Deutsche Tageszeitung - Bundesweite Corona-Inzidenz steigt erstmals auf über 1500

Bundesweite Corona-Inzidenz steigt erstmals auf über 1500


Bundesweite Corona-Inzidenz steigt erstmals auf über 1500
Bundesweite Corona-Inzidenz steigt erstmals auf über 1500

Eine Woche vor dem Auslaufen der meisten Corona-Auflagen haben die Gesundheitsämter einen neuen Rekordwert bei den Neuansteckungen gemeldet. Deutschland habe nun die "höchste Corona-Inzidenz in Europa", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg erstmals über die Marke von 1500 und erreichte einen Wert von 1526,8, wie das Robert-Koch-Institut am Sonntagmorgen mitteilte.

Textgröße ändern:

Lauterbach rief erneut eindringlich zu Corona-Impfungen auf: "Ungeimpfte sollten sich dringend impfen lassen", schrieb er. Sie seien derzeit "schutzlos". Die aktuelle Infektionsentwicklung fasste er so zusammen: "Tendenz steigt, viele Tote." Offensichtlich verhielten sich Ungeimpfte "jetzt oft unvorsichtig", weil sie wüssten, dass sie nicht schwer erkranken können, schrieb der Minister zur Erklärung der hohen Ansteckungszahlen.

Die Bundesregierung will die meisten Schutzauflagen dennoch am 20. März auslaufen lassen. Dann sollen nur noch so genannten Basis-Schutzmaßnahmen wie etwa eine Maskenpflicht in Alten- und Pflegeheimen gelten. Schärfere Regeln können für Corona-Hotspots - also Regionen mit besonders vielen Infektionen - verhängt werden. Dafür ist ein dann Beschluss des Landesparlaments nötig.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) monierte Lücken und Schwächen in dem Gesetzentwurf der Ampel-Koalition. "Im Grunde gibt es keine echten Schutzmaßnahmen mehr", sagte er der "Bild am Sonntag". "Damit stehen wir im Herbst neuen Mutationen schutz- und wehrlos gegenüber."

Hart ins Gericht ging Söder auch mit Lauterbach. "Der Bundesgesundheitsminister rechnet mit neuen Wellen und die Ampel schafft gleichzeitig alle Maßnahmen ab. Logisch ist das nicht mehr." Offenbar habe die Koalitionspartei FDP "unbedingt ihren Freedom Day durchsetzen" wollen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte davor, den Schutz vor Corona-Infektionen am Arbeitsplatz zu vernachlässigen. "Arbeitsschutz darf ab Ende März keinesfalls zur Privatsache der Beschäftigten werden", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel den Funke-Zeitungen vom Montag. "Die Pandemie ist eben noch nicht vorbei und deshalb bleibt Homeoffice – da wo es möglich ist – auch weiterhin nützliches Instrument, um Kontakte und damit Infektionsgefahren einzuschränken."

Ab 20. März laufen neben anderen Schutzmaßnahmen auch die 3G-Regel am Arbeitsplatz und die Homeoffice-Pflicht für Beschäftigte aus. Die Unternehmen können das Modell jedoch weiter anbieten.

Die Ampel-Regierung müsse aus dem "Großversuch" beim Homeoffice die richtigen Schlüsse ziehen und Arbeits- und Gesundheitsschutz im Homeoffice verbindlich regeln, sagte Piel. "Beschäftigte brauchen auch bei der Arbeit zu Hause eine gesundheitsförderliche Ausstattung und moderne Technik. Sie brauchen dringend Regeln gegen Entgrenzung von Arbeit, um psychische Belastungen zu reduzieren."

Angesichts steigender Infektionszahlen forderten Ärztevertreter Bund und Länder auf, über den 20. März hinaus an der Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen festzuhalten. "Das Tragen von Masken ist eine erprobte und einfache Schutzmaßnahme. Es wäre ein Fehler, dieses Mittel ohne Not aus der Hand zu geben", sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Funke-Zeitungen.

Die Corona-Inzidenzwerte steigen seit Tagen wieder deutlich an. Das RKI gab den Wert am Samstag mit 1496,0 an, am Sonntag kletterte er dann auf 1526,8. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen binnen 24 Stunden lag laut RKI-Informationen vom Sonntagmorgen bei 146.607. Am Vortag waren rund 237.000 Neuinfektionen gemeldet worden, vor einer Woche waren es 116.889. Die Gesamtzahl der registrierten Ansteckungsfälle in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie erhöhte sich auf 17.141.351.

Binnen 24 Stunden wurden laut RKI 50 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in Deutschland stieg damit auf 125.571.

(T.W.Lukyanenko--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Mehrheit der Beschäftigten will Arbeitszeit auf acht Stunden begrenzen

Beschäftigte in Deutschland sprechen sich einer Umfrage zufolge mehrheitlich für eine Begrenzung ihrer Arbeitszeit aus. 72 Prozent der Befragten wollen ihre tägliche Arbeitszeit dabei auf maximal acht Stunden begrenzen, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin mitteilte. DGB-Chefin Yasmin Fahimi kritisierte eine mögliche Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes angesichts dessen als "kontraproduktiv" und als "einseitige Verschiebung zulasten der Beschäftigten".

Hessisches Landeskriminalamt warnt vor berauschenden Liquids in E-Zigaretten

Das hessische Landeskriminalamt (LKA) hat vor Liquids mit berauschenden Inhaltsstoffen in E-Zigaretten und Vapes gewarnt. Sie seien mit hochwirksamen und schnell abhängig machenden synthetischen Cannabinoiden versetzt, teilte das LKA am Donnerstag in Wiesbaden mit. Beim Konsum drohten massive gesundheitliche Nebenwirkungen. Die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebten Liquids seien unter Namen wie "Görke", "Baller-Liquid" oder "Klatsch-Liquid" erhältlich.

Arztpraxen erzielten 2023 rund 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Kassenabrechnungen

Arztpraxen haben im vorvergangenen Jahr im Durchschnitt nur noch 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Abrechnungen mit Krankenkassen erzielt. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, war dies der niedrigste Wert seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2000. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen aus Privatabrechnung auf 28 Prozent. Im Jahr davor waren es 24,3 Prozent gewesen.

Anstieg der Beiträge: Krankenkassen fordern milliardenschweres Sparpaket

Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein Sparpaket in Milliardenhöhe vorgeschlagen, um den erwarteten starken Anstieg der Beiträge abzubremsen. Ohne umfassende Einsparungen würde der durchschnittliche Kassenbeitrag von aktuell 17,5 Prozent auf bis zu 19,1 Prozent im Jahr 2030 und 22,7 Prozent im Jahr 2040 ansteigen. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichen Stellungnahme des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen an die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Reformkommission hervor.

Textgröße ändern: