Deutsche Tageszeitung - Gewaltsamer Angriff auf Rabbiner in Frankreich - 16-Jähriger festgenommen

Gewaltsamer Angriff auf Rabbiner in Frankreich - 16-Jähriger festgenommen


Gewaltsamer Angriff auf Rabbiner in Frankreich - 16-Jähriger festgenommen
Gewaltsamer Angriff auf Rabbiner in Frankreich - 16-Jähriger festgenommen / Foto: © AFP/Archiv

Ein mutmaßlich durch einen 16-Jährigen verübter Angriff auf den Rabbiner von Orléans hat in Frankreich für Empörung gesorgt. Staatschef Emmanuel Macron äußerte sich am Sonntag im Onlinedienst X "schockiert" über die Attacke vom Vortag und verurteilte das "Gift" des Antisemitismus. Er sicherte dem Rabbiner Arié Engelberg und allen jüdischen Franzosen seine Unterstützung zu.

Textgröße ändern:

Der Rabbiner von Orléans war am Samstag auf offener Straße in der zentralfranzösischen Stadt angegriffen worden. Engelberg sei mittags mit seinem neunjährigen Sohn unterwegs gewesen, als er angegriffen und vom Täter beleidigt und "in die Schulter gebissen" worden sei, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlungskreisen.

Ein Augenzeuge sagte dem französischen Sender BFMTV, der Rabbiner sei mehrmals geschlagen worden. "Er war schockiert, es war gewalttätig." Dem Augenzeugen war nach eigenen Angaben klar, dass es sich um einen antisemitischen Angriff handelte, als der Angreifer auf die traditionelle Kopfbedeckung des Rabbiners getreten sei.

Der Angreifer konnte zunächst fliehen. Ein verdächtiger 16-Jähriger wurde dann am Samstagabend festgenommen, wie die Staatsanwältin von Orléans, Emmanuelle Bochenek-Puren, am Sonntag mitteilte. Gegen ihn wurden Ermittlungen wegen einer "Gewalttat aufgrund der angenommenen oder tatsächlichen Religionszugehörigkeit des Opfers" eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft teilte keine näheren Informationen über die Identität des Verdächtigen mit.

Frankreich erlebt seit den Ereignissen im Nahen Osten nach dem Hamas-Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 eine Häufung antisemitischer Straftaten. Im Jahr 2024 wurden laut dem französischen Innenministerium 1570 judenfeindliche Taten gemeldet, was 62 Prozent der religiös motivierten Straftaten in Frankreich ausmachte.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Mindestens elf Tote bei antisemitischem Angriff auf Feiernde in Australien

Bei einem tödlichen Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka am berühmten Bondi Beach in Sydney sind mindestens elf Menschen getötet worden. Mindestens 29 Menschen wurden bei dem von der Polizei als "Terrorvorfall" eingestuften Schusswaffenangriff am Sonntag verletzt, wie die australischen Behörden mitteilten. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf seinem australischen Kollegen Anthony Albanese wegen des Angriffs, der welweit verurteilt wurde, schwere Versäumnisse vor.

Bayerns Innenminister Herrmann zu Festnahmen: Anschlag stand nicht unmittelbar bevor

Die Ermittler in Bayern vermuten ein islamistisches Motiv hinter den am Wochenende aufgedeckten mutmaßlichen Anschlagsplänen auf einen Weihnachtsmarkt. Nach aktuellem Ermittlungsstand gehen sie nicht davon aus, "dass der Anschlag schon unmittelbar bevorstand", wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Sonntag in München sagte. Die Behörden seien durch einen ausländischen Nachrichtendienst auf einen Verdacht aufmerksam geworden. Aufgrund von Hinweisen des Verfassungsschutzes habe die Kriminalpolizei fünf Männer verhaftet.

Zentralrat warnt vor weiterer Zunahme antisemitischer Angriffe

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich nach dem Anschlag auf eine Chanukka-Feierlichkeit in Australien besorgt über zunehmende antisemitische Gewalt gezeigt. "Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Veranstaltungen weltweit werden immer häufiger und immer tödlicher", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Sonntag in Berlin. "Den Terroristen geht es darum, unsere westliche Art zu leben und zu feiern, zu zerstören. Das dürfen wir niemals zulassen."

Russland erklärt Deutsche Welle zur "unerwünschten Organisation"

Die Staatsanwaltschaft in Russland hat den deutschen Auslandssender Deutsche Welle (DW) als "unerwünschte Organisation" eingestuft. Dies gab die Deutsche Welle am Sonntag unter Berufung auf russische Medienberichte bekannt. Der Schritt zeige, "wie wenig das Regime von Pressefreiheit hält und wie sehr es unabhängige Informationen fürchtet", erklärte DW-Intendantin Barbara Massing. Der Sender werde sich dadurch aber nicht abschrecken lassen und weiterhin Medienangebote für Nutzer in Russland bereitstellen - unter Umgehung der Zensur.

Textgröße ändern: