich ein genauer Vergleich: Zwischen dem günstigsten und dem teuersten empfohlenen Angestelltentarif liege ein Beitragsunterschied von 400 Euro, obwohl beide mit "sehr gut" bewertet wurden.

Insgesamt empfiehlt die Stiftung Warentest 384 der untersuchten 1245 Tarifkombinationen. Sie bieten demnach allesamt einen von den Testern definierten "Rundum-Schutz", der die wichtigsten Grundleistungen umfasst. Das "geht auch günstig und muss nicht teuer sein", stellt die Stiftung fest. Die Anbieter hätten aber oft zusätzliche, teurere Tarife mit weiteren Leistungen im Angebot.

"Überlegen Sie sich gut, ob es immer ein Toptarif sein muss", sagte Testleiter Julian Chudoba. Die leistungsstärksten Tarife seien zwar häufig teuer, jedoch spiegele der Preis "selten den Umfang der zusätzlich abgesicherten Gesundheitsrisiken wider".

Auch könne sich die PKV wegen der steigenden Beiträge im Alter zur Kostenfalle entwickeln, warnten die Warentester. Zwar seien für alle Versicherten steigende Gesundheitskosten zu erwarten, sagte Chudoba - die PKV-Beiträge seien anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aber einkommensunabhängig. "Wer im Alter nicht überfordert sein möchte, muss frühzeitig anfangen zu sparen."

Es sei für Interessierte maßgeblich, gut abzuwägen, ob die Beiträge zu leisten seien, sagte Bönisch. Als "wichtigsten Tipp" bezeichnete sie, gut für die steigenden Beiträge vorzusorgen.

Die PKV sei etwas für einen "kleinen, exklusiven Kreis", lautete Chudobas Einschätzung. Dazu gehörten etwa Beamte, die durch die staatliche Beihilfe unterstützt würden, oder Angestellte mit einem sehr guten Einkommen und entsprechenden Rücklagen für das Alter.

In der GKV sind Angestellte, Auszubildende, Rentner und Studierende in der Regel pflichtversichert, sie muss jeden aufnehmen. Die PKV hingegen kann sich ihre Kunden aussuchen und entsprechend auch ablehnen, etwa wegen Vorerkrankungen. Ihr können Angestellte beitreten, wenn ihr Gehalt die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze übersteigt - dann sind sie nicht mehr in der GKV pflichtversichert, können aber sich aber freiwillig gesetzlich versichern. Auch Beamte und Selbständige können sich privat krankenversichern.

Vorteile für Privatversicherte sehen die Tester vor allem bei der Suche nach Arztterminen. Einer repräsentative Umfrage von Civey im Auftrag der Stiftung Warentest zufolge kommen sie schneller an Facharzttermine: 58 Prozent der Privatpatienten gaben an, sie hätten ihren jüngsten Facharzttermin innerhalb eines Monats bekommen. Bei den Kassenpatienten waren es demnach nur 30 Prozent.

Im Dezember hatte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen die nächste Bundesregierung dazu aufgefordert, die Bevorzugung von Privatversicherten gegenüber Kassenpatienten bei der Terminvergabe gesetzlich zu verbieten. Forderungen nach einem Ende der Ungleichbehandlung bei der Terminvergabe in deutschen Arztpraxen gibt es immer wieder. Sie finden sich zum Teil auch in den Wahlprogrammen der Parteien wieder. SPD und Grüne wollen zum Beispiel eine Bürgerversicherung, in die gesetzliche und privat Versicherte einzahlen.

Für die Stiftung Warentest befragte Civey den Angaben zufolge vom 10. bis 12. Januar online 5000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren.

(V.Sørensen--DTZ)

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