Deutsche Tageszeitung - FDP droht in Wirecard-Skandal mit Untersuchungsausschuss

FDP droht in Wirecard-Skandal mit Untersuchungsausschuss


FDP droht in Wirecard-Skandal mit Untersuchungsausschuss
FDP droht in Wirecard-Skandal mit Untersuchungsausschuss / Foto: ©

Vor der Sondersitzung des Finanzausschusses zum Wirecard-Skandal hat die Opposition umfassende Aufklärung durch die Bundesregierung angemahnt und mit einem Untersuchungsausschuss gedroht. Die Sondersitzung am Mittwochnachmittag sei die "letzte Chance für die Regierung, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss abzuwenden", sagte der finanzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Florian Toncar, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. "Wenn hier nicht alle Verdachtsmomente ausgeräumt werden, bringen uns weitere Sondersitzungen des Finanzausschusses nicht weiter."

Textgröße ändern:

In den Sondersitzungen müssten sich die Abgeordneten darauf verlassen, dass das Bundesfinanzministerium "vollständige und in sich logische Informationen" übermittle, führte Toncar aus. Dies sei bisher "schlicht nicht der Fall" gewesen.

So sei beispielsweise weiter unklar, welchen Sinn das Treffen zwischen Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) und dem damaligen Wirecard-Chef Markus Braun im November 2019 hatte, und worüber dabei gesprochen wurde. "Wenn diese und andere Fragen in der Sondersitzung nicht geklärt werden, benötigen wir das schärfere Schwert eines Untersuchungsausschusses", erklärte Toncar. Dieser könne selbst Informationen einholen, indem er etwa Zeugen vernimmt, auch unter Eid, oder sich Akten und andere Beweismittel vorlegen lässt.

Auch die Grünen forderten von der Bundesregierung eine "hundertprozentige und lückenlose Aufklärung". Zu der Sondersitzung hätten sie der Bundesregierung einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Lisa Paus, zu AFP. Allerdings zeichne sich schon jetzt ab, dass am Mittwoch "nicht alle Fragen definitiv beantwortet werden können". Deshalb hätten die Grünen der Bundesregierung eine Frist bis zum 10. August für die Beantwortung gestellt.

Paus rechnet deshalb mit weiteren Sondersitzungen des Finanzausschusses, wobei sie auch die Befragung eines Vertreters des Bundeskanzleramts forderte. "Wir müssen jedes Mittel nutzen, um eine schnelle und umfassende Aufklärung voranzutreiben", erklärte sie. "Das kann bedeuten, dass am Ende auch ein Untersuchungsausschuss unvermeidbar ist."

Zu der Sondersitzung am Mittwoch ab 16.00 Uhr haben Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ihr Kommen zugesagt. Im Zentrum des Interesses der Ausschussmitglieder dürfte das Vorgehen von Scholz stehen, nachdem er bereits im Februar 2019 über Ermittlungen der Finanzaufsicht gegen Wirecard informiert worden war.

Wirecard hat eingestanden, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen und das Geld vermutlich gar nicht existiert. Der Börsenkurs des Dax-Konzerns stürzte ab, das Unternehmen meldete Insolvenz an. In dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft München I.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Firmen sehen Gefahr von Cyberattacken so groß wie noch nie

Firmen in Deutschland schätzen einer Umfrage zufolge die Gefahr von Cyberattacken derzeit so hoch ein wie nie. Wie das Beratungsunternehmen EY in Stuttgart am Donnerstag mitteilte, sehen 69 Prozent der Führungskräfte im IT-Bereich eine "eher hohe" oder "sehr hohe" Gefahr digitaler Angriffe. Praktisch alle Befragten (99 Prozent) gehen davon aus, dass der Zahl der Attacken in Zukunft steigen wird.

Investitionen in Erneuerbare Energien und Atomkraft steigen 2025 auf Rekordsumme

Die Investitionen in Erneuerbare Energien und die Atomkraft steigen weltweit kräftig - trotz der Unsicherheit mit Blick auf die Konjunkturentwicklung. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet hier in diesem Jahr einen neuen Rekord von 2,2 Billionen Dollar, wie sie am Donnerstag mitteilte. Die Summe ist demnach doppelt so hoch wie die Investitionen in fossile Energien in diesem Jahr mit voraussichtlich 1,1 Billionen Dollar.

Bitkom: Smartphonenutzer haben durchschnittlich 42 Apps auf dem Handy

Banking, Ticket für die Bahn oder Instagram: Smartphonenutzende in Deutschland haben einer Umfrage zufolge im Schnitt 42 Apps auf ihren Handys installiert. Im vergangenen Jahr waren es noch fünf Anwendungen weniger, 2022 reichten den Verbraucherinnen und Verbrauchern durchschnittlich noch 25 Apps aus, wie der Digitalverband Bitkom am Donnerstag mitteilte. Jüngere Menschen haben demnach mehr als doppelt so viele Programme installiert wie Nutzerinnen und Nutzer über 65 Jahre.

Flug-Verspätung: Minister Schnieder für Entschädigung ab drei Stunden

In der Debatte um die Rechte von Fluggästen setzt sich die Bundesregierung auf EU-Ebene weiter für eine Entschädigung ab drei Stunden Verspätung ein. "Wir wollen die Drei-Stunden-Schwelle bei allen Flügen beibehalten", sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder am Donnerstag am Rande eines Treffens mit seinen EU-Kolleginnen und Kollegen in Luxemburg.

Textgröße ändern: