Deutsche Tageszeitung - Mehr als 80 Tote durch Brand auf Corona-Station in Krankenhaus im Irak

Mehr als 80 Tote durch Brand auf Corona-Station in Krankenhaus im Irak


Mehr als 80 Tote durch Brand auf Corona-Station in Krankenhaus im Irak
Mehr als 80 Tote durch Brand auf Corona-Station in Krankenhaus im Irak / Foto: ©

Bei einem verheerenden Brand auf einer Intensivstation für Corona-Patienten in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind dutzende Menschen ums Leben gekommen. Es gebe 82 Todesopfer und 110 Verletzte, teilte das irakische Innenministerium am Sonntag mit. Der Brand war demnach durch die Explosion falsch gelagerter Sauerstoffflaschen ausgelöst worden und hatte sich wegen des Fehlens einer Brandschutzanlage schnell ausgebreitet. Der irakische Gesundheitsminister wurde am Sonntag vom Dienst suspendiert.

Textgröße ändern:

Das Feuer in der schweren Covid-19-Fällen vorbehaltenen Intensivstation brach mitten in der Nacht aus, wie Klinikpersonal berichtete. An den Betten der rund 30 Patienten hielten demnach Dutzende Angehörige Wache. Die Flammen breiteten sich auf mehrere Stockwerke aus.

Viele Menschen starben, "weil sie bewegt und von den Beatmungsgeräten getrennt werden mussten," teilte die Zivilschutzbehörde mit. Andere seien an Rauchvergiftungen gestorben.

In Online-Netzwerken veröffentlichte Videos zeigten, wie die Feuerwehr versuchte, die Flammen im Ibn-al-Chatib-Krankenhaus am Südostrand der irakischen Hauptstadt zu löschen. Patienten und Angehörige versuchten, sich aus dem Gebäude in Sicherheit zu bringen.

Mehr als 200 Patienten wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums gerettet. Nicht die Rettungskräfte, sondern die Zivilisten hätten die Menschen in Sicherheit gebracht, berichtete der 35-jährige Amir der Nachrichtenagentur AFP. Mit "knapper Not" habe er seinen im Krankenhaus liegenden Bruder retten können.

Das Krankenhaus habe kein Brandschutzsystem gehabt, teilte der Zivilschutz mit. Auch in dem Gebäude eingezogene Zwischendecken trugen demnach dazu bei, dass sich die Flammen bis zu in der Klinik aufbewahrten "leichtentzündlichen Produkten" ausbreiteten.

"Schlamperei hat diese Menschen getötet", sagte ein Arzt des Krankenhauses, der anonym bleiben wollte. Es habe auf der Intensivstation weder einen Notausgang noch eine Brandanlage gegeben. "Führende Mitarbeiter sind rauchend im Krankenhaus herumgelaufen, wo Sauerstoffflaschen gelagert wurden."

In Online-Netzwerken löste das Unglück Erschütterung und Kritik aus. Viele Nutzer forderten, Gesundheitsminister Hassan al-Tamimi müsse seinen Posten räumen. Ministerpräsident Mustafa al-Kadhemi teilte am Sonntag mit, al-Tamimi sei vom Dienst suspendiert worden und werde nun zu dem Vorfall befragt. Auch Bagdads Gouverneur Mohammed Dschaber, der in der Nacht gefordert hatte, "diejenigen, die ihren Job nicht gemacht haben, zur Rechenschaft" zu ziehen, soll demnach befragt werden ebenso wie der Chef der Gesundheitsbehörde für den Osten Bagdads.

Zuvor hatte der Regierungschef bereits eine "sofortige Untersuchung" des Unglücks angeordnet und den Chef der Gesundheitsbehörde sowie Direktor, Sicherheitschef und Technik-Chef des Krankenhauses suspendiert. Al-Kadhemi verhängte außerdem eine dreitägige Staatstrauer.

Die Menschenrechtskommission der irakischen Regierung brandmarkte den Krankenhausbrand als "Verbrechen gegen von Covid-19 geschwächte Patienten, die ihr Leben in die Hände des Gesundheitsministeriums und dessen Einrichtungen geben und, statt behandelt zu werden, in den Flammen sterben".

Die UN-Sondergesandte im Irak, Jeanine Hennis-Plasschaert, zeigte sich schockiert über die Tragödie und forderte "stärkere Schutzmaßnahmen, um sicherzustellen, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholen kann".

Nach jahrzehntelangen Konflikten sind die Krankenhäuser im Irak schlecht ausgestattet. Es fehlt an Betten und Medikamenten. Die Missachtung von Sicherheitsvorschriften wird auch auf die weit verbreitete Korruption zurückgeführt.

Am Mittwoch hatte die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen im Irak die Marke von einer Million übersprungen. Bislang wurden mehr als 15.000 Corona-Tote in dem Land registriert. Von den rund 40 Millionen Einwohnern des Krisenlandes haben bislang rund 300.000 Menschen mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

15 Menschen bei Anschlag auf jüdisches Lichterfest in Sydney getötet

Zwei Angreifer haben bei einem Anschlag auf ein jüdisches Fest am berühmten Bondi Beach im australischen Sydney 15 Menschen getötet. Mindestens 40 Menschen seien bei dem Schusswaffenangriff am Sonntag zudem verletzt worden, teilte die Polizei am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Nach Angaben der Ermittler handelt es sich bei den mutmaßlichen Angreifern um einem 50-Jährigen und seinen Sohn. Einer der Täter wurde demnach erschossen. Die australischen Behörden stuften die Tat als antisemitischen "Terrorangriff" ein. Auch international löste der Anschlag Entsetzen aus.

Angreifer töten 15 Menschen bei Anschlag auf jüdisches Lichterfest in Sydney

Zwei Angreifer haben bei einem Anschlag auf eine Feier zum Auftakt des jüdischen Lichterfests Chanukka in Sydney nach jüngsten Angaben 15 Menschen getötet. Mindestens 40 Menschen seien bei dem Schusswaffenangriff am Sonntag zudem verletzt worden, teilte die Polizei am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Einer der Täter wurde demnach erschossen. Die australischen Behörden stuften den Angriff am berühmten Bondi Beach als antisemitischen "Terrorangriff" ein. Auch international löste der Angriff Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump verurteilte ihn als "rein antisemitischen Anschlag".

Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme

Seit der Festnahme von Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi im Iran haben ihre Unterstützer nach eigenen Angaben keinen Kontakt zu der 53-Jährigen. Mohammadi habe seit Freitag keinen Anruf getätigt, und "nur eine begrenzte Anzahl der Festgenommenen konnte Kontakt zu ihren Familien aufnehmen", erklärte ihre Stiftung am Sonntag. Die Stiftung äußerte sich "tief besorgt um das körperliche und psychische Wohlbefinden aller Inhaftierten" und forderte ihre "sofortige und bedingungslose Freilassung".

Mindestens elf Tote bei antisemitischem Angriff auf Feiernde in Australien

Bei einem tödlichen Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka am berühmten Bondi Beach in Sydney sind mindestens elf Menschen getötet worden. Mindestens 29 Menschen wurden bei dem von der Polizei als "Terrorvorfall" eingestuften Schusswaffenangriff am Sonntag verletzt, wie die australischen Behörden mitteilten. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf seinem australischen Kollegen Anthony Albanese wegen des Angriffs, der welweit verurteilt wurde, schwere Versäumnisse vor.

Textgröße ändern: