Deutsche Tageszeitung - Deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane aus türkischem Gefängnis entlassen

Deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane aus türkischem Gefängnis entlassen


Deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane aus türkischem Gefängnis entlassen
Deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane aus türkischem Gefängnis entlassen / Foto: ©

Die deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane ist nach fast zweieinhalb Jahren aus türkischer Haft entlassen worden. Die 52-Jährige sei in der Nacht zum Donnerstag überraschend aus dem Gefängnis freigekommen, teilte ihre Anwältin Newroz Akalan mit. "Sie hat nicht damit gerechnet", fügte die Juristin hinzu.

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Ein Gericht entschied der Anwältin zufolge aber auch, dass die eigentlich in Köln lebende Sängerin die Türkei weiterhin nicht verlassen dürfe. Cane halte sich derzeit in Istanbul auf und plane, ihre Familie in Manisa im Westen der Türkei zu besuchen, sagte Akalan. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Donnerstag zu dem Fall lediglich, Cane werde weiterhin konsularisch betreut.

Hozan Cane, deren Geburtsname Saide Inac lautet, war kurz vor der türkischen Parlaments- und Präsidentenwahl im Juni 2018 festgenommen worden, als sie in Edirne eine Wahlkampftour der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) begleitete. Im November 2018 wurde sie wegen "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Die türkischen Behörden sehen in Cane ein Mitglied der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und stützen sich dabei nach Angaben ihrer Familie auf Fotos, welche die Sängerin mit Kämpfern der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) zeigen. Diese Bilder entstanden nach Angaben von Canes Angehörigen im Zuge eines Dokumentarfilms über die Verfolgung der Minderheit der Jesiden im Irak.

Auch Canes Tochter Gönül Örs wird von den türkischen Behörden der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verdächtigt. Ihr Prozess in Istanbul sollte am Donnerstag fortgesetzt werden. Die Verurteilung Canes ebenso wie die zwischenzeitliche Inhaftierung ihrer Tochter waren in Deutschland auf scharfe Kritik gestoßen.

(A.Nikiforov--DTZ)

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