Deutsche Tageszeitung - Kreuzfahrtschiff mit 1370 Menschen an Bord vor Norwegen in Seenot

Kreuzfahrtschiff mit 1370 Menschen an Bord vor Norwegen in Seenot


Kreuzfahrtschiff mit 1370 Menschen an Bord vor Norwegen in Seenot
Kreuzfahrtschiff mit 1370 Menschen an Bord vor Norwegen in Seenot / Foto: ©

Eine Kreuzfahrt wird zur stundenlangen Nervenprobe: 1373 Menschen sind an Bord der "Viking Sky", als das Kreuzfahrtschiff am Samstag in einem gefährlichen Seegebiet vor der Westküste Norwegens in Seenot gerät. Mit Hubschraubern werden 460 Passagiere an Land gebracht. An Bord des schwankenden Schiffes filmen einige, wie Möbel durch den Boden rutschen. Nachdem der Motorschaden am Sonntag weitgehend behoben wurde, steuerte das Schiff den Hafen der Stadt Molde an.

Textgröße ändern:

Die "Viking Sky" war am frühen Samstagnachmittag im Küstenabschnitt Hustadvika in Seenot geraten. Das Schiff befand sich auf dem Weg von Tromsö in Nordnorwegen nach Stavanger im Süden, als es wegen eines Motorschadens einen Notruf absetzte. Die Hustadvika gilt als gefährlich, weil es dort viele kleine Inseln und Riffe gibt. Bei starkem Wind und Wellengang trieb das Schiff auf die Küste zu.

Nach kurzer Zeit gelang es der Besatzung aber, einen der vier Motoren wieder zu starten, den Anker auszuwerfen und das Schiff so zwei Kilometer vor der Küste zu stabilisieren. Dann lief eine spektakuläre Rettungsaktion für die Passagiere an: Sie wurden einzeln in Hubschrauber hochgezogen.

Fernsehbilder zeigten das riesige weiße Schiff im aufgewühlten Meer, während Helikopter in der Luft kreisten. Die Rettungsaktion ging jedoch nur langsam voran. Bis Sonntagvormittag wurden nach Angaben der Rettungskräfte 460 der 1373 Menschen an Bord an Land gebracht.

Für die Geretteten wurde ein Notaufnahmezentrum in einer Turnhalle an der Küste eingerichtet. 17 von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht. Drei der Verletzten, von denen einer über 90 Jahre alt und die anderen beiden über 70 Jahre alt sind, erlitten den Angaben zufolge schwere Knochenbrüche.

Am Sonntag funktionierten dann wieder drei der vier Motoren der "Viking Sky", wie ein Sprecher der Einsatzkräfte mitteilte. Das Schiff konnte daher wieder mit eigener Kraft fahren und sollte von zwei Schleppern in den rund 80 Kilometer entfernten Hafen von Molde geleitet werden. Die Rettungsaktion wurde daher vorerst gestoppt.

Passagiere veröffentlichten in Online-Netzwerken Filmaufnahmen aus dem Innern des Schiffes. Zu sehen ist, wie Sessel, Tische und Topfpflanzen in dem stark schwankenden Schiff über den Boden schlittern. Andere Videos zeigen Passagiere mit Rettungswesten, die auf ihre Evakuierung warten.

"Ich habe noch nie etwas so Beängstigendes erlebt", berichtete die Passagierin Janet Jacob nach ihrer Rettung. "Ich habe für die Sicherheit aller Menschen an Bord gebetet", sagte sie im norwegischen Fernsehen. Auch der Flug mit dem Hubschrauber sei "entsetzlich" gewesen: "Der Wind war wie ein Tornado."

Der Passagier Rodney Horgan sagte, die Situation habe ihn an die "Titanic" erinnert. "Das beste Wort dafür ist, glaube ich, surrealistisch", sagte er. Durch meterhohe Wellen sei Wasser in das Schiff eingedrungen, das Tische, Stühle und Menschen umgerissen habe. "Ich habe gestanden, meine Frau hat vor mir gesessen und plötzlich war sie weg. Ich habe gedacht: Das ist das Ende."

Der Passagier Ryan Flynn verbreitete bei Twitter ein Video, auf dem zu sehen ist, wie sein 83-jähriger Vater in einen Hubschrauber hochgezogen wird. "Wir haben das Schiff alle wohlbehalten verlassen", berichtete er.

Die "Viking Sky" wird seit 2017 von der norwegischen Reederei Viking Ocean Cruises betrieben. Die Passagiere stammten aus 18 Ländern, die meisten aus Großbritannien und den USA.

In der etwa 20 Kilometer langen Hustadvika gab es schon mehrere Schiffsunglücke. Schon die Vikinger hatten das Gebiet gemieden und ihre Boote stattdessen an Land von Fjord zu Fjord getragen.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Bahn-Sabotage vor Pariser Olympia-Eröffnung lässt zahlreiche Reisende stranden

Am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris haben Sabotage-Akte an Glasfaserkabeln weite Teile des französischen Bahnverkehrs lahmgelegt. Hunderttausende Reisende waren betroffen, unter ihnen auch einige deutsche Olympiateilnehmer, die nicht rechtzeitig zur Eröffnungsfeier anreisen konnten. "Diese Operation wurde vorbereitet und koordiniert, es wurden neuralgische Punkte ins Visier genommen", sagte Premierminister Gabriel Attal am Freitag.

36-Jähriger nahe Rostock tot gefunden - zwei Männer in Untersuchungshaft

In Langhagen in der Nähe von Rostock ist ein 36 Jahre alter Mann tot gefunden worden. Ermittlungen zufolge hatte er eine körperliche Auseinandersetzung mit mehreren anderen Menschen, wie die Polizei in der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstagabend mitteilte. Drei Tatverdächtige zwischen 19 und 20 Jahren wurden vorläufig festgenommen.

Zweieinhalb Jahre Haft für Verantwortliche von Zugunglück in Spanien von 2013

Elf Jahre nach einem der schlimmsten Zugunglücke Spaniens mit 80 Toten sind der Zugführer und ein ehemaliger Sicherheitschef wegen fahrlässiger Tötung zu jeweils zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. "Beide Angeklagten haben nach Ansicht der Richterin gegen die durch ihre Stellung auferlegte Sorgfaltspflicht verstoßen", hieß es in dem am Freitag vorgelegten Urteil. Die Männer hätten die Zugreisenden dadurch in Gefahr gebracht.

Mordanklage gegen Jugendliche nach tödlicher Attacke auf junge Ukrainer in Oberhausen

Ein knappes halbes Jahr nach der tödlichen Messerattacke auf zwei junge Ukrainer in Oberhausen hat die Staatsanwaltschaft Essen Anklage gegen vier Jugendliche erhoben. Sie wirft den 14- und 15-Jährigen gemeinschaftlichen zweifachen Mord vor, wie ein Sprecher des Landgericht in der nordrhein-westfälischen Stadt am Freitag sagte. Die beiden 17 und 18 Jahre alten Todesopfer waren ukrainische Nationalbasketballspieler, die 2023 nach Deutschland geflohen waren.

Textgröße ändern: