Deutsche Tageszeitung - Unesco empfiehlt Einstufung Venedigs als "gefährdetes Welterbe"

Unesco empfiehlt Einstufung Venedigs als "gefährdetes Welterbe"


Unesco empfiehlt Einstufung Venedigs als "gefährdetes Welterbe"
Unesco empfiehlt Einstufung Venedigs als "gefährdetes Welterbe" / Foto: © AFP/Archiv

Massentourismus, ein Bauboom und der Klimawandel haben Venedig so zugesetzt, dass die Unesco nun empfohlen hat, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten "irreversible" Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zum ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation am Montag in Paris ihre Empfehlung. Im September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitliedstaaten über die Einstufung ab.

Textgröße ändern:

Eine Kombination der Folgen von menschengemachten und natürlichen Faktoren verschlechtere in Venedig die Bausubstanz und lasse das Stadtgebiet "verfallen", teilte die Unesco in der Begründung ihrer Empfehlung mit. Zu den Verschlechterungen zählt die UN-Kulturorganisation neben den Auswirkungen von Tourismus und den Konsequenzen des Klimawandels auch Hochhaus-Bauprojekte, die einen "erheblichen negativen optischen Eindruck" hinterließen. Viele dieser Probleme seien seit Jahren bekannt.

Italien mache allerdings insgesamt "keine nennenswerten Fortschritte" bei der Bewältigung der komplexen Probleme, tadelte die Unesco. Die von der Regierung vorgeschlagenen Maßnahmen seien "unzureichend", die Unesco beklagte zudem das "Fehlen einer allgemeinen strategischen Vision". Die italienischen Behörden und zivilgesellschaftliche Gruppen im In- und Ausland müssten mehr Engagement zeigen, um den "außergewöhnlichen universellen Wert" der historischen Stadt und ihrer Lagunen zu schützen und zu erhalten.

Die im 5. Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher. Venedig betreibe noch immer "zu viel Massentourismus und keinen nachhaltigen Tourismus - zum Nachteil der Bevölkerung. Venedig darf nicht in ein Freilichtmuseum verwandelt werden", sagte ein Unesco-Diplomat gegenüber AFP.

Über die Empfehlung der Unesco soll im September vom Welterbe-Rat der Mitgliedstaaten der UN-Organisation entschieden werden. Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. 2021 war Venedig einer Einstufung als gefährdetes Unesco-Welterbe dank einer Änderung seiner Regeln für Kreuzfahrtschiffe, die durch ihre großen Wellen das Fundament der Stadt abtrugen, knapp entgangen.

Ebenfalls am Montag empfahlen die Experten der Unesco, der australischen Regierung mehr Zeit für den Schutz des Great Barrier Reefs einzuräumen. Der Klimawandel bedroht das Ökosystem massiv, er führt zu großflächigen Korallenbleichen.

Der Zustand des riesigen Korallenriffs sorgte immer wieder für Spannungen zwischen den australischen Behörden und der Unesco, die damit drohte, den Touristenmagneten als "gefährdet" einzustufen. Doch dank neuer, "begrüßenswerter" Maßnahmen der Mitte-links-Regierung des australischen Premierministers Antony Albanese, darunter umgerechnet 2,65 Milliarden Euro zum Schutz des Naturwunders, soll der Status des Korallenriffs als Welterbe nun erst wieder 2024 überprüft werden, wie die Unesco mitteilte.

Die Welterbe-Kommission tagt in ihrer jährlichen Sitzung dieses Jahr vom 10. bis 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Dabei sollen 53 neue Anträge für die begehrte Einstufung als Unesco-Welterbe geprüft werden.

Mit der Gefährdungs-Kennzeichnung soll eine bessere Erhaltung der Welterbestätten gefördert werden. In Ausnahmefällen kann einer Stätte auch der Status als Welterbe entzogen werden. Zuletzt verlor die britische Küstenstadt Liverpool 2021 ihre Auszeichnung als Unesco-Weltkulturerbe.

(O.Zhukova--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende feiern Karneval der Kulturen in Berlin

Hunderttausende Menschen haben in Berlin den Karneval der Kulturen gefeiert. Nach Angaben der Veranstalter besuchten am Sonntag rund 750.000 Menschen den traditionellen Umzug durch die Stadt. Die Veranstalter sprachen von einem "friedlichen und erfolgreichen" Fest.

Snoop Dogg will in Schottland Burger-Stand vor Stadion von Celtic Glasgow eröffnen

US-Rapper Snoop Dogg will seine Liebe zum schottischen Fußballklub Celtic Glasgow mit einem Burger-Stand vor dem Stadion unter Beweis stellen. Dieser solle ein "Paradies" für Feinschmecker werden, kündigte der Musiker in der "Sunday Mail" an. Er wolle "den Fans zeigen, dass Essen im Stadion gut sein kann" - und werde auch selbst hinter dem Tresen stehen und die Kunden bedienen.

Macron vor Beginn von UN-Ozeankonferenz zum Staatsbesuch in Monaco

Zwei Tage vor dem Beginn der UN-Ozeankonferenz in Nizza ist der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag zu einem Staatsbesuch im Fürstentum Monaco eingetroffen. Macron und seine Ehefrau Brigitte wurden am Nachmittag von Fürst Albert II, Prinzessin Charlene und den beiden zehnjährigen Kindern des Paares, Jacques und Gabriella, im Ehrenhof des Fürstenpalastes begrüßt.

Zwei Exemplare einer vom Aussterben bedrohter Schildkröten-Art auf Korsika geschlüpft

Auf Korsika sind zwei Exemplare einer vom Aussterben bedrohten Schildkröten-Art aus der Himalaya-Region geschlüpft. Die beiden Jungen der Art Melanochelys tricarinata wurden im Schildkröten-Schutzzentrum A Cupulatta in Vero im Zentrum der französischen Ferieninsel gezüchtet, wie der Direktor der Einrichtung, Pierre Moisson, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Textgröße ändern: