Deutsche Tageszeitung - Studie zu Rassismus: Ungleiche Diskriminierungserfahrungen in Gesellschaft

Studie zu Rassismus: Ungleiche Diskriminierungserfahrungen in Gesellschaft


Studie zu Rassismus: Ungleiche Diskriminierungserfahrungen in Gesellschaft
Studie zu Rassismus: Ungleiche Diskriminierungserfahrungen in Gesellschaft / Foto: © AFP/Archiv

Diskriminierung gehört für viele Menschen in Deutschland zum Alltag - jedoch sind die Erfahrungen in der Gesellschaft sehr ungleich verteilt. In einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors gaben 54 Prozent der sogenannten rassistisch markierten Menschen an, im vergangenen Jahr mindestens einmal im Monat Diskriminierung erfahren zu haben. Bei nicht rassistisch markierten Menschen waren es 32 Prozent.

Textgröße ändern:

Für die jährlich im März erscheinenden Berichte wurden zwischen Juni 2022 und Januar 2025 regelmäßig online mehrere tausend Menschen zu ihren Erfahrungen befragt, dabei sind Bevölkerungsgruppen aus Afrika, Asien, der Türkei und aus mehrheitlich muslimischen Ländern gezielt überrepräsentiert. Gefördert wird das Projekt vom Bundesfamilienministerium.

Die Einteilung basiert auf der Selbstidentifikation der Gruppen - "nicht rassistisch markierte Menschen" sind solche, die sich ausschließlich als Deutsche ohne Migrationshintergrund identifizieren. Die Gruppe "rassistisch markierter Menschen" umfasst demnach sowohl Deutsche mit Migrationshintergrund als auch andere Schwarze, asiatische, muslimische und osteuropäische Menschen unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit.

"Diskriminierung und Rassismus sind keine Randerscheinungen – sie durchziehen gesellschaftliche Strukturen und prägen individuelle Lebensrealitäten", heißt es in dem Bericht. Demnach werden mehr als einem Fünftel der deutschen Bevölkerung "gefestigte rassistische Einstellungen" zugeschrieben. So sind 22 Prozent aller Befragten der Meinung, dass ethnische und religiöse Minderheiten in den vergangenen Jahren wirtschaftlich mehr profitiert hätten als ihnen zustehe. 23 Prozent finden, dass ethnische und religiöse Minderheiten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung stellen.

Besonders betroffen von subtilen Diskriminierungsformen - also solchen, die nicht offen oder direkt geäußert werden - sind demnach muslimische (61 Prozent) und schwarze Frauen (63 Prozent) sowie schwarze Männer (62 Prozent). Von Ungleichbehandlungen im öffentlichen Raum berichteten die Betroffenen etwa in Ämtern und Behörden, durch Polizei und Justiz sowie in Restaurants und bei Veranstaltungen.

"Die Zahlen belegen: Es gibt ein massives Problem mit rassistischer Diskriminierung – nicht nur durch Einzelpersonen, sondern auch durch strukturelle Mechanismen", erklärte dazu die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs. Die Erfahrungen vor allem von Musliminnen dürften nicht länger als Einzelfälle abgetan werden. Wer regelmäßig Diskriminierung erfahre, verliere außerdem zunehmend das Vertrauen in die staatlichen Institutionen, warnte der Verband.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Verbrenner-Aus: Brüssel legt Dienstag Vorschläge vor - Ökonomen gegen Lockerung

Die EU-Kommission will wie geplant am Dienstag ihre Vorschläge für eine Überarbeitung der CO2-Vorgaben für Neuwagen vorlegen. Erwartet wurde eine deutliche Lockerung der als "Verbrenner-Aus" bekannten Regelungen. Führende Ökonominnen und Ökonomen kritisierten diesen Kurs am Montag scharf. Der Beratungsfirma EY zufolge könnte sich das weitere Festhalten am Verbrenner jedoch auch auszahlen.

Deutsche Nordsee-Fischer dürfen 2026 weniger Hering und Kabeljau fangen

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering, Kabeljau und Seelachs fangen. Die erlaubten Fangmengen sinken nach einer Vereinbarung der EU mit Norwegen und Großbritannien deutlich, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass die Arten durch Überfischung und die Folgen des Klimawandels bedroht werden.

Trotz Protest Frankreichs: Brüssel will Mercosur-Abkommen dieses Jahr abschließen

Die EU-Kommission bleibt bei ihren Plänen für einen Abschluss des Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten noch in diesem Jahr - trotz anhaltender Proteste aus Frankreich. "Die Kommission erwartet weiter, das EU-Mercosur-Abkommen bis Ende 2025 zu unterzeichnen", teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit. Die Bundesregierung hält den raschen Abschluss für "dringend notwendig" und hofft auf die nötige Mehrheit der EU-Staaten.

Textgröße ändern: