Deutsche Tageszeitung - Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme

Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme


Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme
Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme / Foto: © NARGES MOHAMMADI FOUNDATION/AFP/Archiv

Seit der Festnahme von Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi im Iran haben ihre Unterstützer nach eigenen Angaben keinen Kontakt zu der 53-Jährigen. Mohammadi habe seit Freitag keinen Anruf getätigt, und "nur eine begrenzte Anzahl der Festgenommenen konnte Kontakt zu ihren Familien aufnehmen", erklärte ihre Stiftung am Sonntag. Die Stiftung äußerte sich "tief besorgt um das körperliche und psychische Wohlbefinden aller Inhaftierten" und forderte ihre "sofortige und bedingungslose Freilassung".

Textgröße ändern:

Die 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Mohammadi war nach Angaben ihrer Stiftung am Freitag zusammen mit weiteren Aktivisten bei einer Trauerzeremonie für einen in der vergangenen Woche tot aufgefundenen Anwalt gewaltsam von Sicherheitskräften und Polizisten abgeführt worden. Die Zahl der gemeinsam mit ihr Festgenommenen habe vermutlich bei mehr als 50 gelegen.

Die Stiftung erklärte am Sonntag, dass Mohammadis Fall an den sogenannten Revolutionsstaatsanwalt von Maschchad weitergeleitet worden sei. Demnach droht ihr womöglich eine Anklage wegen angeblicher Gefährdung der nationalen Sicherheit. Über ihren Zustand gebe es jedoch keine Informationen.

Nach Angaben des Staatsanwalts von Maschchad, Hassan Hemmatifar, waren bei der Trauerzeremonie am Freitag insgesamt 38 Menschen festgenommen worden, darunter Mohammadi und die ebenfalls prominente Aktivistin Sepideh Gholian. Der Bruder des tot aufgefundenen Anwalts Chosrow Alikordi, Dschawad Alikordi, wurde demnach später am selben Tag festgenommen.

Hemmatifar sagte am Samstag nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Irna, dass die Ermittlungen andauerten. Er warf Mohammadi, Gholian und Dschawad Alikordi vor, "provokative Reden gehalten und die Anwesenden dazu angestiftet zu haben, die öffentliche Ordnung zu stören".

Mohammadi war im Dezember 2024 aus gesundheitlichen Gründen aus ihrer Haft im berüchtigten Evin-Gefängnis bei Teheran freigelassen worden - dies sei aber nur vorübergehend, wurde damals betont. Zudem durfte sie den Iran nach eigenen Angaben nicht mehr verlassen.

Der Anwalt Chosrow Alikordi war vergangene Woche tot in seinem Büro aufgefunden worden. Der 45-Jährige hatte unter anderem Menschen verteidigt, die im Zuge der Niederschlagung der landesweiten Proteste im Jahr 2022 festgenommen worden waren. Menschenrechtsorganisationen hatten nach dem Fund seiner Leiche eine Untersuchung zur Todesursache gefordert.

Die Organisation Iran Human Rights mit Sitz in Norwegen erklärte, es bestehe "der sehr ernsthafte Verdacht auf einen staatlichen Mord". Laut Staatsanwalt Hemmatifar starb der Anwalt an einem "Herzinfarkt" und eines "natürlichen Todes".

Die EU forderte am Samstag Mohammadis sofortige Freilassung. Auch das Auswärtige Amt in Berlin bezeichnete im Onlinedienst X die gewaltsame Festnahme Mohammadis und weiterer Aktivistinnen bei einer Trauerfeier im Iran als "zutiefst beunruhigend". Der Einsatz für Menschenrechte und Meinungsfreiheit dürfe "niemals kriminalisiert" werden.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Angreifer töten 15 Menschen bei Anschlag auf jüdisches Lichterfest in Sydney

Zwei Angreifer haben bei einem Anschlag auf eine Feier zum Auftakt des jüdischen Lichterfests Chanukka in Sydney nach jüngsten Angaben 15 Menschen getötet. Mindestens 40 Menschen seien bei dem Schusswaffenangriff am Sonntag zudem verletzt worden, teilte die Polizei am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Einer der Täter wurde demnach erschossen. Die australischen Behörden stuften den Angriff am berühmten Bondi Beach als antisemitischen "Terrorangriff" ein. Auch international löste der Angriff Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump verurteilte ihn als "rein antisemitischen Anschlag".

Mindestens elf Tote bei antisemitischem Angriff auf Feiernde in Australien

Bei einem tödlichen Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka am berühmten Bondi Beach in Sydney sind mindestens elf Menschen getötet worden. Mindestens 29 Menschen wurden bei dem von der Polizei als "Terrorvorfall" eingestuften Schusswaffenangriff am Sonntag verletzt, wie die australischen Behörden mitteilten. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf seinem australischen Kollegen Anthony Albanese wegen des Angriffs, der welweit verurteilt wurde, schwere Versäumnisse vor.

Bayerns Innenminister Herrmann zu Festnahmen: Anschlag stand nicht unmittelbar bevor

Die Ermittler in Bayern vermuten ein islamistisches Motiv hinter den am Wochenende aufgedeckten mutmaßlichen Anschlagsplänen auf einen Weihnachtsmarkt. Nach aktuellem Ermittlungsstand gehen sie nicht davon aus, "dass der Anschlag schon unmittelbar bevorstand", wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Sonntag in München sagte. Die Behörden seien durch einen ausländischen Nachrichtendienst auf einen Verdacht aufmerksam geworden. Aufgrund von Hinweisen des Verfassungsschutzes habe die Kriminalpolizei fünf Männer verhaftet.

Zentralrat warnt vor weiterer Zunahme antisemitischer Angriffe

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich nach dem Anschlag auf eine Chanukka-Feierlichkeit in Australien besorgt über zunehmende antisemitische Gewalt gezeigt. "Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Veranstaltungen weltweit werden immer häufiger und immer tödlicher", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Sonntag in Berlin. "Den Terroristen geht es darum, unsere westliche Art zu leben und zu feiern, zu zerstören. Das dürfen wir niemals zulassen."

Textgröße ändern: