Deutsche Tageszeitung - Warken erwägt offenbar deutlich höhere Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte

Warken erwägt offenbar deutlich höhere Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte


Warken erwägt offenbar deutlich höhere Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte
Warken erwägt offenbar deutlich höhere Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte / Foto: © POOL/AFP/Archiv

Die Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte für Medikamente und weitere Leistungen könnten drastisch steigen. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Donnerstag berichtete, erwägt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) eine pauschale Anhebung um 50 Prozent. Warken erklärte dazu in Berlin, es würden verschiedene Optionen geprüft, es gebe aber "noch keine finale Entscheidung".

Textgröße ändern:

Für Medikamente müssten Versicherte im Fall einer 50-prozentigen Erhöhung der Zuzahlung künftig 15 statt bisher zehn Prozent des Arzneimittelpreises selbst zahlen. Der Mindestanteil stiege damit von fünf Euro auf 7,50 Euro, der Höchstbetrag von zehn auf 15 Euro. Für eine Krankenhausbehandlung würde pro Tag eine Zuzahlung von 15 statt zehn Euro anfallen.

Ziel der Überlegungen sei, die Finanzlücken in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung zu schließen, um Beitragserhöhungen zu vermeiden, erklärte dazu Warken. Dazu sei man "innerhalb der Regierung in guten Gesprächen".

"Um diese Finanzlücke zu schließen, werden verschiedene Optionen in den Blick genommen", erklärte die Ministerin weiter. "Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass diese Optionen dann auch alle umgesetzt werden." Eine Entscheidung über konkrete Maßnahmen gebe es noch nicht.

Kritik an den Überlegungen kam von den Grünen. "Statt das Ausgabenproblem im Gesundheitswesen endlich an der Wurzel zu packen, lässt Ministerin Warken jetzt die Patientinnen und Patienten zahlen", erklärte Fraktionschefin Britta Haßelmann. "Wer immer neue Ausnahmen für Klinikkonzerne zulässt und Rekordpreise der Pharmaindustrie hinnimmt, kann nicht im selben Atemzug höhere Zuzahlungen von Bürgerinnen und Bürgern verlangen, die krank sind", mahnte sie. "Das ist kein Reformkurs, das ist Arbeitsverweigerung und Konzeptlosigkeit."

"Der Weg, den Ministerin Warken einschlägt, ist unsozial und konzeptlos", erklärte auch der Grünen-Gesundheits- und Sozialpolitiker Armin Grau. "Die Zuzahlungen sind heute bereits hoch und belasten vor allem einkommensschwächere Haushalte erheblich", gab er zu bedenken.

Grau warf Warken ebenfalls vor, sie gebe "das Geld an den falschen Stellen aus", statt wirksame Reformen einzuleiten. So würden die noch vor dem Regierungswechsel beschlossene Krankenhausreform verwässert und "mit der Streubüchse vier Milliarden Euro über alle Kliniken verteilt". Dieses Geld fehle jetzt an anderer Stelle. Auch bei Arzneimitteln seien durch eine stärkere Preisbindung Einsparungen möglich, ebenso durch eine Reform der Notfallversorgung und ein Primärversorgungssystem.

Dem RND-Bericht zufolge machten die Zuzahlungen der Versicherten vergangenes Jahr insgesamt rund fünf Milliarden Euro aus. Davon sei etwa die Hälfte auf Medikamente entfallen. Die aktuellen Regelungen gelten demnach seit 2004.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Mehrheit der Beschäftigten will Arbeitszeit auf acht Stunden begrenzen

Beschäftigte in Deutschland sprechen sich einer Umfrage zufolge mehrheitlich für eine Begrenzung ihrer Arbeitszeit aus. 72 Prozent der Befragten wollen ihre tägliche Arbeitszeit dabei auf maximal acht Stunden begrenzen, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin mitteilte. DGB-Chefin Yasmin Fahimi kritisierte eine mögliche Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes angesichts dessen als "kontraproduktiv" und als "einseitige Verschiebung zulasten der Beschäftigten".

Hessisches Landeskriminalamt warnt vor berauschenden Liquids in E-Zigaretten

Das hessische Landeskriminalamt (LKA) hat vor Liquids mit berauschenden Inhaltsstoffen in E-Zigaretten und Vapes gewarnt. Sie seien mit hochwirksamen und schnell abhängig machenden synthetischen Cannabinoiden versetzt, teilte das LKA am Donnerstag in Wiesbaden mit. Beim Konsum drohten massive gesundheitliche Nebenwirkungen. Die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebten Liquids seien unter Namen wie "Görke", "Baller-Liquid" oder "Klatsch-Liquid" erhältlich.

Arztpraxen erzielten 2023 rund 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Kassenabrechnungen

Arztpraxen haben im vorvergangenen Jahr im Durchschnitt nur noch 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Abrechnungen mit Krankenkassen erzielt. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, war dies der niedrigste Wert seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2000. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen aus Privatabrechnung auf 28 Prozent. Im Jahr davor waren es 24,3 Prozent gewesen.

Anstieg der Beiträge: Krankenkassen fordern milliardenschweres Sparpaket

Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein Sparpaket in Milliardenhöhe vorgeschlagen, um den erwarteten starken Anstieg der Beiträge abzubremsen. Ohne umfassende Einsparungen würde der durchschnittliche Kassenbeitrag von aktuell 17,5 Prozent auf bis zu 19,1 Prozent im Jahr 2030 und 22,7 Prozent im Jahr 2040 ansteigen. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichen Stellungnahme des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen an die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Reformkommission hervor.

Textgröße ändern: