Deutsche Tageszeitung - Macron drängt im Libanon auf Reformen und schnelle Regierungsbildung

Macron drängt im Libanon auf Reformen und schnelle Regierungsbildung


Macron drängt im Libanon auf Reformen und schnelle Regierungsbildung
Macron drängt im Libanon auf Reformen und schnelle Regierungsbildung / Foto: ©

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bei einem Besuch im Libanon auf grundlegende Reformen und eine schnelle Regierungsbildung gedrängt. "Dies ist die letzte Chance", sagte Macron am Dienstag in Beirut. Er unterstütze die Forderungen der Bevölkerung nach einem tiefgreifenden Wandel. Zugleich stellte Macron für den Herbst eine zweite internationale Geberkonferenz für den Libanon und einen erneuten Besuch in Aussicht.

Textgröße ändern:

"Ich bin bereit, vielleicht Mitte oder Ende Oktober, eine weitere internationale Geberkonferenz mit den Vereinten Nationen zu organisieren", sagte Macron.

Es war seine zweite Reise nach Beirut seit der Explosionskatastrophe vom 4. August, bei der weite Teile der Hauptstadt zerstört und mehr als 150 Menschen getötet worden waren. Frankreich hatte bis 1943 ein Völkerbundsmandat für die heutigen Staaten Libanon und Syrien inne und fühlt sich deshalb dem Libanon besonders verbunden.

Bei der ersten von Frankreich und der UNO organisierten Geberkonferenz am 9. August wurden gut 250 Millionen Euro Soforthilfen zugesagt. Deutschland stellte 20 Millionen Euro zur Verfügung, Frankreich 30 Millionen Euro.

Allerdings kommt von den Hilfen aus dem Ausland nach Angaben von Helfern wenig bei den Bedürftigen an. Antoine Zoghbi, Präsident des libanesischen Roten Kreuzes, zog bei seinem Treffen mit Macron eine kritische Zwischenbilanz: "Wir sehen Flugzeuge ankommen, aber wir wissen nicht, wo die Spenden am Ende landen." Außerdem sei die Hilfe nicht zielgenau. "80 Prozent der Medikamente, die im Libanon ankommen, sind ungeeignet."

Bei den zwei gewaltigen Explosionen im Hafen von Beirut wurden am 4. August mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 6000 weitere verletzt. 300.000 Menschen wurden durch das Unglück obdachlos. Nach Regierungsangaben waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, das jahrelang ungesichert gelagert worden war.

Mittlerweile sitzen nach Angaben der libanesischen Justiz alle 25 Verdächtigen in Untersuchungshaft. Am Dienstag habe der Untersuchungsrichter Fadi Sawan nach weiteren Verhören die vier letzten Haftbefehle erlassen, verlautete aus Justizkreisen.

Die Menschen im Libanon machen die politische Führung des Landes und die unter ihr weit verbreitete Korruption für das Unglück verantwortlich. Unter dem Druck massiver Proteste erklärte die Regierung ihren Rücktritt. Am Montag wurde Mustapha Adib, der bisherige Botschafter des Libanon in Berlin, zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Auch mit ihm sprach Macron. Nach Ansicht des französischen Staatschefs ist es "ein erstes Zeichen" des Wandels, dass die Einigung auf den neuen Regierungschef so schnell erfolgte - und nicht erst wie sonst oft üblich "in sechs Monaten".

Nun müsse "so schnell wie möglich" eine handlungsfähige Regierung gebildet werden, forderte Macron. Diese müsse die notwendigen strukturellen Reformen angehen. "Ich werde weiter drängen", sagte Macron und kündigte für Dezember einen weiteren Besuch an.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Britischer König Charles III. betont Kanadas "Selbstbestimmungsrecht"

Bei seinem Besuch in Kanada hat der britische König Charles III. angesichts wiederholter Drohungen von US-Präsident Donald Trump die Unabhängigkeit des Landes betont. "Demokratie, Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit, Selbstbestimmungsrecht und Freiheit sind Werte, die den Kanadiern am Herzen liegen und zu deren Schutz die Regierung entschlossen ist", sagte er am Dienstag in seiner Rede zur Eröffnung des Parlaments in Ottawa. Charles fügte hinzu, dass Kanada vor einem "kritischen Moment" stehe.

Trump: Putin "spielt mit dem Feuer"

US-Präsident Donald Trump hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut wegen der fortgesetzten Angriffe auf die Ukraine kritisiert. Putin "spielt mit dem Feuer", schrieb Trump am Dienstag auf seiner Onlineplattform Truth Social. Am Sonntag hatte er dem Kreml-Chef vorgeworfen, dieser sei "völlig verrückt geworden".

Dschihadist in Schweden wegen grausamen IS-Mordes in Syrien angeklagt

Rund zehn Jahre nach der brutalen Ermordung eines jordanischen Piloten durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien hat die schwedische Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen schwedischen Dschihadisten erhoben. Dem 32-Jährigen werde zur Last gelegt, sich an der "brutalen Hinrichtung" des Piloten beteiligt zu haben, sagte Staatsanwältin Reena Devgun am Dienstag vor Journalisten.

USA: Öffentlicher Rundfunk klagt gegen Mittelentzug durch Trump-Regierung

Der öffentliche US-Rundfunksender National Public Radio (NPR) verklagt die Regierung von Präsident Donald Trump wegen des Entzugs von Bundesmitteln. NPR reichte die Klage am Dienstag vor einem Bundesgericht ein. Der Sender wirft der Regierung unter anderem einen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit vor.

Textgröße ändern: