Deutsche Tageszeitung - Chef der Bischofskonferenz verteidigt Brosius-Gersdorf: "Hat sie nicht verdient"

Chef der Bischofskonferenz verteidigt Brosius-Gersdorf: "Hat sie nicht verdient"


Chef der Bischofskonferenz verteidigt Brosius-Gersdorf: "Hat sie nicht verdient"
Chef der Bischofskonferenz verteidigt Brosius-Gersdorf: "Hat sie nicht verdient" / Foto: © AFP/Archiv

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die von der SPD als Verfassungsrichterin nominierte Juristin Frauke Brosius-Gersdorf gegen die Attacken der vergangenen Tage verteidigt. "Diese Frau hat es nicht verdient, so beschädigt zu werden", sagte Bätzing der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. Brosius-Gersdorf war wegen ihrer Haltung zum Schutz ungeborenen Lebens heftig kritisiert worden - auch von hochrangigen Vertretern der katholischen Kirche.

Textgröße ändern:

Auf die Frage, ob Vertreter der Kirche die Diskussionen um die Besetzung der Richterposten sogar noch angeheizt haben, sagte Bätzing: "In dieser gesamten Debatte ist viel schiefgelaufen." Viele Menschen, die mit der Richterinnenwahl befasst sind, seien dadurch beschädigt worden. "Es ist kein Thema für einen Kulturkampf" warnte der Bischof. "Wir können diesen Kulturkampf nicht gebrauchen. Es gibt zu viele Profiteure davon."

Bätzing zeichnete ein differenzierteres Bild von Brosius-Gersdorfs Position zum Abtreibungsrecht. Es gehe zum einen um das Selbstbestimmungsrecht für Frauen, die ungewollt schwanger sind - zum anderen aber um den Schutz ungeborenen Lebens. Die derzeitige Praxis nach Paragraf 218a, der Straffreiheit unter bestimmten Bedingungen garantiert, bedeutet aus seiner Sicht eine "kluge Balance", sagte Bätzing.

Daran zu rütteln, hielte der Vorsitzende der Bischofskonferenz für einen Fehler: "Warum soll man den klaren Kompromiss, den es zur Abtreibungsfrage gibt, aufgeben und damit womöglich eine gesellschaftliche Spaltung riskieren?", sagte Bätzing.

Die Juraprofessorin Brosius-Gersdorf wurde unter anderem von Unionsfraktion und Kirchenvertretern für Äußerungen zum Abtreibungsrecht angegriffen - ihre Haltung in der Frage wurde als zu liberal kritisiert. Brosius-Gersdorf wies diese Kritik zurück.

"Ich bin nie eingetreten für eine Legalisierung oder Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur Geburt", sagte Brosius-Gersdorf am Dienstag im ZDF. "Es ist auch falsch, dass ich gesagt haben soll oder geschrieben haben soll, dass der Embryo kein Lebensrecht hat."

Am Wochenende hatte der katholische Bamberger Erzbischof Herwig Gössl die Juristin wegen der Haltung zum Abtreibungsrecht scharf kritisiert und ihre Nominierung fürs Bundesverfassungsgericht als "innenpolitischen Skandal" bezeichnet. Gössl sprach in diesem Zusammenhang von einem "Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung".

Zu Gössls Äußerungen sage Brosius-Gersdorf am Dienstag im ZDF: "Ich finde das infam." Sie wolle "daran erinnern, dass auch Vertreter der katholischen Kirche an die Verfassungswerte unsere Grundgesetzes gebunden sind und damit auch an meine Menschenwürde und mein Persönlichkeitsrecht".

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

15 Menschen bei Anschlag auf jüdisches Lichterfest in Sydney getötet

Zwei Angreifer haben bei einem Anschlag auf ein jüdisches Fest am berühmten Bondi Beach im australischen Sydney 15 Menschen getötet. Mindestens 40 Menschen seien bei dem Schusswaffenangriff am Sonntag zudem verletzt worden, teilte die Polizei am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Nach Angaben der Ermittler handelt es sich bei den mutmaßlichen Angreifern um einem 50-Jährigen und seinen Sohn. Einer der Täter wurde demnach erschossen. Die australischen Behörden stuften die Tat als antisemitischen "Terrorangriff" ein. Auch international löste der Anschlag Entsetzen aus.

Angreifer töten 15 Menschen bei Anschlag auf jüdisches Lichterfest in Sydney

Zwei Angreifer haben bei einem Anschlag auf eine Feier zum Auftakt des jüdischen Lichterfests Chanukka in Sydney nach jüngsten Angaben 15 Menschen getötet. Mindestens 40 Menschen seien bei dem Schusswaffenangriff am Sonntag zudem verletzt worden, teilte die Polizei am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Einer der Täter wurde demnach erschossen. Die australischen Behörden stuften den Angriff am berühmten Bondi Beach als antisemitischen "Terrorangriff" ein. Auch international löste der Angriff Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump verurteilte ihn als "rein antisemitischen Anschlag".

Unterstützer: Kein Kontakt zu iranischer Nobelpreisträgerin Mohammadi seit ihrer Festnahme

Seit der Festnahme von Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi im Iran haben ihre Unterstützer nach eigenen Angaben keinen Kontakt zu der 53-Jährigen. Mohammadi habe seit Freitag keinen Anruf getätigt, und "nur eine begrenzte Anzahl der Festgenommenen konnte Kontakt zu ihren Familien aufnehmen", erklärte ihre Stiftung am Sonntag. Die Stiftung äußerte sich "tief besorgt um das körperliche und psychische Wohlbefinden aller Inhaftierten" und forderte ihre "sofortige und bedingungslose Freilassung".

Mindestens elf Tote bei antisemitischem Angriff auf Feiernde in Australien

Bei einem tödlichen Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka am berühmten Bondi Beach in Sydney sind mindestens elf Menschen getötet worden. Mindestens 29 Menschen wurden bei dem von der Polizei als "Terrorvorfall" eingestuften Schusswaffenangriff am Sonntag verletzt, wie die australischen Behörden mitteilten. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf seinem australischen Kollegen Anthony Albanese wegen des Angriffs, der welweit verurteilt wurde, schwere Versäumnisse vor.

Textgröße ändern: