Deutsche Tageszeitung - Brückeneinsturz in Frankreich: Lkw war deutlich zu schwer

Brückeneinsturz in Frankreich: Lkw war deutlich zu schwer


Brückeneinsturz in Frankreich: Lkw war deutlich zu schwer
Brückeneinsturz in Frankreich: Lkw war deutlich zu schwer / Foto: ©

Der Brückeneinsturz im Südwesten Frankreichs mit zwei Todesopfern wurde vermutlich durch einen zu schweren Lastwagen ausgelöst. Der am Montag in den Fluss Tarn gestürzte Lkw habe "mehr als 40 Tonnen" gewogen, sagte der Bürgermeister des Ortes Mirepoix-sur-Tarn, Eric Oget, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Das Fahrzeug war damit mehr als doppelt so schwer wie das zulässige Höchstgewicht von 19 Tonnen auf der Hängebrücke. Die französische Regierung stellte Kommunen Hilfe bei der Überprüfung baufälliger Brücken in Aussicht.

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"Es war ein Laster in Übergröße, die Brücke ist zusammengebrochen", sagte Bürgermeister Oget. Die französische Umwelt-Staatssekretärin Emmanuelle Wargon äußerte sich vorsichtiger und sprach von einer "Hypothese". Die Generalstaatsanwaltschaft werde nun auf Grundlage einer technischen Untersuchung "die Fakten feststellen", sagte sie dem Sender LCI.

Wargon verwies darauf, dass die Brücke noch 2017 überprüft worden sei. Auch eine Kontrolle 2018 habe keine sichtbaren Schwachstellen ergeben.

Der Schwerlaster diente nach Angaben der örtlichen Behörden zum Transport von Baumaschinen. Er gehörte einer Baufirma der Region nördlich der Großstadt Toulouse, deren Büros nach dem Unglück durchsucht wurden.

Der Fahrer des Lkw kam bei dem Unglück ums Leben. Er galt zunächst als vermisst, seine Leiche wurde am Montagabend aber geborgen. Das zweite Todesopfer ist eine 15-Jährige, die während des Unglücks mit ihrer Mutter im Auto die Brücke überquerte. Die Mutter konnte aus dem Fluss gerettet werden. Nicht bestätigt wurden Zeugenangaben zu einem dritten Fahrzeug, das zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke gewesen sein sollte.

Die Regierung stellte Kommunen Hilfe bei der Überprüfung womöglich baufälliger Brücken in Aussicht: Staatssekretärin Wargon sagte, möglich sei etwa ein "Inventar" solcher Bauwerke mit den Gemeinden, um nötige Sanierungsmaßnahmen und Kosten festzustellen.

Zuerst müssten aber die genauen Ursachen für den Brückeneinsturz nördlich von Toulouse feststehen, betonte Wargon. "Erst dann wissen wir, ob es ein Problem mit dem Tragwerk dieser Brücke gab, und ob Brücken dieser Art oder alle Brücken anders überwacht werden müssen."

Die Metallbrücke stammte aus dem Jahr 1931 und war 2003 zuletzt restauriert worden. Experten kritisieren, dass die französische Regierung seit Jahren zu wenig Geld in die Infrastruktur investiert. Sie fürchten ein ähnlich verheerendes Unglück wie im August 2018 in der italienischen Stadt Genua, wo beim Einsturz der Morandi-Brücke 43 Menschen ums Leben kamen.

In einem Expertenbericht im Auftrag der französischen Regierung war im vergangenen Jahr von 4000 reparaturbedürftigen Brücken im Land die Rede. Bei sieben Prozent der Brücken wurden ernste Mängel festgestellt.

(Y.Ignatiev--DTZ)