
Schmuck von unschätzbarem Wert aus Grünem Gewölbe in Dresden gestohlen

Spektakulärer Diebstahl in Dresden: Einbrecher haben am Montagmorgen im Historischen Grünen Gewölbe Juwelenschmuck von unschätzbarem Wert entwendet. Es seien eine Brillantengarnitur und zwei Diamantengarnituren gezielt aus einer Vitrine gestohlen worden, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, Marion Ackermann. Der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, bezeichnete die Kollektionen als "eine Art Weltkulturerbe". Die sächsische Landesregierung und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zeigten sich schockiert.
Die drei Juwelengarnituren aus dem frühen 18. Jahrhundert umfassen Syndram zufolge insgesamt 94 Schmuckstücke. Sie befanden sich wie sieben weitere Schmuckgarnituren in Vitrinen. Ob sämtliche Stücke gestohlen wurden, wurde wegen der noch laufenden Spurensicherung zunächst nicht mitgeteilt. Nach den Worten von Syndram gibt es nirgendwo in Europa eine vergleichbare Sammlung.
Die Fahndung nach den Tätern blieb zunächst erfolglos. Nach Angaben des Dresdner Polizeipräsidenten Jörg Kubiessa fahndeten bereits wenige Minuten nach der Einbruchsmeldung um 04.59 Uhr 16 Streifenwagen nach den Verdächtigen. Zudem wurden kurz darauf die an Dresden grenzenden Polizeibezirke, die Polizei in Brandenburg und die Bundespolizei informiert.
Nach Polizeiangaben gingen die Täter "zielgerichtet" auf die Vitrine mit den Schmuckstücken zu und zertrümmerten diese. Kubiessa zufolge gab es zunächst keine Erkenntnisse, ob sie Insiderwissen hatten.
Es handelt sich demnach um mindestens zwei Einbrecher, die durch ein Erdgeschossfenster im Residenzschloss, in dem sich das Grüne Gewölbe befindet, eindrangen und auf diesem Weg vermutlich auch flüchteten, wie Kriminaldirektor Volker Lange sagte. Die Täter, die der Sicherheitsdienst auf Videos sah, hatten zuvor das Gitter durchtrennt und die Scheibe eingeschlagen.
Ein genauer finanzieller Schaden lässt sich nach Angaben der Kunstsammlungen nicht beziffern. "Wir können keinen finanziellen Wert angeben, weil es unverkäuflich ist", sagte Ackermann. Viel höher als der Materialwert sei der kunsthistorische Wert der vollständigen Juwelenensembles, die als "Staatsschatz des 18.Jahrhundert" gelten. Grütters erklärte: "Dieser Raub von Stücken, die unsere Identität als Kulturnation ausmachen, trifft uns ins Herz."
Im Zusammenhang mit dem Einbruch prüft die zehnköpfige Sonderkommission einen zeitgleichen Brand eines Elektroverteilers in der Nähe des Tatorts. Dadurch waren in der Dunkelheit unter anderem Straßenlampen ausgefallen. Auch ein Fahrzeugbrand werde geprüft, sagte Kriminaldirektor Lange. Es sei nicht auszuschließen, dass es sich um das Täterfahrzeug handle.
Der Fall erinnert an den aufsehenerregenden Diebstahl einer hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Der Diebstahl der Münze "Big Maple Leaf" mit einem Verkaufswert von 3,75 Millionen Euro machte Ende März 2017 weltweit Schlagzeilen. Die Dresdner Ermittler wollen hier die Tatmuster prüfen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich bestürzt über den Raub im berühmten Grünen Gewölbe. "Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen", erklärte er. "Man kann die Geschichte unseres Landes, unseres Freistaats nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens." Landesinnenminister Roland Wöller (CDU) sprach von einem "Anschlag auf die kulturelle Identität aller Sachsen".
Die Räume des Historischen Grünen Gewölbes, das seinen Namen durch die teils malachitgrüne Bemalung erhielt, entstanden bereits im 16. Jahrhundert. Ab 1723 baute sie der sächsische Kurfürst und polnische König August der Starke zur Schatzkammer aus. Im Zweiten Weltkrieg wurden das Residenzschloss und mit ihm Teile des Grünen Gewölbes weitgehend zerstört. Das Schloss wurde in den vergangenen Jahren wiederhergestellt.
(W.Budayev--DTZ)