Deutsche Tageszeitung - Italien: Referendum über schnellere Einbürgerung und Arbeitnehmerschutz in gescheitert

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Italien: Referendum über schnellere Einbürgerung und Arbeitnehmerschutz in gescheitert


Italien: Referendum über schnellere Einbürgerung und Arbeitnehmerschutz in gescheitert
Italien: Referendum über schnellere Einbürgerung und Arbeitnehmerschutz in gescheitert / Foto: © AFP

Ein Referendum in Italien über Änderungen im Staatsbürgerschaftsrecht und eine Stärkung von Arbeitnehmerrechten ist wegen unzureichender Beteiligung gescheitert. Laut ersten Ergebnissen nahmen nur gut 30 Prozent der Wahlberechtigten an der zweitägigen Volksabstimmung teil. Nur bei einer Beteiligung von mehr als 50 Prozent wäre das Ergebnis gültig gewesen.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Wichtigster Punkt bei dem von zivilgesellschaftlichen Gruppen initiierten Referendum war eine vorgeschlagene Halbierung der Wartezeit vor dem Recht auf Einbürgerung. Die Regierung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni lehnt dies ab und hatte ihre Wählerinnen und Wähler zur Enthaltung aufgerufen.

Derzeit müssen Bürger aus Nicht-EU-Staaten ohne familiäre Verbindungen nach Italien zehn Jahre im Land leben, bevor sie überhaupt einen Antrag auf Einbürgerung stellen können - ein Verfahren, das sich wiederum über Jahre hinziehen kann.

Das Referendum war von Nichtregierungsorganisationen angestoßen und von der oppositionellen Mitte-links-gerichteten Demokratischen Partei unterstützt worden. Nach Angaben der Befürworter hätten etwa 2,5 Millionen Menschen von der vorgeschlagenen Änderung profitieren können. Mit einer Reform hätte Italien sich an Länder wie Deutschland und Frankreich angenähert.

Meloni, deren ultrarechte Partei Fratelli d'Italia illegale Einwanderung bekämpfen und legale Arbeitsmigration kontrollieren will, sprach sich entschieden gegen die vorgeschlagene Änderung aus. Die aktuelle Regelung bezeichnete sie als "ausgezeichnetes Gesetz".

Neben der Staatsbürgerschaftsfrage standen vier weitere Punkte bei dem Referendum zur Abstimmung, die den Schutz von Arbeitnehmern betreffen - etwa bei Kündigungen, prekären Arbeitsverhältnissen und Arbeitsunfällen. Initiator war der linksgerichtete Gewerkschaftsbund CGIL, ebenfalls unterstützt von der Demokratischen Partei.

Rund 85 Prozent der Italiener, die am Referendum teilnahmen, stimmten bei den Fragen zum Arbeitsrecht mit "Ja", 64 Prozent stimmten für Änderungen beim Einbürgerungsrecht.

"Die Oppositionsparteien wollten aus diesem Referendum eine Abstimmung über die Regierung Meloni machen. Die Antwort scheint sehr klar: Die Regierung geht daraus gestärkt hervor und die Linke noch schwächer", erklärte Giovanbattista Fazzolari, die rechte Hand Melonis. "Ihr habt verloren", erklärte Fratelli d'Italia im Onlinedienst X und veröffentlichte dazu ein Foto der Chefs der vier Oppositionsparteien, die das Referendum unterstützt hatten.

CGIL-Chef Maurizio Landini bezeichnete die geringe Beteiligung an dem Referendum als "klare Krise der Demokratie" in Italien.

Die Demokratische Partei als wichtigste Oppositionspartei hatte das Referendum in der Hoffnung unterstützt, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für sich zu gewinnen. Einige Maßnahmen, deren Änderung gefordert wurde, waren allerdings einst unter Ex-Regierungschef Matteo Renzi von der Demokratischen Partei eingeführt worden.

Laut einer aktuellen Umfrage liegt die Demokratische Partei derzeit mit 23 Prozent der Wählerstimmen deutlich hinter der ultrarechten Regierungspartei Fratelli d'Italia mit 30 Prozent.

(U.Kabuchyn--DTZ)

Empfohlen

Merz kritisiert Brüssel: EU verhandelt im US-Zollkonflikt "viel zu kompliziert"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die Verhandlungsweise der EU im Zollkonflikt mit den USA kritisiert. "Diese Europäische Union verhandelt viel zu kompliziert", sagte Merz am Montag bei einer Veranstaltung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin. "Die Amerikaner sind so, wie sie sind - relativ einfach darauf ausgerichtet, zu vier, fünf großen Industrien eine Verabredung mit uns zu treffen."

Bisheriger Vizechef Geyer rückt an Spitze von Beamtenbund

Der Beamtenbund hat einen neuen Bundesvorsitzenden. Der bisherige Vizechef Volker Geyer wurde am Montag zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt, wie der Beamtenbund in Berlin mitteilte. Der 59-jährige Geyer erhielt demnach 138 von 139 Stimmen des Spitzengremiums des Beamtenbunds - bei einer Enthaltung. Die Wahl war nötig geworden, weil der bisherige Bundeschef, Ulrich Silberbach, aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt hatte.

Umfrage: Viele Arbeitnehmer sind häufiger im Homeoffice als erlaubt

Viele Beschäftigte in Deutschland arbeiten laut einer Umfrage häufiger im Homeoffice, als ihre Arbeitgeber offiziell erlauben. Häufig gibt es dazu jedoch inoffizielle Absprachen mit den Vorgesetzten, wie aus einer am Montag veröffentlichten Befragung des Jobportals Indeed hervorgeht. Zudem werden bestehende Regeln zum Arbeiten im Homeoffice häufig nicht kontrolliert.

Zahl der Bedrohungen und Diskriminierungen von Sinti und Roma deutlich gestiegen

Sinti und Roma sind im vergangenen Jahr deutlich häufiger Ziel von Angriffen, Bedrohungen und Diskriminierungen geworden. Die Zahl der Fälle stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 36 Prozent an, wie aus dem dritten Jahresbericht der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) hervorgeht, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach wurden im vergangenen Jahr bundesweit 1678 antiziganistische Vorfälle registriert - 2023 waren es noch 1233.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild