Deutsche Tageszeitung - PIK-Forscherin Wendt drängt zum Handeln gegen Gesundheitsrisiken durch Klimawandel

PIK-Forscherin Wendt drängt zum Handeln gegen Gesundheitsrisiken durch Klimawandel


PIK-Forscherin Wendt drängt zum Handeln gegen Gesundheitsrisiken durch Klimawandel
PIK-Forscherin Wendt drängt zum Handeln gegen Gesundheitsrisiken durch Klimawandel / Foto: © AFP/Archiv

Erst nach und nach rücken neben direkten Folgen der Erderwärmung auch die Konsequenzen der Klimakrise für die menschliche Gesundheit ins Bewusstsein. Am Sonntag befasst sich damit die UN-Klimakonferenz in Dubai. Die Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin Amanda Wendt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sieht "viele Aspekte des Klimawandels, die mit direkten und indirekten Gesundheitsrisiken in Verbindung stehen" - und drängt zum Handeln.

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Klar seien zunächst unmittelbare Hitzefolgen für den menschlichen Körper, die zu Erkrankungen bis hin zum Tod führen können, sagt die Leiterin der PIK-Arbeitsgruppe Klimawandel und Gesundheit der Nachrichtenagentur AFP. Hinzu komme die Ausbreitung von durch Insekten oder Zecken übertragenen Infektionskrankheiten wie Dengue- oder Zika-Fieber oder auch durch andere Tier-Mensch-Übertragungen von Erregern.

Weiter nennt Wendt "zunehmende Atemwegserkrankungen oder Asthma, mehr Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und generell Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Allgemeinbefinden". Weitere Gesundheitsfolgen ergeben sich demnach aus den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit.

Die Zahl der potenziell Betroffenen ist hoch. Wendt verweist auf Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach 3,6 Milliarden Menschen in Gebieten leben, die als "sehr anfällig" für Klimafolgen gelten - besonders in Subsahara-Afrika, Süd- und Zentralasien, Südamerika und in Inselstaaten. Aber auch in Europa seien in den vergangenen 40 Jahren bis zu 145.000 Todesfälle allein auf Extremwetter und dessen Folgen zurückzuführen gewesen.

"Besonders verletzliche Gruppen" seien weltweit Kinder, Frauen, arme Menschen, indigene Bevölkerungsgruppen, Geflüchtete, ältere Menschen "und alle, die ohnehin unter schwierigen Gesundheitsbedingungen leben", sagt die Forscherin. In Europa dürften Menschen in Städten wegen Verschmutzung und höherer Temperaturen stärker betroffen sein als die Landbevölkerung.

Als Gegenmaßnahmen empfiehlt Wendt in erster Linie die Begrenzung der Erderwärmung selbst, aber auch die bessere Anpassung an deren Folgen. Optionen seien Maßnahmen, die beispielsweise Hitzeauswirkungen verringern. Die Forscherin rät zudem zu einer "nachhaltigeren Landwirtschaft" und "dem Übergang zu gesunder, pflanzen-basierter Ernährung". Beides habe den Vorteil, dass es sowohl der Gesundheit als auch dem Klima nutze.

Außerdem müsse der Gesundheitssektor wegen der zu erwartenden höheren Belastungen gestärkt werden, sagt Wendt. Zudem hebt sie die Bedeutung eines Bewusstseinswandels hervor: "Wir selbst und die Gesellschaft insgesamt müssen die Wechselwirkungen zwischen Klima, Biodiversität und menschlicher Gesundheit sehen und ihnen hinreichende Bedeutung einräumen."

In Deutschland arbeitet das PIK gemeinsam mit der Berliner Charité an der Erforschung der Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit und den deshalb notwendigen Konsequenzen. Wendts Partnerin bei der Charité ist die Klima- und Gesundheitsexpertin Sabine Gabrysch.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt laut Wendt im Bereich Ernährung. Aber auch generell sei das Ziel der Kooperation zwischen Klima- und Gesundheitsforschung "Synergien zu erzeugen für die Untersuchung und Bewertung von Lösungen sowohl für Aspekte des Klimawandels als auch des Gesundheitsschutzes."

Bisher dafür in Europa getroffene Vorkehrungen bewertet die Forscherin als unzureichend. Zwar nehme das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken durch Klimawandel zu - auch seit der Veröffentlichung des Berichts "Gesund leben auf einer gesunden Erde" des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) in diesem Sommer und dem Aufbau eines Planetary Health Hub auf europäischer Ebene. Aber, sagt Wendt: "Mehr bleibt zu tun."

(L.Svenson--DTZ)

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