Lula pocht vor Treffen mit südamerikanischen Amtskollegen auf Einigkeit
Zum Auftakt eines Gipfels mit seinen südamerikanischen Amtskollegen hat sich der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva für "Einigkeit" ausgesprochen. "Wir haben zugelassen, dass Ideologien uns spalten und die Bemühungen um Integration unterbrechen", sagte der linksgerichtete Staatschef am Dienstag in Brasília. "Wir haben den Dialog und die Mechanismen der Zusammenarbeit aufgegeben, und wir sind alle als Verlierer hervorgegangen", sagte Lula.
"Wenn wir uns nicht einig sind, können wir nicht sicherstellen, dass die Entwicklung Südamerikas seinem Potenzial entspricht", fügte der brasilianische Präsident hinzu, der sich bei der Wahl im vergangenen Jahr gegen den rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro durchgesetzt und im Januar seine dritte Amtszeit angetreten hatte.
Lula warf seinem Vorgänger am Dienstag vor, dass er "den Weg der Isolation gewählt" habe, indem er "die Tür zu historischen Partnern geschlossen" habe. Er wolle dagegen "ideologische Differenzen" hinter sich lassen. Insgesamt kommen elf Staatschefs und ihre Außenminister in der brasilianischen Hauptstadt zu dem ersten Treffen dieser Art seit 2014 zusammen. Nur die Präsidentin von Peru, Dina Boluarte, ließ sich vertreten.
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, der seit acht Jahren nicht mehr in Brasilien war, hatte Lula bereits am Montag getroffen. Das Land ist unter Maduro weitgehend isoliert, Bolsonaro hatte die diplomatischen Beziehungen zu der Regierung des Linkspopulisten abgebrochen und Maduro als "Diktator" bezeichnet.
Die Wahl linksgerichteter Präsidenten wie Lula in Brasilien, Gabriel Boric in Chile und Gustavo Petro in Kolumbien hat die Lage in der Region aber verändert. Dies dürfte den Weg für eine Rückkehr von Venezuela auf die regionale diplomatische Bühne und einen neuen Impuls für die Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Region ebnen.
Seit seinem Amtsantritt überarbeitet Lula die brasilianische Außenpolitik. Er hat unter anderem versprochen, sich um engere Beziehungen zu so unterschiedlichen Partnern wie China und der Regierung von US-Präsident Joe Biden zu kümmern.
Seine Gegner werfen Lula vor, zu enge Beziehungen zu Russland, China und lateinamerikanischen Linken wie Maduro und Nicaraguas Präsident Daniel Ortega zu unterhalten, die beide der Menschenrechtsverletzungen beschuldigt werden. Auch im Westen hat Lula unter anderem mit seiner Kritik an den USA und Europa, die der Ukraine bei der Abwehr der russischen Invasion helfen, für Unmut gesorgt.
(W.Uljanov--DTZ)