Deutsche Tageszeitung - Opfer der Brandkatastrophe im Grenfell Tower üben scharfe Kritik an Feuerwehr

Opfer der Brandkatastrophe im Grenfell Tower üben scharfe Kritik an Feuerwehr


Opfer der Brandkatastrophe im Grenfell Tower üben scharfe Kritik an Feuerwehr
Opfer der Brandkatastrophe im Grenfell Tower üben scharfe Kritik an Feuerwehr / Foto: ©

Überlebende und Hinterbliebene der Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower haben anlässlich der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts am Mittwoch scharfe Kritik am Vorgehen der Feuerwehr geübt. In dem Bericht ist von einem "systemischen Versagen" der Brandschützer die Rede, auch wenn als "Hauptgrund" für das Feuer die leicht brennbare Fassadenverkleidung benannt wird. Die Feuerwehrgewerkschaft wies den Vorwurf schwerwiegender Fehler zurück.

Textgröße ändern:

Bei dem Brand im Juni 2017 waren mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen. Dem fast tausendseitigen Bericht zufolge wurde das nächtliche Feuer durch einen defekten Kühlschrank in der vierten Etage ausgelöst. Die Flammen breiteten sich rasend schnell in dem 24-stöckigen Gebäude aus, Dutzende Bewohner waren den Flammen ausgeliefert. "Hauptgrund" für die schnelle Ausbreitung des Feuers war dem Untersuchungsbericht zufolge die Fassadenverkleidung aus leicht entzündlichem Material.

Der Bericht wirft aber auch der Feuerwehr "systemisches Versagen" vor - vor allem, weil sie die Bewohner des Hochhauses angewiesen habe, in ihren Wohnungen zu bleiben, "als die Treppen noch begehbar waren", wie der Leiter der Untersuchung, Martin Moore-Bick, erklärte. In der Nacht auf den 14. Juni 2017 hätten "mehr Leben gerettet werden können". Die Feuerwehr habe nach einem Hochhausbrand im Jahr 2009 "nicht ihre Lektion gelernt".

"Egal wie mutig die Feuerwehrleute waren", ihnen habe es "erheblich an gesundem Menschenverstand gefehlt", kritisierte Nazanin Aghlani, deren Mutter in den Flammen starb. Die Feuerwehrleute seien in ihren Augen "keine Helden", sondern "Profis, die dafür bezahlt werden", sagte sie vor Journalisten in Westminster.

Nabil Choucaire, der sechs Angehörige bei dem Brand verlor, kritisierte, angesichts der lodernden Flammen hätten die Brandschützer die Bewohner "sehr viel früher" evakuieren müssen.

Der Generalsekretär der Feuerwehrgewerkschaft, Matt Wrack, wies die in dem Untersuchungsbericht geäußerte Behauptung zurück, es sei möglich oder sicher gewesen, mit 30 Feuerwehrleuten mehr als 150 Menschen über ein enges, verrauchtes Treppenhaus retten zu können. Es sei "völlig unklar, ob eine Evakuierung mehr Leben hätte retten können", sagte er.

"Die wahren Schuldigen" seien nicht die Feuerwehrleute, die bei den Löscharbeiten ihr eigenes Leben riskiert hätten, sondern diejenigen, "die das Gebäude mit einer brennbaren Hülle verkleideten, die das Brandschutzsystem des Vereinigten Königreichs ausgehöhlt, die Warnungen durch frühere Feuer ignoriert und die Bitten einer um ihre Sicherheit besorgten Öffentlichkeit nicht gehört haben".

Premierminister Boris Johnson sagte nach einer Schweigeminute im Londoner Unterhaus, die Regierung akzeptiere die Empfehlungen des Untersuchungsberichts "im Grundsatz" und werde sie befolgen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan von der oppositionellen Labour-Partei stellte sich hinter die Feuerwehrleute. Diese hätten "unglaublichen Mut" bewiesen und "unter schwierigsten Bedingungen" gegen einen Brand angekämpft, der durch "einen katastrophalen Baufehler" ausgelöst worden sei. "Es war nicht ihr Fehler."

Die Opposition warf der Regierung vor, davon ablenken zu wollen, dass die Gelder für den Brandschutz und die für den sozialen Wohnungsbau zuständigen Behörden zusammengestrichen worden seien.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

22 Verletzte: Segelschulschiff der mexikanischen Marine rammt Brooklyn Bridge in New York

Beim Zusammenstoß eines Segelschulschiffs der mexikanischen Marine mit der weltberühmten Brooklyn Bridge in New York sind mehr als 20 Menschen verletzt worden. Bei der Kollision mit der historischen Brücke wurden am Samstagabend (Ortszeit) die oberen Abschnitte der drei Masten des Segelschiffs "Cuauhtémoc" umgeknickt, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Nach Angaben der mexikanischen Marine wurden 22 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer.

Papst Leo XIV. wird offiziell ins Amt eingeführt

Der neue Papst Leo XIV. wird am Sonntag im Rahmen einer feierlichen Messe (ab 10.00 Uhr MESZ) offiziell in sein Amt eingeführt. Bei der Inthronisierung des neuen katholischen Kirchenoberhaupts im Vatikan werden dem Papst die Insignien der päpstlichen Macht übergeben. Dies sind der Fischerring und das Pallium, ein stola-artiges weißes Band mit sechs darauf gestickten schwarzen Kreuzen.

Ein Mensch bei Bombenexplosion vor Fruchtbarkeitsklinik in Palm Springs getötet

Bei einer mutmaßlichen Bombenexplosion vor einer Fruchtbarkeitsklinik in der kalifornischen Stadt Palm Springs ist ein Mensch ums Leben gekommen. Polizeichef Andy Mills erklärte, die Detonation am Samstagvormittag (Ortszeit) sei vermutlich eine "absichtliche Gewalttat" gewesen. Bürgermeister Ron deHarte erklärte gegenüber US-Medien, eine Bombe in einem Fahrzeug oder nahe eines Fahrzeugs, das vor dem Gebäude geparkt habe, sei explodiert.

Großbritannien: Nach Chris Brown zweiter Mann schwerer Körperverletzung beschuldigt

Im Zusammenhang mit einer Prügelattacke in London hat die britische Polizei nach dem US-Sänger Chris Brown einen zweiten Mann beschuldigt. Dem 38-jährigen US-Bürger Omololu Akinlolu werde schwere Körperverletzung vorgeworfen, er müsse noch am Samstag in Manchester vor Gericht erscheinen, teilte die Polizei in London mit.

Textgröße ändern: