Deutsche Tageszeitung - Zahl geschätzter HIV-Neuinfektionen in Deutschland unverändert

Zahl geschätzter HIV-Neuinfektionen in Deutschland unverändert


Zahl geschätzter HIV-Neuinfektionen in Deutschland unverändert
Zahl geschätzter HIV-Neuinfektionen in Deutschland unverändert / Foto: © AFP/Archiv

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist im vergangenen Jahr weitgehend unverändert geblieben. 2021 infizierten sich schätzungsweise 1800 Menschen neu mit HIV und damit etwa so viele wie im Vorjahr, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag anlässlich des bevorstehenden Weltaidstags mitteilte. Die Zahl der Neuinfektionen liegt so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten.

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Allerdings könnte dem RKI zufolge wegen der Pandemie weniger auf HIV getestet worden sein, weshalb die Zahl der Neuinfektionen für 2021 tatsächlich unterschätzt werden könnte. Unabhängig davon seien die Fallzahlen "immer noch zu hoch", erklärte RKI-Chef Lothar Wieler.

Die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen bei homosexuellen Männern lag im vergangenen Jahr bei etwa 1100, was einem Rückgang von hundert Neuinfektionen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Etwa 340 Menschen infizierten sich 2021 beim intravenösen Drogenkonsum mit HIV. Etwa 440 Menschen steckten sich in Deutschland durch heterosexuelle Kontakte an.

Ende vergangenen Jahres lag damit die Zahl der Infizierten insgesamt bei 90.800. Schätzungsweise 8600 wussten demnach nichts von ihrer Ansteckung.

HIV wird in erster Linie durch Menschen übertragen, deren Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Etwa ein Drittel aller neudiagnostizierten Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild Aids.

HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. Die Daten liefern laut RKI deshalb nur begrenzte Informationen zur aktuellen Ausbreitung von HIV in Deutschland.

Der seit 2019 geschätzte Rückgang von Neuinfektionen ist demnach vermutlich auf die Einschränkung sexueller Kontakte und auf weniger Tests während der Coronapandemie sowie auf die Verhinderung von Neuinfektionen durch die sogenannte Präexpositionsprophylaxe zurückzuführen. Dabei handelt es sich um Medikamente, die HIV-negative Menschen einnehmen können, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

(P.Tomczyk--DTZ)