Deutsche Tageszeitung - Druck auf China für weitere Untersuchungen zu Ursprüngen des Coronavirus steigt

Druck auf China für weitere Untersuchungen zu Ursprüngen des Coronavirus steigt


Druck auf China für weitere Untersuchungen zu Ursprüngen des Coronavirus steigt
Druck auf China für weitere Untersuchungen zu Ursprüngen des Coronavirus steigt / Foto: ©

Der Druck auf China wächst, eine weitere Untersuchung zum Ursprung des Coronavirus Sars-CoV-2 zuzulassen. Peking wies am Freitag die Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) strikt zurück, Rohdaten zu den ersten Corona-Fällen offenzulegen. Der Leiter der WHO-Mission in Wuhan, der dänische Wissenschaftler Peter Ben Embarek, beklagte unterdessen die mangelnde Kooperation Pekings während der Untersuchungen. Die Vermutung, das Virus sei versehentlich aus einem Labor entwichen, zähle für ihn zu den "wahrscheinlichen Hypothesen", sagte Embarek im dänischen Fernsehen.

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Die WHO bezeichnete den Zugang zu den Rohdaten am Donnerstag als von "entscheidender Bedeutung" für die weiteren Untersuchungen zum Ursprung der Pandemie. Dies sei auch wichtig, um die Theorie eines Laborunfalls zu prüfen. Um die Untersuchungen zum Corona-Ursprung voranzutreiben, seien alle Länder aufgerufen, die gemeinsame Nutzung von Rohdaten und die erneute Untersuchung von Proben zu ermöglichen, betonte die WHO.

In der zentralchinesischen Stadt Wuhan hatte die Pandemie, der mittlerweile mehr als vier Millionen Menschen weltweit zum Opfer gefallen sind, Ende 2019 ihren Ausgang genommen. Doch erst in diesem Januar hatte ein WHO-Team von internationalen Experten Wuhan besuchen können. Ihr Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.

Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus versehentlich aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die Labor-Theorie stuften die WHO-Experten in ihrem Bericht im März allerdings als "extrem unwahrscheinlich" ein.

Missionsleiter Embarek berichtete am Donnerstag in einer Dokumentation im dänischen Fernsehen, dass es für sein Team sehr schwer gewesen sei, mit den chinesischen Kollegen über die Theorie zu sprechen, dass das Virus versehentlich aus dem Labor gelangt sein könnte. Noch 48 Stunden vor dem Ende der Mission hätten diese sich geweigert, die Hypothese in dem Bericht überhaupt zu erwähnen.

An der Untersuchung und dem Abschlussbericht waren schnell Zweifel laut geworden. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu wichtigen Daten verwehrt worden sei. Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte, dass die erste Untersuchung nicht weit genug gegangen sei. US-Präsident Joe Biden ordnete im Mai eine separate Untersuchung durch die US-Geheimdienste an.

Die chinesische Regierung wies die Forderungen der WHO zurück: Peking ziehe "wissenschaftliche" Bemühungen "politischen" vor, sagte Vizeaußenminister Ma Zhaoxu. China lehne es auch ab, den nach der WHO-Mission veröffentlichten "gemeinsamen Bericht" aufzugeben, warnte Vizeaußenminister Ma Zhaoxu. Alle Vorschläge für neue Ermittlungsansätze wies er vehement zurück.

"Die Schlüsse und Empfehlungen des gemeinsamen Berichtes der WHO und Chinas wurden von der internationalen und wissenschaftlichen Gemeinschaft anerkannt", sagte der Vize-Außenminister. Weitere Nachforschungen könnten nur auf Basis des bereits veröffentlichten Berichts stattfinden.

WHO-Missionsleiter Embarek hält es nach eigenen Angaben durchaus für möglich, dass sich ein Labormitarbeiter bei Feldstudien mit Fledermäusen infiziert haben könnte und das Virus so auf den Menschen übertragen worden sei. Die infrage kommenden Fledermäuse lebten nicht in der Umgebung von Wuhan, sagte er in der TV-Dokumentation. Deshalb seien die Mitarbeiter des Labors in Wuhan wahrscheinlich die einzigen Menschen, die mit diesen Fledermäusen in Kontakt gekommen seien.

(N.Loginovsky--DTZ)

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