
Empörung in Frankreich über Darstellung von schwarzer Abgeordneten als Sklavin

Die Darstellung einer schwarzen Abgeordneten als Sklavin in einem ultra-konservativen Magazin hat in Frankreich für Empörung gesorgt. Staatschef Emmanuel Macron rief die Politikerin Danièle Obono von der Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) persönlich an, um "seine klare Verurteilung jeder Form von Rassismus auszudrücken", wie der Elysée-Palast am Samstag mitteilte. Auch Premierminister Jean Castex stellte sich entschieden auf Obonos Seite.
Das Magazin "Valeurs Actuelles" (Heutige Werte), das weit rechts stehende Leser anspricht, hatte Obono in Ketten mit einem Eisenring um den Hals gezeigt. Die Zeichnung illustrierte einen siebenseitigen "Sommerroman" der Zeitschrift, in dem Obono nach Angaben des Magazins "die Verantwortung der Afrikaner in den Schrecken der Sklaverei durchlebt".
Regierungschef Castex sprach im Kurzbotschaftendienst Twitter von einer "empörenden Veröffentlichung". Kabinettsmitglied Nadia Hai schrieb auf Twitter: "Der Rassismus ist ein schädliches Übel. Er zerstört. Er ist ein Verbrechen." Justizminister Eric Dupond-Moretti erklärte, es stehe jedem innerhalb der gesetzlichen Grenzen ebenso frei, "einen widerlichen Roman" zu schreiben, wie dieses Machwerk "zu hassen". Er hasse die Veröffentlichung in "Valeurs Actuelles" und stehe auf Obonos Seite, erklärte der Minister.
Die Organisation SOS Racisme erklärte, in den vergangenen Jahren hätten in Frankreich schon viele schwarze Politiker und Politiker mit maghrebinischen Wurzeln eine "Flut von Hass" erlebt. Im Fall der Darstellung Obonos als Sklavin seien nun mögliche juristische Konsequenzen zu prüfen.
Obono hatte bereits am Freitag auf Twitter von einer "rassistischen Scheiße in einem Käseblatt" geschrieben. Die extreme Rechte sei "niederträchtig, dumm und grausam".
"Valeurs Actuelles" erklärte, bei dem kritisierten Artikel handele es sich um "Fiktion, die die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei in Szene" setze und damit eine "schreckliche Wahrheit" zeige, die einige nicht sehen wollten.
Vize-Redaktionsleiter Tugdual Denis sagte dem Sender BFMTV, er verstehe, dass Obono über ihre Darstellung als Sklavin "schockiert" sei. "Wir entschuldigen uns bei ihr persönlich", fügte er hinzu. Der Artikel sei aber "niemals boshaft und niemals gemein" gewesen.
(U.Beriyev--DTZ)