Deutsche Tageszeitung - Prozess um Anschlag in Magdeburg: Angeklagter kündigt Hungerstreik an

Prozess um Anschlag in Magdeburg: Angeklagter kündigt Hungerstreik an


Prozess um Anschlag in Magdeburg: Angeklagter kündigt Hungerstreik an
Prozess um Anschlag in Magdeburg: Angeklagter kündigt Hungerstreik an / Foto: © AFP/Archiv

Im Prozess um den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der Angeklagte einen Hungerstreik angekündigt. Er befinde sich seit Montag im Hungerstreik und wolle das "drei Wochen machen", sagte Taleb A. am zweiten Prozesstag am Dienstag vor dem Landgericht Magdeburg. Der 51-Jährige verwies darauf, dass er sich bereits im März und April für 26 Tage im Hungerstreik befunden habe und laut den Untersuchungen im Haftkrankenhaus trotzdem gesund geblieben sei.

Textgröße ändern:

Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg sagte an den Angeklagten gewandt: "Es liegt an Ihnen, ob Sie die Verhandlung mitmachen wollen, ob Sie anwesend sein wollen oder nicht." Sternberg zufolge kann das Gericht für den Fall, dass der Angeklagte wegen des Verzichts auf Essen und Trinken nicht mehr verhandlungsfähig sein sollte, auch ohne ihn weiter verhandeln.

Das sehe die Rechtslage vor. Im Fall, dass ein Angeklagter sich "vorsätzliche" in einen Zustand versetze, in dem er nicht verhandlungsfähig sei, könne das Gericht auch ohne die Anwesenheit des Angeklagten weiter verhandeln, wenn dieser bereits zur Sache ausgesagt habe. "Das ist passiert", sagte der Vorsitzende Richter. Damit wären für eine Weiterverhandlung ohne A. "die Voraussetzungen erfüllt".

Der Prozess hatte am Montag mit der Anklageverlesung begonnen. Der aus Saudi-Arabien stammende 51-Jährige soll am 20. Dezember vergangenen Jahres mit einem Mietwagen über den stark besuchten Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren sein und zahlreiche Menschen erfasst haben. Ein neunjähriger Junge und fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren starben, mehr als 300 weitere Menschen wurden verletzt.

Nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg handelte A. in der Absicht, "eine unbestimmte große Zahl von Menschen zu töten". A. räumte in seiner Aussage am Montag ein, am Steuer des Tatwagens gesessen zu haben.

Ansonsten äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen, sondern sprach in teils wirren Worten und ohne Zusammenhang über Politiker, Gewalt gegen Frauen in Saudi-Arabien sowie religiöse Themen und unterstellte der Magdeburger Polizei, die Wahrheit zu vertuschen. Am Dienstag setzte er seine Aussage fort.

Wegen Sicherheitsbedenken erteilte die Stadtverwaltung Magdeburg unterdessen den Veranstaltern des diesjährigen Weihnachtsmarkts vorerst keine Genehmigung. Oberbürgermeistern Simone Borris (parteilos) informierte am Montag den Stadtrat darüber.

Grund ist demnach ein Schreiben des Landesverwaltungsamts als übergeordnete Behörde, in dem das diesjährige Sicherheitskonzept der Marktveranstalter bemängelt wird. Der Veranstalter schaffe mit dem Weihnachtsmarkt "ein potenzielles Anschlagsziel", hieß es darin.

Borris warnte vor einem verheerenden Signal, sollte der Magdeburger Weihnachtsmarkt nicht stattfinden können. Das wäre "eine Kapitulation der breiten Stadtgesellschaft vor dem Attentat", erklärte die Oberbürgermeisterin am Montag.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Sohn aus Dachbodenfenster gestoßen: Psychiatrie für Mutter aus Baden-Württemberg

In einem Mordprozess um einen tödlichen Sturz eines Vierjährigen aus einem Dachbodenfenster ist dessen psychisch kranke Mutter in Baden-Württemberg in die Psychiatrie eingewiesen worden. Das Landgericht Heilbronn sprach die 46-Jährige nach Angaben einer Sprecherin wegen Schuldunfähigkeit frei, ordnete aber zugleich ihre Unterbringung in einer Fachklinik an.

Medien: US-Schauspieler Jeremy O. Harris in Japan wegen Drogenschmuggels festgenommen

Der aus der Serie "Emily in Paris" bekannte US-Schauspieler und Dramatiker Jeremy O. Harris ist laut Medienberichten in Japan wegen mutmaßlichen Drogenschmuggels festgenommen worden. Harris sei Mitte November am Flughafen der Insel Okinawa mit 0,78 Gramm Gramm einer Substanz erwischt worden, die das Aufputschmittel MDMA enthielt, berichtete die "Okinawa Times" am Donnerstag. Japan gehört zu den Ländern mit den strengsten Drogen-Gesetzen der Welt, bei Drogenbesitz droht Gefängnis.

Gift in Bohnen mit Speck: Frau wegen Mordversuchs an Noch-Ehemann verhaftet

Weil sie ihrem Noch-Ehemann ein mit Blauem Eisenhut vergiftetes Essen aus Bohnen und Speck vorsetzte, sitzt eine 59-Jährige in Nordrhein-Westfalen in Haft. Der Frau aus Velbert im Landkreis Mettmann wird versuchter Mord vorgeworfen, wie die Polizei in Mettmann und die Staatsanwaltschaft Wuppertal am Freitag berichteten. Ihr Ehemann, mit dem sie in Trennung lebt, überstand die Giftattacke.

Tödlicher Sturz von 91-Jähriger: Urteil wegen Körperverletzung mit Todesfolge

Nach einem tödlichen Sturz einer 91-Jährigen in Berlin ist deren Sohn wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht in der Bundeshauptstadt sah es nach Angaben einer Sprecherin am Freitag als erwiesen an, dass der beim Prozessauftakt im November 64-jährige Angeklagte seine betagte Mutter geschubst hatte.

Textgröße ändern: