Deutsche Tageszeitung - Weltweit wachsende Sorge vor dem Coronavirus

Weltweit wachsende Sorge vor dem Coronavirus


Weltweit wachsende Sorge vor dem Coronavirus
Weltweit wachsende Sorge vor dem Coronavirus / Foto: ©

Angesichts der sprunghaft zunehmenden Krankheitsfälle in China wächst weltweit die Angst vor dem neuartigen Coronavirus. Die Bunderegierung bereitet sich nach eigenen Angaben auf eine mögliche Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan vor. Nach Washington und Tokio kündigte auch Paris an, seine ausreisewilligen Staatsbürger aus Wuhan auszufliegen. Die Mongolei schloss ihre Grenze zu China, die Volksrepublik verlängerte die Neujahrs-Ferien um drei Tage.

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Die chinesischen Behörden meldeten am Montag 2760 Erkrankte, 700 mehr als am Vortag. Zudem gab es 6000 Verdachtsfälle. Die Zahl der Toten stieg demnach auf 81.

Ein Forscherteam der Hongkonger Universität vermuten auf Grundlage mathematischer Modelle sogar mehr als 40.000 Infektionen. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass sich die bislang begrenzte Epidemie zu einer Pandemie ausweiten könnte", warnte Teamleiter Gabriel Leung. Dafür seien rasche "drakonische" Beschränkungen der "Mobilität" der Menschen nötig.

Die chinesischen Behörden versuchen bereits, die Ausbreitung des Virus mit Hilfe drastischer Reisebeschränkungen zu stoppen. Neben der Millionenmetropole Wuhan, wo das Virus im Dezember seinen Ausgang genommen hatte, steht inzwischen praktisch die gesamte Provinz Hubei unter Quarantäne. Mehrere Großstädte, darunter Peking und Shanghai, setzten zudem den Verkehr von Überlandbussen aus.

Um eine Weitergabe des Virus am Arbeitsplatz zu verhindern, verlängerte die Zentralregierung in Peking die landesweiten Ferien zum chinesischen Neujahr bis Sonntag. Als erstes ranghohes Mitglied des Politbüros reiste Ministerpräsident Li Keqiang in die zentralchinesische Provinz Hubei und ihre Hauptstadt Wuhan.

Malaysia, das vier Virus-Erkrankte hat, kündigte am Montag an, für Reisende aus Hubei vorläufig keine Visa mehr auszustellen. Aus Sorge, das Virus könnte auch die Mongolei erreichen, schloss die Regierung in Ulan Bator die knapp 4700 Kilometer lange Grenze zu China. Bis 2. März sollen darüberhinaus Schulen und Universitäten geschlossen bleiben, alle Massenveranstaltungen wie Konferenzen, Sportkämpfe und Konzerte sowie Reisen wurden untersagt.

Das Virus hat inzwischen rund ein Dutzend weitere Länder erreicht, darunter die USA, die am Sonntag einen fünften Infektionsfall meldeten, Australien sowie, als erstes europäisches Land, Frankreich. Österreich meldete am Montag zwei neue Verdachtsfälle, zwei vorherige hatten sich nicht bestätigt. Viele der Erkrankten kamen aus Wuhan. Fünf der elf Millionen Einwohner dort haben laut Bürgermeister Zhou Xianwang zum Neujahr die Stadt verlassen.

Nach den USA und Japan will nun auch Frankreich seine Staatsbürger aus Wuhan ausfliegen, wenn sie das wünschen. Die Bundesregierung zieht nach den Worten von Außenminister Heiko Maas (SPD) ebenfalls mögliche Evakuierung von ausreisewilligen Deutschen "in Betracht". Welche Gebiete davon betroffen sein könnten, war zunächst unklar. "Wir prüfen und bereiten uns auf alle Optionen vor", sagte Maas. In Wuhan und seiner Umgebung halten sich derzeit laut Auswärtigem Amt rund 90 Deutsche auf.

Das Auswärtige Amt riet schon zuvor von Reisen in die gesamte Provinz Hubei ab; bei Reiseplänen für andere Teile des Landes solle eine Absage oder Verschiebung erwogen werden. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, schätzte die Gesundheitsgefahren durch das Virus in Deutschland aber als "sehr gering" ein. Deutschland sei zudem "absolut gut vorbereitet" auf mögliche Infektionsfälle, betonte Wieler im ZDF.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, reiste unterdessen nach Peking, um mit Regierung und Experten über weitere Maßnahmen zu beraten. Nach einer Krisensitzung vergangene Woche hatte die WHO zunächst darauf verzichtet, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Zur Begründung hieß es, dass es außerhalb Chinas "keine Hinweise" auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Krankheitserregers gebe.

(P.Vasilyevsky--DTZ)