Deutsche Tageszeitung - Harscher Streit über neues Wahlrecht wird vor Bundesverfassungsgericht ausgetragen

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Harscher Streit über neues Wahlrecht wird vor Bundesverfassungsgericht ausgetragen


Harscher Streit über neues Wahlrecht wird vor Bundesverfassungsgericht ausgetragen
Harscher Streit über neues Wahlrecht wird vor Bundesverfassungsgericht ausgetragen / Foto: © POOL/AFP/Archiv

Scharfe Worte in Karlsruhe: Mit empörten Beiträgen von Vertretern aus Union und Linkspartei hat am Dienstag vor dem Bundesverfassungsgericht die Verhandlung über das neue Wahlrecht begonnen. Von einem "fundamentalen Verstoß gegen Grundsätze unserer Verfassung" sprach CDU-Chef Friedrich Merz. Der Linken-Politiker Gregor Gysi äußerte den Verdacht, dass eine Bundestagsmehrheit ihre Mehrheit missbraucht habe, "um die Möglichkeit zu schaffen, zwei Parteien aus dem Bundestag zu drängen." (Az. 2 BvF 1/23 u.a.)

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Gysi meinte damit seine eigene Partei und die CSU. Beide könnten von der im vergangenen Jahr beschlossenen Reform besonders betroffen sein. Denn diese besteht aus zwei Kernpunkten - der Abschaffung von Überhang- und Ausgleichsmandaten sowie der Abschaffung der sogenannten Grundmandatsklausel.

Früher war es so, dass eine Partei Überhangmandate bekam, wenn sie mehr Wahlkreise gewann, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis Sitze zustanden. Für die anderen Fraktionen gab es dann Ausgleichsmandate. So wurde der Bundestag immer größer. Um dieses Anwachsen zu verhindern, sollen die Mandate zukünftig komplett anhand der Mehrheitsverhältnisse bei den Zweitstimmen vergeben werden. Wahlkreisgewinner ziehen also nur dann in den Bundestag ein, wenn ihr Mandat von dem Kontingent gedeckt ist.

Dies könne zu "verwaisten Wahlkreisen" führen, befürchtete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), wenn direkt gewählte Kandidaten nicht ins Parlament einzögen. So könnten Regionen unterrepräsentiert bleiben, argumentierte er in Karlsruhe. Vor allem seien Parteien betroffen, die nur in einem Bundesland zur Wahl antreten, was bei der CSU der Fall ist.

Auch der Wegfall der Grundmandatsklausel könnte die CSU treffen, wenn sie ein besonders schlechtes Ergebnis holen sollte. Vor allem aber gefährdet er die Linkspartei. Bislang zogen Parteien auch dann mit der Stärke ihres Zweitstimmenergebnisses in den Bundestag ein, wenn sie an der Fünfprozenthürde scheiterten - sofern sie mindestens drei Direktmandate gewannen. Das war 2021 bei der Linken der Fall.

Dass die Grundmandatsklausel abgeschafft werden sollte, wurde im vergangenen Frühling recht kurzfristig beschlossen. Auch das stört Union und Linke. Sie bemängelten einen "in großer Eile verabschiedeten Überraschungsakt", sagte Gerichtsvizepräsidentin Doris König in ihrer Einführung.

Neben der bayerischen Staatsregierung sowie der CSU, 195 Mitgliedern der Unionsfraktion im Bundestag, der Linkspartei und ihrer früheren Fraktion hatten sich auch Linken-Abgeordnete und mehr als 4000 Privatpersonen an das Gericht gewandt.

Vertreter der Regierungsfraktionen verteidigten die Reform. "Das Wahlsystem ist fair", sagte etwa der SPD-Abgeordnete Sebastian Hartmann vor Beginn der Verhandlung. Es gebe "keinerlei Verzerrung mehr". Die Menschen in Deutschland hätten "kein Verständnis dafür, wenn der Bundestag immer größer wird", sagte der FDP-Politiker Konstantin Kuhle. Er sehe dem Verfahren in Karlsruhe "mit Gelassenheit und auch mit einer Portion Optimismus" entgegen.

Das Bundesverfassungsgericht will zwei Tage lang verhandeln. Am Dienstag sollten zunächst Sachverständige angehört werden. Ein Urteil fällt erfahrungsgemäß einige Monate nach der mündlichen Verhandlung. Vertreter der Fraktionen rechneten noch in diesem Jahr damit. Viel Zeit hat das Gericht nicht - denn schon im Spätsommer oder Herbst 2025 soll die nächste Bundestagswahl stattfinden.

(L.Svenson--DTZ)

Empfohlen

Menschenrechtsaktivist Mwangi in Kenia festgenommen

Der bekannte kenianische Menschenrechtsaktivist Boniface Mwangi ist nach Angaben seiner Familie in seinem Haus in der Nähe von Kenias Hauptstadt Nairobi festgenommen worden. "Die Polizei ist zu unserem Haus gekommen, hat meinen Ehemann mitgenommen und von Terrorismus und Brandstiftung geredet", erklärte Mwangis Ehefrau Njeri Mwangi am Samstag im Onlinedienst X. Die Polizisten hätten gesagt, er werde in das Hauptquartier der Kriminalpolizei gebracht.

Mutmaßliches Tötungsdelikt an 31-Jähriger: Bekannter in Polizeigewahrsam

Nach der mutmaßlichen Tötung einer 31-Jährigen in Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz ist ein 31-jähriger Bekannter der Frau in Polizeigewahrsam genommen worden. Der Mann, der dem persönlichen Umfeld des Opfers zuzuordnen sei, gelte als dringend tatverdächtig, teilte die Polizei in Koblenz am frühen Sonntagmorgen mit. Mit weiteren Informationen dürfte Anfang der Woche zu rechnen sein.

Mit Auto in Menschenmenge in Los Angeles gerast: Fahrer in Polizeigewahrsam

Der Fahrer, der mutmaßlich mit seinem Auto in eine Menschenmenge in Los Angeles gerast ist und dutzende Menschen verletzt hat, ist in Polizeigewahrsam genommen worden. Der Mann sei ins Krankenhaus gebracht worden und werde operiert, teilte die Polizei in der US-Metropole am Samstag mit. Er hatte vor einem Nachtclub mindestens 30 Menschen verletzt, sieben von ihnen lebensbedrohlich. Anschließend sei er aus dem Auto gezogen und angegriffen worden. Ein Mann, der das Feuer auf den Fahrer eröffnete, flüchtete.

Auto rast in Hollywood in Menschenmenge - Mindestens 30 Verletzte

Vor einem Nachtclub in Los Angeles ist ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Mindestens 30 Menschen wurden verletzt, sieben von ihnen lebensbedrohlich, wie die Polizei der US-Metropole am Samstag mitteilte. Der Fahrer des Pkw sei am frühen Morgen im Stadtteil East Hollywood in die Menge gefahren und anschließend aus dem Auto gezogen und angegriffen worden. Ein Mann, der das Feuer auf den Fahrer eröffnete, flüchtete.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild