Deutsche Tageszeitung - EU und Afrikanische Union beraten über Handel, Migration und Rohstoffe

EU und Afrikanische Union beraten über Handel, Migration und Rohstoffe


EU und Afrikanische Union beraten über Handel, Migration und Rohstoffe
EU und Afrikanische Union beraten über Handel, Migration und Rohstoffe / Foto: © AFP

Die Staats- und Regierungschefs der EU und der Afrikanischen Union (AU) haben am Montag auf einem Gipfeltreffen in Angola über eine Vertiefung der wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit beraten. Zentrale Themen waren Handel, Migration und wichtige Rohstoffe. Vor dem offiziellen Gipfelbeginn in Luanda stimmten sich die EU-Staats- und Regierungschefs über die Ergebnisse der Ukraine-Gespräche in Genf ab.

Textgröße ändern:

"Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen - Klimawandel, digitale Transformation, irreguläre Migration, Konflikte und Unsicherheit - kennen keine Grenzen", betonten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Antwort auf diese multipolare Welt müsse eine multipolare Zusammenarbeit sein. Zusammen könnten Afrika und Europa "den Weg zeigen".

Das zweitägige Treffen ist der siebte Gipfel in den 25-jährigen Beziehungen zwischen Afrika und der EU. Experten zufolge müssen diese aufgefrischt werden, wenn die EU weiter der wichtigste Partner des Kontinents bleiben wolle. Angesichts bedeutender Mineralien- und Energievorkommen bemühen sich auch China, die USA und Russland um engere Verbindungen.

Afrika sei "ein Kontinent der Chancen", betonte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Luanda. Elf der 20 weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befänden sich auf dem afrikanischen Kontinent. "Das Potenzial ist ganz offensichtlich." Die Europäische Union sei der größte Handelspartner in Afrika und "das wollen wir bleiben", sagte Merz. "Und wir wollen nicht anderen den Kontinent überlassen."

Die EU führt bei den ausländischen Direktinvestitionen und ist der wichtigste Handelspartner Afrikas. Der Handel mit Waren und Dienstleistungen erreichte 2023 nach Angaben aus Brüssel einen Wert von 467 Milliarden Euro. Allerdings haben die Türkei und die Golfstaaten aufgeholt, wodurch Afrika mehr Verhandlungsmacht gegenüber der EU bekommen habe, sagte Geert Laporte vom europäischen Politikinstitut ECDPM. Europa sei nicht mehr der einzige Partner Afrikas.

Beobachtern zufolge sollte Europa in Afrika in Infrastruktur, Energie und jobschaffende Industrieprojekte investieren statt vollmundig Unterstützung zu versprechen. "Afrika wartet nicht auf neue Ankündigungen, sondern auf glaubwürdige, umsetzbare Zusagen", sagte AU-Sprecher Nuur Mohamud Sheekh.

Merz zufolge sollte auf dem Gipfeltreffen auch "intensiv über die großen Krisen auf diesem Kontinent" gesprochen werden, "allen voran natürlich die Situation in Sudan. Das Leid der Menschen dort sei unermesslich. Über 25 Millionen Menschen litten unter Hunger, viele Kinder seien lebensbedrohlich mangelernährt. "Der Sudan braucht jetzt vor allem eins: einen Waffenstillstand", forderte Merz.

Sorge bereite auch die Sahel-Region, in der sich die Sicherheitslage verschlechtere. "Extremistische und terroristische Gewalt wirken destabilisierend, besonders für die junge Generation." Gleichzeitig leide die Sahel-Region unter einem massiven Klimawandel. Dürren zerstörten die Lebensgrundlagen. Aus diesem Grund begäben sich die Menschen "auf gefährliche Routen auch über den Atlantik und das Mittelmeer".

Mit Blick auf die internationale Zusammenarbeit sicherte Merz zudem zu, dass Deutschland die Forderung nach zwei ständigen afrikanischen Sitzen im UN-Sicherheitsrat unterstütze. "Um es klar zu sagen: Wenn der Sicherheitsrat über Krisen in Afrika berät und entscheidet, dann muss Afrika mit am Tisch sitzen", betonte der Bundeskanzler.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Tiktok will australisches Social-Media-Verbot für Kinder umsetzen

Die Videoplattform Tiktok hat angekündigt, das in Australien verhängte Social-Media-Verbot für Kinder in der kommenden Woche umzusetzen. Tiktok-Nutzende unter 16 Jahren würden "informiert, dass sie ihr bestehendes Konto nicht mehr nutzen können, das inaktiv wird", erklärte das Unternehmen, das zu dem chinesischen Bytedance-Konzern gehört, am Freitag. Das australische Gesetz greift ab kommendem Mittwoch.

Weiteres Plus bei den Aufträgen für die Industrie im Oktober

Die Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe hat sich im Oktober erneut verbessert. Das Ordervolumen stieg im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Für September war nach zuvor vier Rückgängen bereits ein Plus verzeichnet worden, das die Statistiker nun noch von 1,1 auf 2,0 Prozent nach oben korrigierten.

Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn unverändert bei 16 Prozent

Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland zählten im April 2025 zum Niedriglohnsektor. Damit blieb der Anteil der Menschen mit Niedriglöhnen an allen Beschäftigungsverhältnissen wie bereits im Vorjahr bei 16 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Die Schwelle, ab der die Bezahlung als Niedriglohn zählt, stieg demnach von 13,79 Euro pro Stunde im Jahr 2024 auf nun 14,32 Euro.

US-"Kriegsminister": Kritik an Hegseth wird lauter

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sieht sich zunehmend scharfem Gegenwind ausgesetzt. Kongressabgeordnete der Republikaner und der Demokraten äußerten sich am Donnerstag in Washington entsetzt über die Tötung von zwei mutmaßlichen Drogenschmugglern, die einen von Hegseth angeordneten Angriff auf ihr Boot überlebt hatten. Eine Pentagon-Untersuchung ergab zudem, dass der Ressortchef mit der Weitergabe von Militärgeheimnissen im Chatdienst Signal Risiken für Soldaten in Kauf genommen habe.

Textgröße ändern: