Deutsche Tageszeitung - Trotz Streits um Sparpaket: Barmer-Krankenkasse plant mit stabilem Zusatzbeitrag

Trotz Streits um Sparpaket: Barmer-Krankenkasse plant mit stabilem Zusatzbeitrag


Trotz Streits um Sparpaket: Barmer-Krankenkasse plant mit stabilem Zusatzbeitrag
Trotz Streits um Sparpaket: Barmer-Krankenkasse plant mit stabilem Zusatzbeitrag / Foto: © AFP/Archiv

Die Barmer-Krankenkasse plant unabhängig vom Ausgang des Streits zwischen Bund und Ländern um das Sparpaket für die Krankenkassen, den Beitragssatz im kommenden Jahr stabil zu halten. "Unsere Finanzlage lässt es zu, den Zusatzbeitrag auch 2026 bei 3,29 Prozent zu belassen", sagte Kassen-Chef Christoph Straub nach Angaben vom Mittwoch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Mit diesem Satz sind wir weiterhin gut aufgestellt."

Textgröße ändern:

Final werde der Verwaltungsrat die Entscheidung im Dezember fällen. Straub erklärte, die Barmer habe ihre gesetzlich vorgeschriebene Mindestrücklage schon im ersten Quartal 2025 komplett auffüllen können. Das habe mit einer vorsichtigen Kalkulation der Beiträge in den beiden vergangenen Jahren zu tun. "Diese vorsichtige Beitragspolitik hilft uns heute sehr", betonte er.

Straub geht davon aus, dass andere Krankenkassen den Beitrag Anfang 2026 anheben müssen, um ihre Rücklagen aufzufüllen. "In jeder Kassenart wird es zu Beitragssatzsteigerungen kommen." Jeder in der Branche wisse, dass der vom Bundesgesundheitsministerium festgelegte durchschnittliche Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent nicht ausreichen werde. "Wir gehen von 3,1 Prozent oder sogar noch mehr aus", prognostizierte der Chef der zweitgrößten deutschen Krankenkasse.

Der Bundesrat hatte am Freitag ein von Kabinett und Bundestag beschlossenes Sparpaket von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) für die gesetzlichen Krankenkassen gestoppt. Die Länderkammer schickte das Pflegekompetenzgesetz, an welches das Sparpaket geknüpft war, in den Vermittlungsausschuss. Das Paket sollte die Ausgaben der gesetzlichen Kassen 2026 um 1,8 Milliarden Euro senken.

Straub nannte das Vorgehen der Länder einen "unverantwortlichen und in dieser Form beispiellosen politischen Vorgang". Die Ablehnung des Sparpakets bringe die Krankenkassen in eine schwierige Lage, da sie in diesen Tagen ihre Haushalte für 2026 bei den Aufsichtsbehörden einreichen müssten. "Kommt kein Kompromiss zustande, droht eine Welle massiver Erhöhungen der Kassenbeiträge, die ihren Beginn Anfang 2026 nehmen wird", warnte der Barmer-Chef.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Mehrheit der Beschäftigten will Arbeitszeit auf acht Stunden begrenzen

Beschäftigte in Deutschland sprechen sich einer Umfrage zufolge mehrheitlich für eine Begrenzung ihrer Arbeitszeit aus. 72 Prozent der Befragten wollen ihre tägliche Arbeitszeit dabei auf maximal acht Stunden begrenzen, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin mitteilte. DGB-Chefin Yasmin Fahimi kritisierte eine mögliche Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes angesichts dessen als "kontraproduktiv" und als "einseitige Verschiebung zulasten der Beschäftigten".

Hessisches Landeskriminalamt warnt vor berauschenden Liquids in E-Zigaretten

Das hessische Landeskriminalamt (LKA) hat vor Liquids mit berauschenden Inhaltsstoffen in E-Zigaretten und Vapes gewarnt. Sie seien mit hochwirksamen und schnell abhängig machenden synthetischen Cannabinoiden versetzt, teilte das LKA am Donnerstag in Wiesbaden mit. Beim Konsum drohten massive gesundheitliche Nebenwirkungen. Die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebten Liquids seien unter Namen wie "Görke", "Baller-Liquid" oder "Klatsch-Liquid" erhältlich.

Arztpraxen erzielten 2023 rund 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Kassenabrechnungen

Arztpraxen haben im vorvergangenen Jahr im Durchschnitt nur noch 67 Prozent ihrer Einnahmen aus Abrechnungen mit Krankenkassen erzielt. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, war dies der niedrigste Wert seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2000. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen aus Privatabrechnung auf 28 Prozent. Im Jahr davor waren es 24,3 Prozent gewesen.

Anstieg der Beiträge: Krankenkassen fordern milliardenschweres Sparpaket

Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein Sparpaket in Milliardenhöhe vorgeschlagen, um den erwarteten starken Anstieg der Beiträge abzubremsen. Ohne umfassende Einsparungen würde der durchschnittliche Kassenbeitrag von aktuell 17,5 Prozent auf bis zu 19,1 Prozent im Jahr 2030 und 22,7 Prozent im Jahr 2040 ansteigen. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichen Stellungnahme des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen an die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Reformkommission hervor.

Textgröße ändern: