Deutsche Tageszeitung - "Licht am Ende des Tunnels": Wirtschaftsinstitute heben Wachstumsprognosen

"Licht am Ende des Tunnels": Wirtschaftsinstitute heben Wachstumsprognosen


"Licht am Ende des Tunnels": Wirtschaftsinstitute heben Wachstumsprognosen
"Licht am Ende des Tunnels": Wirtschaftsinstitute heben Wachstumsprognosen / Foto: © AFP

Drei große Wirtschaftsinstitute sowie die OECD haben ihre Wachstumsprognosen für Deutschland für das laufende und das kommende Jahr teils deutlich nach oben korrigiert. Das Ifo-Institut in München, das RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen in ihren am Donnerstag vorgestellten Sommerprognosen nun von 0,3 Prozent Wachstum im laufenden Jahr aus. Im Jahr 2026 dürfte die deutsche Wirtschaft demnach und 1,5 bis 1,6 Prozent wachsen.

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Das RWI und das IfW korrigierten damit vor allem ihre Prognose für das laufende Jahr. Die Essener waren im Frühjahr noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent und die Kieler von einem Nullwachstum ausgegangen.

Bei der Prognose für das kommende Jahr war das Ifo-Institut im Frühjahr nur von 0,8 Prozent Wachstum ausgegangen und korrigierte dies nun deutlich um 0,7 Prozentpunkte nach oben. Auch das RWI und das IfW sehen eine leicht verbesserte Lage im kommenden Jahr.

"Die Krise der deutschen Wirtschaft hat im Winterhalbjahr ihren Tiefpunkt erreicht", befand Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Für die zweite Jahreshälfte zeichne sich "eine allmähliche Erholung" ab, erklärte auch RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Das IfW sieht "Licht am Ende des Tunnels".

Einen maßgeblichen Grund für die verbesserte Lage sehen die Experten in den Sondervermögen der Bundesregierung für Investitionen. "Wichtig ist jetzt, dass den Ankündigungen der Bundesregierung auch Taten folgen", schränkte Schmidt ein.

Im ersten Quartal 2025 legte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent zu. Sowohl das RWI als auch das Ifo führen dies vor allem auf vorgezogene Exporte in die USA zurück. Die Ausfuhren hatten deutlich zugelegt, weil viele Importeure jenseits des Atlantiks in Erwartung hoher Zölle von US-Präsident Donald Trump ihre Lager aufgefüllt hatten.

Aber auch der private Konsum und die Investitionen in Deutschland hätten zugelegt, hieß es weiter. "Der zunehmende Optimismus speist sich vermutlich auch aus der Hoffnung, dass mit der neuen Koalition der wirtschaftspolitische Stillstand endet und es im Handelsstreit mit den USA zu einer Einigung kommen wird", erklärte Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser.

Bereits im April bekam vor allem die Außenwirtschaft bereits wieder einen Dämpfer, die Exporte seien "spürbar" zurückgegangen, erklärte das RWI. Die US-Handelspolitik birgt demnach große Risiken, auch die nach oben korrigierte Prognose der Institute wird von den derzeit geltenden Trump-Zölle gedämpft. "Bei einer Eskalation könnte eine erneute Rezession drohen", warnte das Ifo.

Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostiziert in ihrem Deutschland-Bericht für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent und 1,2 Prozent für 2026. "Die deutsche Wirtschaft hat sich als widerstandsfähig erwiesen, braucht jedoch Reformen, um die Unternehmensdynamik und die Investitionstätigkeit anzukurbeln", erklärte die Organisation.

Die Experten schlagen unter anderem die Abschaffung steuerlicher Anreize für den Vorruhestand und des Ehegattensplittings, höhere Grundsteuern sowie weniger Ausnahmen von Abgaben wie der Kapitalertrags- oder Erbschaftssteuer vor. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sprach sich ebenfalls für eine Abschaffung der sogenannten Rente mit 63 und allgemein ein höheres Renteneintrittsalter aus. Im Koalitionsvertrag ist das jedoch nicht vorgesehen.

Einer Abschaffung des Ehegattensplittings zur Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen erteilte Reiche ein Absage. Die Arbeitsbereitschaft in Deutschland wolle die Bundesregierung zunächst etwa mit Einschnitten beim Bürgergeld, steuerlichen Anreizen für Überstunden sowie Regelungen für längere und flexiblere Arbeitszeiten steigern, sagte sie.

(L.Barsayjeva--DTZ)

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