Deutsche Tageszeitung - Brasilianischer Richter untersagt Missionierung von Amazonas-Völkern wegen Corona

Brasilianischer Richter untersagt Missionierung von Amazonas-Völkern wegen Corona


Brasilianischer Richter untersagt Missionierung von Amazonas-Völkern wegen Corona
Brasilianischer Richter untersagt Missionierung von Amazonas-Völkern wegen Corona / Foto: ©

Wegen der Infektionsgefahr mit dem Coronavirus hat ein brasilianischer Richter christliche Missionierungsversuche bei isoliert lebenden Stämmen im Amazonasgebiet untersagt. Evangelistische Missionare dürfen nach der Entscheidung von Richter Fabiano Verli keinen Kontakt zu den Stämmen im Javari-Tal am Amazonas aufnehmen, wie die Organisation Survival International am Freitag (Ortszeit) mitteilte.

Textgröße ändern:

Die Entscheidung des Richters richtet sich vor allem gegen die evangelistische US-Gruppe Ethnos 360, die Geld zum Kauf eines Hubschraubers gesammelt hatte, um isolierte Stämme im brasilianischen Amazonasgebiet missionieren zu können. Der Richter begründete seine Entscheidung mit der besonderen Anfälligkeit der isoliert lebenden Ureinwohner für von außen eingeschleppte Krankheiten. Eine Kontaktaufnahme setze sie großen Gefahren aus.

Der Jurist Eliesio Marubo von der Organisation zum Schutz der Ureinwohner Univaja begrüßte die Entscheidung. Bei einem Verstoß gegen das Urteil droht eine Geldstrafe von umgerechnet 175 Euro pro Tag. Durch die spanische Eroberung Südamerikas im 16. Jahrhundert starben fast 95 Prozent aller Ureinwohner, meist durch eingeschleppte Krankheiten.

Bislang wurden unter den Ureinwohnern Brasiliens 23 Infektionen mit dem Coronavirus registriert, drei Menschen starben. In Brasilien liegt die Zahl der nachgewiesenen Infektionen bei 33.700, rund 2100 Menschen starben. Der Höhepunkt der Infektionswelle wird für Mai erwartet.

Zum Leiter der Behörde zum Schutz isolierter Stämme hat der rechtsradikale Staatschef Jair Bolsonaro den Ex-Missionar Ricardo Lopes Dias ernannt. Survival International hatte dagegen im Februar heftig protestiert. Bolsonaro, der sich mehrfach rassistisch über Ureinwohner geäußert hat, treibt auch die Abholzung des Regenwalds aus wirtschaftlichen Gründen voran.

(Y.Leyard--DTZ)

Empfohlen

Verwaltungsgericht bestätigt Waffenentzug für AfD-Mitglieder in Sachsen-Anhalt

Das Verwaltungsgericht Magdeburg hat den Widerruf der waffenrechtlichen Erlaubnisse von drei aktuellen und früheren Mitgliedern der AfD in Sachsen-Anhalt unter Verweis auf die Einstufung des Landesverbands der Partei als gesichert rechtsextrem bestätigt. Aus den Unterlagen des Landesverfassungsschutzes werde "in einer Gesamtschau deutlich, dass die AfD Sachsen-Anhalt nach außen eine kämpferisch-aggressive Haltung gegenüber den elementaren Grundsätzen der Verfassung einnehme", erklärte das Gericht am späten Donnerstag zu Begründung seiner Entscheidung. Diese ist noch nicht rechtskräftig. (Az. 1 A 149/23 MD, 1 A 191/23 MD und 1 A 201/23 MD)

Militärjunta ruft nach Beben in Myanmar für sechs Regionen den Notstand aus

Nach dem schweren Erdbeben in Myanmar mit zahlreichen Verletzten hat die dort herrschende Militärjunta für sechs Regionen des Landes den Notstand ausgerufen. In einem außergewöhnlichen Schritt bat die Militärjunta wegen der Katastrophe zudem um internationale Hilfe, wie ihr Sprecher am Freitag mitteilte.

Festnahme bei Durchsuchung wegen Menschenhandels für Prostitution in Sachsen

Ermittler haben bei einer Durchsuchung wegen des Einschleusens von Ausländern und Menschenhandels zur Prostitution in Sachsen eine Frau festgenommen. Sie kam in Untersuchungshaft, wie die Bundespolizei in Halle in Sachsen-Anhalt am Donnerstagabend mitteilte. Der 58-Jährigen aus dem sächsischen Chemnitz wird vorgeworfen, seit 2022 illegal in Deutschland lebende chinesische Frauen in ihrem Wohnungsbordell aufgenommen und damit nicht angemeldete Prostitution ermöglicht zu haben.

Vater vergewaltigt acht eigene Kinder: Lange Haft und Sicherungsverwahrung

Das Landgericht im sächsischen Chemnitz hat einen Vater einer Großfamilie wegen Vergewaltigung von acht seiner eigenen Kinder und eines fremden Kinds zu zehn Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem ordnete das Gericht Sicherungsverwahrung gegen den 65-Jährigen an, weil für ihn eine fortdauernde Gefährlichkeit prognostiziert wurde, wie eine Sprecherin am späten Donnerstag mitteilte.

Textgröße ändern: