Deutsche Tageszeitung - DOSB-Spitze stellt Sinn von "Athleten Deutschland" infrage - Warnung vor Alleingang

DOSB-Spitze stellt Sinn von "Athleten Deutschland" infrage - Warnung vor Alleingang


DOSB-Spitze stellt Sinn von "Athleten Deutschland" infrage - Warnung vor Alleingang
DOSB-Spitze stellt Sinn von "Athleten Deutschland" infrage - Warnung vor Alleingang / Foto: ©

DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der Vorstandsvorsitzende Michael Vesper warnen die Spitzensportler im Zusammenhang mit der geplanten Gründung des Vereins "Athleten Deutschland" vor Alleingängen. Vor dem Beginn der Athleten-Vollversammlung in Köln am Freitag, die am Sonntag mit der Abstimmung über die Vereinsgründung enden soll, stellten die Verantwortlichen des Deutschen Olympischen Sportbundes in einem Brief an die Präsidenten und Generalsekretäre der DOSB-Mitgliedsorganisationen auch den sportpolitischen Sinn der Initiative infrage.

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"Solange es bei der gemäß den IOC-Vorgaben und der DOSB-Satzung verankerten Aufgabendefinition der Athletenkommission innerhalb des DOSB bleibt, werden wir eine solche Initiative zumindest neutral oder auch gern unterstützend begleiten. Sollte aber eine Konstellation geschaffen werden, die die ausschließliche Wahrnehmung der satzungsmäßigen Aufgaben nicht mehr durch die Athletenkommission sicherstellt und zu deren teilweiser Auslagerung in eine neue Struktur führt, müssten wir uns schon aus formellen (Satzungs-)Gründen dagegen positionieren", hieß es in dem Schreiben vom Donnerstag, das dem SID vorliegt.

Zudem zweifeln Hörmann und Vesper offenbar am Sinn der Initiative. "Wenn man die Gründe liest, die aktuell dafür ins Feld geführt werden – etwa die Beteiligung an der Festlegung der Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele oder die aktive Teilnahme am Anti-Doping-Kampf –, dann stellt man fest, dass exakt dies originäre Aufgaben der gewählten Athletenkommission des DOSB sind, die auch heute schon ’auf Augenhöhe’ wahrgenommen werden, und zwar innerhalb des DOSB."

Funktionen wie die Aufstellung von Nominierungskriterien könne ein externer Verein "in keiner Weise übernehmen". Auch andere Themen wie etwa die Leistungssportreform "können nicht durch einen Verein geprägt und unabhängig vom organisierten Sport umgesetzt werden, sondern nur im engen Miteinander zwischen den Athleten/innen und den Sportorganisationen".

Mit Blick auf die Finanzierung - die Initiatoren beziffern die jährlichen Kosten auf 300.000 bis 400.000 Euro - haben Hörmann und Vesper Vorbehalte und betonen den Führungsanspruch des DOSB: "Als Präsidium und Vorstand des DOSB haben wir bekanntlich alle Teile und Gruppen von Sportdeutschland zu vertreten und deren berechtigte Interessen zu berücksichtigen und können deshalb nicht eine einzelne Gruppe einseitig bevorzugen." Unter anderem das Bundesinnenministerium hatte den Athleten finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt.

Die DOSB-Spitze räumte ein, dass der im Satzungsentwurf verankerte Vereinszweck, die finanzielle und operative Unterstützung der Aufgaben der Athletenkommission im DOSB und die Beratung und Unterstützung der Athletenvertreter in den Spitzenverbänden und der Athleten, "durchaus noch unserer Satzung und der IOC-Charta" entspreche. Diese hinderten die Athleten nicht daran, einen eigenen Verein zu gründen.

(Y.Leyard--DTZ)