Deutsche Tageszeitung - Gedenkbaum für ermordeten Juden in Frankreich abgesägt

Gedenkbaum für ermordeten Juden in Frankreich abgesägt


Gedenkbaum für ermordeten Juden in Frankreich abgesägt
Gedenkbaum für ermordeten Juden in Frankreich abgesägt / Foto: © AFP

In Frankreich haben unbekannte Täter einen Gedenkbaum für den 2006 bei einem antisemitischen Gewaltverbrechen zu Tode gefolterten Juden Ilan Halimi abgesägt. "Alle Mittel werden eingesetzt, um diese hasserfüllte Tat zu bestrafen", erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Freitag im Onlinedienst X. Der Olivenbaum in Épinay-sur-Seine im Norden von Paris war nach Behördenangaben in der Nacht zum Donnerstag abgesägt worden.

Textgröße ändern:

Ilan Halimi war im Januar 2006 von rund 20 Angreifern einer selbsternannten "Barbarengang" entführt, eingesperrt und gefoltert worden. Wenige Wochen später wurde der 23-Jährige nackt, geknebelt und in Handschellen in einem Pariser Vorort aufgefunden, sein Körper zeigte Spuren von Folter und Verbrennungen. Halimi starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

"Den Ilan Halimi gewidmeten Baum zu fällen, bedeutet, ihn ein zweites Mal töten zu wollen", schrieb Macron auf X. Das Land werde Halimi, "der gestorben ist, weil er Jude war, nicht vergessen", fügte er hinzu. Frankreich werde "kompromisslos" gegen Antisemitismus kämpfen.

Der Olivenbaum war 2011 in Erinnerung an Halimi gepflanzt worden. Die örtlichen Behörden veröffentlichten ein Foto, auf dem der vermutlich mit einer Kettensäge abgesägte Stumpf zu sehen war. Der Präfekt des Départements Seine-Saint-Denis, Julien Charles, teilte mit, die Behörden hätten Ermittlungen aufgenommen. Bürgermeister Mathieu Hanotin versprach, "sobald wie möglich" einen neuen Baum pflanzen zu lassen.

Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia zeigte sich bei einem Besuch in Épinay-sur-Seine "gerührt" von der Anteilnahme aus der Politik. Er betete mit weiteren Mitgliedern der jüdischen Gemeinde an der Gedenktafel, die neben dem Baumstumpf steht.

"Diese gewalttätige Bestätigung des Antisemitismus in der Gesellschaft ist sehr schmerzhaft", sagte der Präsident der jüdischen Institutionen in Frankreich (Crif), Yonathan Arfi, der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt nichts Feigeres. Die Mörder seines Andenkens sind nicht besser als diejenigen, die ihm vor 20 Jahren das Leben genommen haben."

2019 waren in dem Ort Sainte-Geneviève-des-Bois südlich von Paris bereits zwei andere Gedenkbäume für Halimi beschmiert und abgesägt worden. Die Gemeinde hat seitdem zwei neue Bäume nachgepflanzt.

Frankreich hat mit knapp 500.000 Jüdinnen und Juden die größte jüdische Gemeinde Europas. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen infolge des Großangriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Taten in Frankreich stark angestiegen.

(L.Barsayjeva--DTZ)

Empfohlen

43-Jähriger soll Mord an neuem Partner von Frau in Auftrag gegeben haben - Festnahme

In Baden-Württemberg soll ein 43-Jähriger versucht haben, einen anderen Mann zum Mord am neuen Partner seiner von ihm getrennten Ehefrau anzustiften. Er soll einem 35-Jährigen bereits eine Summe Bargeld in mittlerer fünfstelliger Höhe gegeben haben, wie die Staatsanwaltschaft Rottweil und die Polizei in Konstanz am Montag mitteilten.

Bekannten nach Streit mit Kabel erstickt: Fünf Jahre Haftstrafe in Rottweil

Weil er einen Bekannten nach einem Streit mit einem Kabel erstickte, ist ein Mann aus Baden-Württemberg zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Rottweil sprach ihn am Montag nach Angaben einer Sprecherin des Totschlags schuldig. Der 36-Jährige tötete den anderen Mann demnach, seine Schuldfähigkeit war zum Tatzeitpunkt im Februar aber vermindert.

BKA: Knapp neun Prozent aller Tatverdächtigen im Jahr 2024 waren Zuwanderer

Im vergangenen Jahr sind knapp neun Prozent aller Tatverdächtigen im Bereich der Allgemeinkriminalität nach aktuellen Daten des Bundeskriminalamts (BKA) Zuwanderer gewesen. Mit 8,8 Prozent blieb ihr Anteil damit in etwa auf dem Vorjahresniveau, wie aus dem am Montag vom BKA veröffentlichten Lagebild "Kriminalität im Kontext von Zuwanderung" hervorgeht.

Quartett soll mit vorgetäuschten Immobilienkäufen betrogen haben - Festnahmen

Ein Quartett aus Bayern soll mit vorgetäuschten Immobilienverkäufen im Millionenwert betrogen haben. Drei von ihnen wurden festgenommen, wie die Polizei in Nürnberg am Montag mitteilte. Demnach sollen zwei Männer ab März unter falschen Namen einem Inhaber einer Immobilienfirma aus der Oberpfalz verschiedene Immobilien zum Kauf angeboten haben.

Textgröße ändern: