Deutsche Tageszeitung - Unicredit-Chef: Entscheidung zu Commerzbank-Übernahme kann "bis 2027" warten

Unicredit-Chef: Entscheidung zu Commerzbank-Übernahme kann "bis 2027" warten


Unicredit-Chef: Entscheidung zu Commerzbank-Übernahme kann "bis 2027" warten
Unicredit-Chef: Entscheidung zu Commerzbank-Übernahme kann "bis 2027" warten / Foto: © AFP/Archiv

Der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Andrea Orcel, will sich bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank Zeit lassen. Eine Entscheidung könne bis 2027 warten, sagte er am Mittwoch auf einer Bankenkonferenz in London. Er habe Geduld.

Textgröße ändern:

Die Unicredit hält derzeit einen Anteil von 28 Prozent an der Commerzbank; Orcel hat wiederholt gesagt, er sei an der Übernahme interessiert. Die Geschäftsführung der Commerzbank und auch die scheidende Bundesregierung sind dagegen.

Orcel sagte in London: "Ich denke, dass Geduld in diesem Stadium der wichtigste Punkt ist, da wir unseren Plan ausführen und zu Ende bringen müssen." Angesichts unerwartet langer Fristen für die erforderlichen Genehmigungen "kann ich mich zurücklehnen und warten. Und am Ende der Frist, also 2027, können wir feststellen, ob es eine gute Sache ist", ein Angebot zu machen oder nicht.

Die Unicredit warte zudem "auf die Bildung einer neuen Regierung, um ihr unsere Position und den Mehrwert einer möglichen Fusion der beiden Banken zu erläutern", fügte Orcel hinzu. Der wahrscheinlich künftige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit aber ebenfalls kritisiert. Der Bund ist mit rund zwölf Prozent zweitgrößter Anteilseigner der Commerzbank.

Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche mitgeteilt, die Unicredit dürfe ihre Anteile an der Commerzbank auf 29,9 Prozent aufstocken. Ab einem Anteil von 30 Prozent wäre sie zu einem Übernahmeangebot an die übrigen Anteilseigner verpflichtet.

Das Management der Commerzbank versucht sich gegen die mögliche Übernahme etwa mit ehrgeizigen Gewinnzielen und einem Stellenabbau zu wehren. Großzügige Dividenden sollen die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre überzeugen, dass sich ein Verkauf an Unicredit unter Umständen nicht lohnt. Bis 2028 sollen 3900 Vollzeitjobs wegfallen - die meisten davon in Deutschland.

(L.Svenson--DTZ)

Empfohlen

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Verbrenner-Aus: Brüssel legt Dienstag Vorschläge vor - Ökonomen gegen Lockerung

Die EU-Kommission will wie geplant am Dienstag ihre Vorschläge für eine Überarbeitung der CO2-Vorgaben für Neuwagen vorlegen. Erwartet wurde eine deutliche Lockerung der als "Verbrenner-Aus" bekannten Regelungen. Führende Ökonominnen und Ökonomen kritisierten diesen Kurs am Montag scharf. Der Beratungsfirma EY zufolge könnte sich das weitere Festhalten am Verbrenner jedoch auch auszahlen.

Deutsche Nordsee-Fischer dürfen 2026 weniger Hering und Kabeljau fangen

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering, Kabeljau und Seelachs fangen. Die erlaubten Fangmengen sinken nach einer Vereinbarung der EU mit Norwegen und Großbritannien deutlich, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass die Arten durch Überfischung und die Folgen des Klimawandels bedroht werden.

Trotz Protest Frankreichs: Brüssel will Mercosur-Abkommen dieses Jahr abschließen

Die EU-Kommission bleibt bei ihren Plänen für einen Abschluss des Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten noch in diesem Jahr - trotz anhaltender Proteste aus Frankreich. "Die Kommission erwartet weiter, das EU-Mercosur-Abkommen bis Ende 2025 zu unterzeichnen", teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit. Die Bundesregierung hält den raschen Abschluss für "dringend notwendig" und hofft auf die nötige Mehrheit der EU-Staaten.

Textgröße ändern: