Deutsche Tageszeitung - Umweltschützer und Gewerkschafter warnen vor Stellenabbau bei der Bahn

Umweltschützer und Gewerkschafter warnen vor Stellenabbau bei der Bahn


Umweltschützer und Gewerkschafter warnen vor Stellenabbau bei der Bahn
Umweltschützer und Gewerkschafter warnen vor Stellenabbau bei der Bahn / Foto: ©

Umweltschützer und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG haben vor einem Stellenabbau bei der Deutschen Bahn im Zuge von Sparmaßnahmen in der Corona-Krise gewarnt. Für die Mobilitätswende in Deutschland sei die Bahn "von zentraler Bedeutung, um die Emissionen im Verkehrssektor deutlich zu reduzieren", erklärten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die EVG am Freitag. "Die Bahn muss jetzt durch die Krisenzeit gebracht werden, um als Zukunftsbranche mit langfristig stabilen Arbeitsplätzen zu überleben."

Textgröße ändern:

Die deutsche Bahn biete "gute, zukunftsfähige Arbeitsplätze für rund 200.000 Menschen in ganz Deutschland", erklärte der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Um die Einbrüche durch die Corona-Pandemie abzufedern, seien "verbindliche Vereinbarungen" nötig, die Arbeitsplätze schützten und den Beschäftigten die nötige Sicherheit böten. Einsparungen seien hier kontraproduktiv, "denn es sind die Mitarbeitenden, die das Rad am Laufen halten".

Die BUND-Geschäftsführerin für Politik und Kommunikation Antje von Broock mahnte, um das Pariser Klimaschutzziel einzuhalten, sei "eine Mobilitätswende nötig, die durch Investitionen vorangetrieben werden muss, statt durch Sparmaßnahmen ausgebremst zu werden".

EVG und BUND appellierten an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Gelder aus Konjunkturpaketen in den öffentlichen Verkehr und die Schiene zu investieren. Ziel müssten der weitere Ausbau, die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Reaktivierung des Schienennetzes sein. Zudem müsse Personal im gesamten Bereich der öffentlichen Verkehre aufgebaut und geschult werden.

Durch den massiven Fahrgasteinbruch in der Corona-Krise stehen der Deutschen Bahn Einbußen in Milliardenhöhe bevor. Der Bund will dem Konzern deshalb unter die Arme greifen und plant eine Eigenkapitalerhöhung sowie eine Anhebung der Verschuldungsgrenze. Im Gegenzug soll die Bahn sparen - unter anderem bei den Personalkosten.

Einem Eckpunktepapier von Bahn sowie Finanz- und Verkehrsministerium zufolge soll der bundeseigene Konzern bis zu 5,1 Milliarden Euro erbringen. Gespart werden soll demnach vor allem beim "Personal- und Sachaufwand".

Vorgesehen ist etwa, dass der Vorstand für das Jahr 2020 keine Boni erhält. Auch die variable Vergütung von "oberen Führungskräften" soll angepasst werden. Strukturen sollen verschlankt und die Personalplanung auf den Prüfstand gestellt werden; auch Kurzarbeit wird genannt. Kein Schwerpunkt beim Sparen soll aber die "Rekrutierung von operativem Personal" sein, da dies Voraussetzung für die Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene sei.

Zuletzt hatte der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, Befürchtungen zurückgewiesen, bei der Bahn stehe ein Stellenabbau bevor. Die Fahrgastzahlen im Personenverkehr sollten bis 2030 verdoppelt werden und im Schienengüterverkehr 70 Prozent mehr Güter transportiert werden, sagte er der "Zeit". "Wenn das Bahn-Management diese Ziele erfüllen soll, dann können wir keine Stellen abbauen, sondern brauchen das Personal, dass die Bahn derzeit einstellen möchte."

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

Merz hält Deckelung der Wohnkosten im Bürgergeld für denkbar

Bei der geplanten Reform der Grundsicherung hält Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eine Deckelung der Wohnkosten für Bürgergeld-Empfänger für denkbar. Die bisher gezahlten Beträge seien zu hoch und stünden "auf dem Prüfstand der Koalition", sagte Merz am Sonntag im ARD-"Sommerinterview". "Pauschalierung ist möglich, geringere Sätze sind möglich" und auch eine Überprüfung der vom Staat unterstützten Wohnungsgrößen.

"Ins Mark treffen": Merz warnt vor Folgen von US-Zöllen für deutsche Wirtschaft

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat eindringlich vor den Folgen der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Ein solcher Zollsatz von 30 Prozent "würde die deutsche Exportwirtschaft ins Mark treffen", sagte Merz am Sonntagabend im "Sommerinterview" der ARD. "Wenn das käme, dann könnten wir große Teile unserer Anstrengungen um die Wirtschaftspolitik hintanstellen, denn das würde alles überlagern."

EU erzielt politische Vereinbarung zu Freihandelsabkommen mit Indonesien

Inmitten des Zollstreits mit den USA hat die EU eine "politische Vereinbarung" mit Indonesien über ein Freihandelsabkommen verkündet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte die Vereinbarung bei einem Besuch von Indonesiens Staatschef Prabowo Subianto am Sonntag in Brüssel "einen großen Schritt voran in dieser Partnerschaft". Beide Seiten hatten fast zehn Jahre lang über ein Freihandelsabkommen verhandelt. Prabowo sprach von einem "Durchbruch" in Brüssel.

Vorerst keine Gegenzölle: EU setzt im Streit mit Trump weiter auf Verhandlungen

Im Handelskonflikt mit Washington setzt die EU trotz einer neuen Zoll-Drohung von US-Präsident Donald Trump weiter auf Verhandlungen. Die Aussetzung von geplanten Gegenzöllen werde bis August verlängert, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntag. Dies solle weitere Verhandlungen über eine Beilegung des Handelskonflikts ermöglichen. Trump hatte am Samstag einen neuen pauschalen Zollsatz auf EU-Produkte von 30 Prozent ab kommenden Monat angekündigt.

Textgröße ändern: