Deutsche Tageszeitung - Medien: Johnson erwägt nun doch neuen landesweiten Lockdown

Medien: Johnson erwägt nun doch neuen landesweiten Lockdown


Medien: Johnson erwägt nun doch neuen landesweiten Lockdown
Medien: Johnson erwägt nun doch neuen landesweiten Lockdown / Foto: ©

Der britische Premierminister Boris Johnson erwägt im Kampf gegen die Corona-Pandemie Berichten zufolge nun doch einen neuen landesweiten Lockdown. Wie die "Times" und andere Medien am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise berichteten, will Johnson die neuen Maßnahmen bereits am Montag verkünden. Den Berichten zufolge soll dann alles geschlossen werden – bis auf lebensnotwendige Geschäfte, Kindergärten, Schulen und Universitäten.

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Johnson hatte es nach dem ersten landesweiten Lockdown im März bisher abgelehnt, erneut so weitreichende Maßnahmen zu beschließen. Er setzte stattdessen auf regionale Maßnahmen nach einem dreistufigen Warnsystem. Experten warnen aber schon seit Tagen, dass diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um die rasante Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Der neue Teil-Lockdown könnte laut der "Times" schon am Mittwoch in Kraft treten und bis zum 1. Dezember gelten. Eine endgültige Entscheidung ist demnach aber noch nicht gefallen. Der "Daily Telegraph" berichtete, Johnson wolle sich am Wochenende noch mit Experten und Ministern beraten und sich die Beschlüsse dann am Sonntag bei einer Kabinettssitzung absegnen lassen.

Großbritannien hat mit mehr als 46.000 Todesfällen die höchste Zahl an Corona-Toten in Europa zu beklagen. Fast eine Million Menschen hat sich bereits infiziert. Allein in England werden nach Angaben des britischen Statistikamts derzeit jeden Tag mehr als 50.000 neue Infektionsfälle verzeichnet.

Damit werden nach Einschätzung von Experten selbst die düstersten Corona-Prognosen übertroffen: Wie aus Dokumenten der wissenschaftlichen Beratergruppe der Regierung für Notfälle (Sage) hervorgeht, könnte die Zahl der Infizierten und Krankenhauseinweisungen sogar die Berechnungen für den schlimmsten Fall übertreffen. Das im Juli ausgearbeitete Worst-Case-Szenario ging von weiteren 85.000 Todesfällen in einer zweiten Infektionswelle im Winter aus.

In Schottland, Wales und Nordirland haben die Regionalregierungen angesichts der steigenden Infektionszahlen schon wieder einen Teil-Lockdown verhängt. Johnson schreckte davor bisher zurück, weil er die wirtschaftliche Folgen fürchtet. Außenminister Dominic Raab sagte erst am Freitag, die Regierung halte an dem dreistufigen Warnsystem mit "gezielten" regionalen Einschränkungen fest.

Die wissenschaftlichen Berater der Regierung hatten schon im September einen zweiwöchigen "Wellenbrecher"-Lockdown vorgeschlagen, der mit den Schulferien in dieser Woche zusammenfallen sollte. Johnson lehnte dies jedoch ab. Kritiker halten ihm vor, dass nun ein noch längerer Lockdown notwendig sei.

Inzwischen laufe das Coronavirus im ganzen Land und in allen Altersgruppen "Amok", sagte das Sage-Mitglied Calum Semple am Samstag. Londons Bürgermeister Sadiq Khan von der oppositionellen Labour-Partei schrieb auf Twitter, die zögerliche Haltung der Regierung vernichte Menschenleben und Existenzgrundlagen. "Wir müssen jetzt handeln, um beides zu schützen."

(A.Stefanowych--DTZ)

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